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Michael We.

FRÄKMÜNDT: Uufwärts E D'Föuse

Twelve points go to ...


FRÄKMÜNDT: Uufwärts E D'Föuse
Genre: Alpinfolk
Verlag: Steinklang
Erscheinungsdatum:
Winter 2010
Medium: CD-EP
Preis: ~9,00 €
Kaufen bei: Steinklang


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Etwas überrascht war ich schon von der Ankündigung, dass FRÄKMÜNDT sich am Eurovision Song Contest 2011 beteiligen wollen, diesem weichgespülten und konzeptlosen Wettbewerb überwiegend nebensächlicher Musik. Aber bei genauerem Hinsehen hat die Idee Sinn, denn die Schweizer Alpinfolker verkörpern die Ursprungsidee der damals noch 'Grand Prix' betitelten Konkurrenz: Sie liefern mit "D'Draachejongfer" (Bewerbungsvideo) – einem nicht ganz FRÄKMÜNDT-typischen Lied, schon allein wegen der Frauenstimme – einen Beitrag in Landessprache, der auf Sitten und Gebräuche ihrer Heimat verweist. Leider hat das Quartett, fast parallel zur Fertigstellung dieses Artikels, die allerletzte Runde im Schweizer Vorausscheid verpasst und ist aus den übrig gebliebenen zehn Teilnehmern (von 500) nicht unter die letzten drei gewählt worden. Damit entgeht uns die erste und vermutlich für alle Zeiten einzige Chance, auf NONPOP einen möglichen ESC-Gewinner zu feiern, den wir schon weit im Vorfeld ausführlich gewürdigt haben, als noch gar keine Rede von einem 'Lied für Düsseldorf' war.

Ungeachtet der Aufmerksamkeit, welche die Contest-Bewerbung in Form von Reviews und Artikeln in den vergangenen Monaten mit sich brachte, machen FRÄKMÜNDT einfach weiter ihre Musik, so wie schon auf "Losid Vo Bärge Ond Tal" (NONPOP-Besprechung) und "Urbärglieder" (NONPOP-Besprechung): Alpinfolk mit Schlagzeug, Gitarre, Akkordeon und verschrobenem, urigem – meist männlichem – Gesang auf Schwyzerdütsch. Neben KÄTHI (Akkordeon), CHREGU (Komposition und Interpretation, Gitarre, Bass, Akkordeon, Maultrommel, Mundharmonika, Perkussion) und RES (Gesang und Thematik, Maultrommel, Mundharmonika, Perkussion) gehört inzwischen auch ANNELI offiziell zur Band. Sie spielt mit der Drehleier dasselbe Instrument wie in ihrer Hauptband ELUVEITIE (dort als ANNA MURPHY), außerdem Flöte und Bass. Nebenbei ist sie es, die dem ESC-Song "D'Draachejongfer" ihre Stimme leiht.

Waren die "Urbärglieder", das erste Vollzeitalbum der Schweizer, noch eine Sammlung von thematisch nicht miteinander verbundenen Schweizer Sagen und Geschichten, ist "Uufwärts E D'Föuse" ('Hinauf Auf Den Felsen') eine rund 30minütige Konzept-EP: FRÄKMÜNDT haben die Besteigung eines Berges vertont, den Weg hinauf in eine nahezu unberührte Alpenwelt.
Am Anfang steht der im europäischen Alpengebiet verbreitete Alpsegen ("Aupsääge", 01): Kuhglocken läuten, Alphörner blasen (erinnert mich ein wenig an "Glory Glory Hallelujah"), wir sind augenblicklich in der Welt der Schweizer Berge, und der gewohnt urige Mundartgesang begrüßt den Morgen. Mit dem Titelstück "Uufwärts E D'Föuse" (02) beginnt der Aufstieg. Es ist eines der beschwingten, typischen FRÄKMÜNDT-Lieder mit Gitarre, Schlagzeug und Akkordeon. Hier spielt allerdings auch eine Trompete mit, die dem Song einen Schuss Wehmut verleiht. Der Gesang wechselt sich zwischen Solo und Chor ab, vervollständigt den beschwingten 'Bergauf-Eindruck': ein romantisches Wanderlied. Die Nacht in den Bergen ist verregnet ("S'Nachtet Y", 03), aber umso malerischer. Eine traurige Gitarrenmelodie mit Flöte, dazu der Text mehr erzählt als gesungen – hier ist große Ähnlichkeit mit einigen Vorträgen von STURMPERCHT vorhanden; ein Mitglied teilen sich ja beide Gruppen. "Schyne" (04) symbolisiert den Sonnenaufgang, wieder mit flottem Schlagzeugbeat und Gitarre, der kehlige Männergesang erzählt vom Glitzern der Sonnenstrahlen auf dem Gletscher. "Höttehöck" (05), das Ausruhen in der Berghütte, klingt entsprechend fröhlich (und feucht), inklusive einiger Jodler, die zum großen Finale überleiten: "Stouz Ond Frey" ist sicher der beste Song, den FRÄKMÜNDT bisher produziert haben. Alpinfolk, Neofolk, Ur-Folk – was auch immer, eine Hymne auf Natur, Freiheit und inneren Frieden sind die energiegeladenen viereinhalb Minuten. Akkordeon, Gitarre, Geige und Drehleier werden dicht zusammengepackt, und der Text spricht für sich, auch für Nichtschweizer (siehe Karte unten). Das für diese EP etwas aus dem Rahmen fallende Dark Ambient-Stück "Bärgtröim" (07) führt mit diversen Geräuschen, düsteren Sounds und Kuhglocken zum Schluss wieder hinunter ins Tal.

FRÄKMÜNDT werden mit jeder Veröffentlichung (noch) besser. Die 26 Minuten sind ein harmonisches Ganzes, als ob die vier Schweizer ihre endgültige Ausdrucksform gefunden hätten. "Uufwärts ..." reiht viele schöne Lieder aneinander, die allesamt ein Flair von Fahrtenliedern haben, sehr frei, energisch und naturverbunden. Ein gelungenes Artwork rundet die Sache ab, ähnlich wie bei der jüngsten ÀRNICA-Veröffentlichung (NONPOP-Besprechung) sind Cover und CD reich verziert und es liegen zwei Kärtchen mit allen Texten bei. Das Jahr fängt hervorragend an!



 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» ausführliches NONPOP-Interview mit FRÄKMÜNDT
» Hörproben
» FRÄKMÜNDT @ myspace

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Zusammenfassung
Die Schweizer werden mit jeder Veröffentlichung (noch) besser. "Uufwärts ...", eine Themen-EP, reiht viele schöne Lieder aneinander, die allesamt ein Flair von Fahrtenliedern haben, sehr frei, energisch und naturverbunden. Ein gelungenes Artwork rundet die Sache ab. Hervorragend!

Inhalt
Percht17
Mini-Album
Klappcover
2 Einleger

01 Aupsääge (1:45)
02 Uufwärts E D'Föuse (4:41)
03 S'Nachtet Y (2:52)
04 Schyne (5:23)
05 Höttehöck (4:42)
06 Stouz Ond Frey (4:38)
07 Bärgtröim (2:29)
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