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Michael We.

ÀRNICA: Numancia

Fall und Zerstörung einer Stadt


ÀRNICA: Numancia
Genre: Neofolk
Verlag: Ahnstern
Erscheinungsdatum:
Winter 2010
Medium: CD-EP
Preis: ~9,00 €
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DANIEL, SAUL und CARLES beschäftigen sich auf ihrer neuen EP mit einer kleinen Stadt, die Großes geleistet hat. Die heimatverbundenen Ur-Folker aus Katalonien, genauer gesagt aus Barcelona, besingen und betrauern Numancia (deutsch: Numantia), das wichtigste respektive einzige Widerstandszentrum des Spanischen Krieges gegen die Römer. Numancia lag im nördlichen Spanien, malerisch auf einem Plateau von etwa 1.100 Metern Höhe. Rund 300 vor Christus hatten eingewanderte Kelten die Siedlung übernommen. Ab 143 v. Chr. kämpften 6.000 Numantier gegen eine Armee von 60.000 Römern, hielten zehn Jahre lang einer massiven Belagerung stand. Im Jahr 133, als bereits viele Numantier an Krankheit oder Hunger gestorben waren, sich umgebracht oder aus Verzweiflung Familienmitglieder getötet und gegessen hatten, gelang es den stark dezimierten Römern unter Konsul SCIPIO (dem Jüngeren), in die Stadt einzudringen. Viele Verbliebene töteten ihre Familien und dann sich selbst, so dass zwar schlussendlich Numancia erobert, die Numantier aber nicht bezwungen wurden. Vor Wut ließ SCIPIO alles dem Erdboden gleich machen und suchte sich 50 überlebende Bewohner für einen Triumphzug aus.
Der musikalische rote Faden zieht sich also von der wilden Schönheit des ursprünglichen Städtchens bis hin zur völligen Vernichtung, vermutlich legten die Römer nach der Eroberung Feuer.



Die erste Szene ("Castro Arévaco", 01) klingt dementsprechend zart und romantisch, obgleich die Instrumentierung gewohnt urig daherkommt: Schellen, dumpfe Trommeln – ein Markenzeichen von ÀRNICA –, Dudelsack (o.ä.), Gitarre, Akkordeon. Ebenfalls knarzig sind die Vocals, eine Mischung aus wehmütiger Rezitation, unterbrochen ab und an von einem rauen Chor. Begleitet wird dieser Einstieg von dem sich wiederholenden Geräusch eines Schwertes, welches aus der Scheide gezogen wird – ein Hinweis auf den bevorstehenden Krieg. Alt, unendlich alt wirkt diese Musik von ÀRNICA. Mit field recordings beginnt das nächste Stück ("Corona De Moncayo", 02), es scheint Abend zu sein. Hektik, die Trommeln schlagen schneller, offenbar steht die Mobilmachung bevor. Allein die Flöte hält die romantische Stimmung durch, der inbrünstige, einschwörende Männerchor mischt sich wie zuvor mit Sprechgesang. Eine tiefe Traurigkeit durchzieht alle Lieder, ist oft an ein Instrument oder eine Stimme gekoppelt, hier an die verlorene Frauenstimme, die den Song abschließt. In "Asedio" (03) beenden urtümliche Bläser die Nacht, das Akkordeon wird untermalt nur von Stöckeschlagen und zum Schluss von Marschschritten. "Bajo La Sombra Del Buitre" (04) und "Humo Y Llama" (05) sind ein Stück, das schönste der EP. Sakral und feierlich wie eine Beschwörung scheint sich die Bevölkerung von Numancia ihre eigene Stärke ins Bewusstsein zu rufen. Andererseits könnte es sich auch um eine Totenmesse handeln, mit priesterlichem, schamanischem Chorgesang, zu dem später wieder die urigen Trommeln sowie einige mittelalterlich klingende Instrumente einsetzen. Sehr mächtig und urwüchsig klingt diese Passage. (Der dritte und vierte Track sind übrigens unter Beteiligung der mir unbekannten spanischen Ein-Mann-Formation L'HORRIBLE PASSION entstanden, die ebenfalls in Barcelona angesiedelt ist.) "Numancia Invicta" (06) besteht hauptsächlich aus betrüblicher Rezitation, häufig fällt das Wort 'Danke', vielleicht für das Überleben bis hierhin. Akkordeon und Flöte sind so wehmütig, so zerrissen wie nie zuvor, militärische Drums auf der anderen Seite verkörpern offenbar die Sieger. Zum Schluss knistert es, vermutlich das Feuer, das die Stadt bis auf die Grundmauern niederbrennt. Noch ein kurzer, entfernter Frauengesang ("Deiuoreigis", 07), dann ist die zehnjährige (nach anderen Angaben waren es sogar zwanzig Jahre der Belagerung) Tragödie zuende.

Ur-Folk, das können ÀRNICA. Ich weiß nicht, wer die Bezeichnung überhaupt erfunden hat, aber er muss dabei unter anderem diese drei Spanier im Sinn gehabt haben, so knorrig und altehrwürdig klingt ihre handgemachte, archaische Musik. Sie zieht den Hörer sofort in andere Welten, es riecht nach Moos, Erde und Vergangenheit. Ihre Texte sind dieses Mal teilweise in Keltiberisch, der Sprache der Einwohner von Numancia verfasst – also in der laut Lexikon einzigen südlich der Pyrenäen belegten keltischen Sprache –, was natürlich den geschichtsträchtigen Eindruck verstärkt. AHNSTERN spendiert dazu eine aufwendige Verpackung mit Klappcover in Übergröße, Grundriss der Stadt inklusive Belagerungsring, verzierter CD (siehe Bild unten) sowie erklärendem Text plus zwei beigelegten Kärtchen mit alter Schrift und Malerei (siehe Bild oben). Wer mit SVARROGH, SANGRE CAVALLUM (beide auch auf AHNSTERN) oder STURMPERCHT etwas anfangen kann, wird mit "Numancia" sehr glücklich sein; meine erste starke Empfehlung 2011!



 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Hörproben
» ÀRNICA @ NONPOP ("Southern European Folk Compendium")

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» ÀRNICA: Viejo Mundo

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Zusammenfassung
Ur-Folk, das können ÀRNICA. Knorrig und altehrwürdig klingt ihre handgemachte, archaische Musik. Sie zieht den Hörer sofort in andere Welten, es riecht nach Moos, Erde und Vergangenheit. Hier betrauern sie den Fall Numancias im Spanischen Krieg gegen die Römer. Erste starke Empfehlung 2011!

Inhalt
Ahnstern47

01 Castro Arévaco (2:55)
02 Corona De Moncayo (4:36)
03 Asedio (2:04)
04 Bajo La Sombra Del Buitre (0:47)
05 Humo Y Llama (4:19)
06 Numancia Invicta (4:50)
07 Deiuoreigis (0:54)

~ 20 min.
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