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Michael We.

O. CHILDREN: ~

Gesang aus dem Grab neben JOY DIVISON


O. CHILDREN: ~
Genre: Post-Punk
Verlag: Deadly People
Erscheinungsdatum:
Oktober 2010
Medium: CD / LP
Preis: ~15,00 €
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Ich habe mir vorgenommen, während der nächsten paar Zeilen hemmungslos zu jubeln. So hemmungslos, dass ich zum Beispiel ausnahmsweise dem ZILLO rechtgebe, der BRAVO für Goths, die ich aus uralter Verbundenheit noch abonniert habe: Ja, O. CHILDREN sind wahrlich der Newcomer des Monats, wenn nicht sogar des Jahres. Was fallen mir – und tausend anderen Schreibern – Vergleiche ein: Die WHITE LIES natürlich (NONPOP-Besprechung), weil die Briten auch dem modernen Post-Punk zugerechnet werden und ihr Debüt im vergangenen Jahr ebenfalls aus dem Nichts kam und für Furore bis hin zum ersten Platz in den UK-Charts sorgte. PETER MURPHY, INDOCHINE, WALL OF VOODOO, NEW ORDER, AND ALSO THE TREES ... Alles ist möglich, inklusive JOY DIVISION, mit denen aber nun spätestens seit "Control" (Besprechung) jeder verglichen wird, der schon mal eine Post-Punk-LP angefasst hat. Sänger TOBY nimmt es mit Humor und sagt: "It's not like no-one else sang low until IAN CURTIS came along."

Der Bandname ist – bis auf den Punkt nach dem O – ein Songtitel von NICK CAVE; auch dieser Vergleich ist übrigens möglich. 2008 löste sich die wesentlich elektronischere Vorgängergruppe BONO MUST DIE auf. Sänger TOBY und Schlagzeuger SLEATH gründeten in London zusammen mit GAUTHIER (Gitarre) und HARRY (Bass) den britisch-/ amerikanisch-/ französischen Nachfolger. Zwei Singles (Auflage 300 bzw. 500) waren per Mundpropaganda schnell ausverkauft, im vergangenen Jahr stellte zudem BBC RADIO 1 die Nachwuchshoffnung vor, mit 'New Grave' tauchte in der britischen Presse gar ein neuer Genrebegriff auf.
Nicht nur die vielen musikalischen Analogien lassen darauf schließen, dass zahllose Alben der 1980er-Jahre O. CHILDREN sozialisiert haben. Auch die Optik passt: Alle vier sind spargeldünn, zwischen 20 und 30 und tragen schlecht geschnittene Jacketts, welche die hängenden Schultern betonen, sowie Bübchenfrisuren (New Romantic lässt grüßen!). Beeindruckend: Der schwarze Riese (min. 2 Meter!) TOBIAS O'KANDIS mit dem Zombieblick, um dessen Bariton sich (fast) alles dreht.

Straighter Waverock (WHITE LIES), trockene Depression (JOY DIVISION), Wüstenstaub (WALL OF VOODOO) – trotz aller Vergleicherei trifft es nichts davon wirklich. O. CHILDREN liefern mehr Bombast, mehr Geigen, mehr Keyboards und eine unverkennbare Stimme. Ein paar wenige, synthetische Pianoklänge, nach 15 Sekunden der große Knall, und wir sind mittendrin in "Malo", dem Opener des selbstbetitelten Debüts. Nichts, aber auch gar nichts ist hier trocken. Zwar treiben Bass und Drums durch den Song, aber dazwischen sirren an allen Ecken und Enden die Geigen, die Gitarre macht Ausflüge, sogar ein Tamburin kleppert irgendwo. Am Küchentisch sitzt TOBY, seine so gut wie verlorene große Liebe besingend, die Verzweiflung fast schwülstig. "Dead Disco Dancer" verfrachtet sich allein durch den Titel in die 80er, Gitarre und Orgel verströmen Westernfeeling. Auch die SÜDDEUTSCHE hat den Song entdeckt, möchte "diesen Balu, der da singt, in den Arm nehmen" und (Vergleich) hat eine Ähnlichkeit des Refrains mit "No Milk Today" von den HERMAN's HERMITS ausgemacht, was tatsächlich stimmt. "Heels" wirkt fröhlicher, die fast euphorischen Synthies erinnern ... nein, das wäre einer zuviel. Auch das Organ von TOBY erhebt sich zum ersten Mal aus dem Grab, wird luftiger. "Smile" wiederum ist depressiv und puristisch, macht einen leisen Eindruck, so dass es einfacher fällt, sich auf TOBY (tieeeeef) und die Gitarre zu konzentrieren. "Ezekiel's Son" trägt ein poppiges Mäntelchen, das soulige Flair (einmal noch: ABC?) passt hervorragend zur Stimme. Von einigen Zeitschriften-Samplern als Appetizer in Umlauf gebracht, ist "Ruins" (siehe Video unten) eventuell schon bekannt und dazu einer der besten Songs: eine mächtige, instrumentale Hookline, um die Vocals herum reduzierter, und wenn alles zusammen trifft, wird ein großer mitreißender, melancholischer Fluss daraus. Die letzten drei Songs sind nicht mehr ganz so stark, dafür wartet nach kurzer Stille mit "Lily's Man" ein versteckter Track, den die Plattenfirma eigentlich gar nicht auf dem Album haben wollte: schnell, tanzbar und durchaus punkig.

So oft wie das eben erschienene Debüt von O. CHILDREN lief in diesem Jahr noch kein Album nacheinander in meinem Player. Es ist eine Verneigung vor vielen Künstlern (vor allem aus den 80ern), die ich gerne mag; TOBY hebt übrigens in Interviews immer wieder BAUHAUS hervor. Kein einziger Song ist allerdings bloße Kopie von irgendwem oder -was, zu viele Elemente und Genres (Dark Wave, Goth-Rock, Pop, Post-Punk ...) fließen ineinander. Zusammen gehalten wird die Melange von der samtig tiefen Stimme und einer allumfassenden Traurig- bis Düsterkeit, welche viele Lieder durchzieht. "Swing The Heartache!", wie es in einem alten BAUHAUS-Song heißt. Donnernder Applaus!


 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» O. CHILDREN @ twitter
» O. CHILDREN @ vimeo (Videoportal)
» Label DEADLY PEOPLE

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» O. CHILDREN: Apnea

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» O. CHILDREN mit 2. Album im Juni (Hörbeispiel!)

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Zusammenfassung
Die Londoner verneigen sich vor vielen Künstlern aus den 80ern, Sänger TOBY ist großer BAUHAUS-Fan. Kein einziger Song ist allerdings bloße Kopie von irgendwem oder -was. Zusammen gehalten wird die Melange von der samtig tiefen Stimme und einer allumfassenden Traurigkeit. Swing The Heartache!

Inhalt
01. Malo
02. Dead Disco Dancer
03. Heels
04. Fault Line
05. Smile
06. Ezekiel's Son
07. Ruins
08. Radio Waves
09. Pray The Soul Away
10. Don't Dig
11. Lily's Man (Hidden Track)
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