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Michael We.

LOVAC (DOWN IN JUNE): Apes Of A Cold God

Tolles Debüt der Ex-Coverband


LOVAC (DOWN IN JUNE): Apes Of A Cold God
Genre: Neofolk
Verlag: Soleilmoon
Erscheinungsdatum:
November 2011
Medium: CD
Preis: ~16,00 €
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Ich habe das Gerücht noch im Ohr, dass DOWN IN JUNE eigentlich die neuen Songs von DEATH IN JUNE hätten einspielen sollen. Er selbst wolle nicht mehr an die Instrumente beziehungsweise ans Mikrofon, schrieb DOUGLAS P. in einer Rundmail. Nun hat er es sich offenbar doch anders überlegt und singt auf seinem neuen Album "Peaceful Snow" zumindest selbst, begleitet von einem Klavierspieler. Die Zusammenarbeit mit DOWN IN JUNE scheint somit ein einmaliges Projekt gewesen zu sein, beschränkt auf die vor zwei Jahren erschienene, launige Cover-CD mit – von DOUGLAS P. persönlich autorisierten – neu eingespielten 'DIJ-Hits'. Die vier in Malmö (Schweden) arbeitenden Musiker zogen die Konsequenz, benannten sich in LOVAC um und veröffentlichen nun ihr starkes Debüt mit eigenen Songs.

Bis auf das erbärmliche, nach verirrten DEATH IN JUNE-Fans fischende und verpixelte Cover mit Goldrand erinnert (fast) nichts an die Zusammenarbeit. Ein wenig Akustikgitarre hier, ein Glöckchenglissando dort und die sporadische Snare drum – das sind die seltenen, hauchzarten musikalischen Verbindungen, die sich herstellen lassen. Ansonsten wirken LOVAC auf mich wie eine Mischung aus MENACE RUINE, den WALKABOUTS, CRIME & THE CITY SOLUTION und NAEVUS, also irgendwo zwischen Punk, Wave und düsterem Folkrock.
Ausgerechnet der erste Song nach dem Intro, "Murder", klingt dann doch noch kurz nach Cover, beginnt wie "Little Black Angel", aber das geht schnell vorbei. Er ist das erste von wirklich vielen Highlights, eine traurig-romantische Ballade mit Bass, Gitarre, Schellen und Santur, vor allem aber dem hinreißenden Duett aus ANDERS CARLSSON und ERICA LI, einer verzweifelt flehenden Männer- und einer (hier) zurückhaltenden, sanften Frauenstimme. "March Of Pride" ist düsterer, Tod und Verwesung wehen in Form von kühlen Soundelementen durch das Lied; knarzend und kaum zuzuordnen erzählt die Stimme ("everything and everyone must burn"), angetrieben durch Bass und Trommel, vom Krieg. In "Fiend" kommt der Dämon zum Vorschein, geisterhafte Elemente wispern um die Gedanken von ANDERS und ERICA, die Stimmen vereint zu einer einzigen, rezitierenden, beschwörenden. "Filth Of A Paradise" huldigt frühem Wave, der Bass wummert und der analoge Synthie hallt die Melodie passend zur leicht verzerrten, verrückten Stimme. Unglaublich, wie viele energiegeladene Songs diese Band am Stück hinlegt! Wieder versponnener und stark nach einer WALKABOUTS-Ballade klingt der Titeltrack. Alles fügt sich, Mann und Frau zwischen die starke Trommel, weiche Drones zwischen Gitarre und Geräusche. In "Human/Race" wechseln sich die beiden Vocals ausnahmsweise ab, die Akustikgitarre bekommt mehr Raum, ein harmonischer, aber dennoch apokalyptischer Chor trägt den Song im Mittelteil. Der düstere Trenner "Crkveno Zvono II" schließt den ersten, besseren Part von "Apes Of A Cold God" ab; der zweite fällt, was Ideenreichtum und Qualität angeht, leicht ab.
Textlich geht es sehr neofolkig zu, alles dreht sich um Krieg, Untergang, die Frage nach der Zukunft der Menschheit und Zweifel an der Existenz eines Gottes. Neben vielen eigenen Texten verwenden LOVAC – vor allem zum letzten Thema, Atheismus – auch Fragmente von KARL MARX, ANTONIN ARTAUD und PERCY BYSSHE SHELLEY.

Was für ein hochwertiges Debüt! Allein die geballte Qualität im vorderen Teil erreichen andere in Jahren nicht. Zu empfehlen sind ANDERS CARLSSON, ANDREAS CATJAR, MARTIN KRALL und ERICA LI einer breiten Zuhörerschaft: Allen, die mit den zahlreichen genannten Bands etwas anfangen können – vor allem die Ähnlichkeit zu den WALKABOUTS schimmert immer wieder durch. Allen, die auf gitarrenorientierten Neofolk stehen, denn in Kombination mit den Texten klingen LOVAC an manchen Stellen doch nach den Klassikern. Und allen, die gerne ohne jeden Vergleich eine große Bandbreite an düsteren, morbiden, apokalyptischen Wave-/Folksongs genießen. Wenn es den vier Bandmitgliedern noch gelingt, ihren speziellen LOVAC-Charakter durch ein ganzes Album hindurch spürbar werden zu lassen – was auf "Apes Of A Cold God" vor allem mit den Duetten und während der ersten Hälfte klappt –, prognostiziere ich dieser neu benannten Gruppe eine große Zukunft!

 
Michael We. für nonpop.de



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Zusammenfassung
Erstes eigenes Album der Ex-DIJ-Coverband. Und was für eines! V.a. die erste Hälfte besticht durch eine Reihe von Songs zwischen Wave und Folkrock, zwischen WALKABOUTS und MENACE RUINE. Apokalyptische Texte (u.a. von MARX oder ARTAUD) sowie Akustikgitarre schlagen die Brücke zum Neofolk. Empfehlung!

Inhalt
01 Crkveno Zvono I (0:53)
02 Murder (3:43)
03 March Of Pride (4:12)
04 Fiend (3:53)
05 Filth Of A Paradise (4:05)
06 Welcome (1:12)
07 Apes Of A Cold God (3:40)
08 Human/Race (2:20)
09 Crkveno Zvono II (2:21)
10 Spider/General (1:18)
11 Pull The Trigger (4:45)
12 I Spell B (3:08)
13 Promet (0:53)
14 City & Solitude (4:02)
15 Visitors From China (1:14)
16 War (Cause & Effect) (4:27)
17 Cruel Ruler (2:59)
18 Just Like Your Father (5:29)
19 Crkveno Zvono III (5:25)

ca. 60 min.
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