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Michael We.

FRÄKMÜNDT: Urbärglieder

Wer sind die alte Schwyzer gsy?


FRÄKMÜNDT: Urbärglieder
Genre: Alpinfolk
Verlag: Steinklang
Erscheinungsdatum:
Juli 2010
Medium: CD
Preis: ~13,00 €
Kaufen bei: Tesco


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Von dieser erst 2009 gegründeten Band werden wir noch hören, da bin ich mir ziemlich sicher. Allerdings unter der Prämisse, dass sich FRÄKMÜNDT hauptsächlich an die schlichten, handgemachten und fast folkloristisch anmutenden Lieder halten, die auf dieser ersten Kassette überwiegen und gut tun in hektischen, stets überproduzierten Zeiten.

So endete die NONPOP-Besprechung (in Gänze hier) des vor einigen Wochen erschienenen, ersten FRÄKMÜNDT-Werkes, eines 20-Minuten-Tapes. Am Anfang des Artikels zur eben veröffentlichten Vollzeit-CD steht nun ein dickes 'Jawoll!'. "Urbärglieder" geht genau in die richtige Richtung, nimmt die urige Seele mit, das herzliche und – im positiven Sinne – einfache Gemüt des Debüts.
CHREGU, RES und KÄTHI – drei Pseudonyme, wie ich vermute, denn zumindest hinter einem Namen verbirgt sich mit CHRISTOPH ZIEGLER (DÂNNÂGÔISCHD / VINTERRIKET / STURMPERCHT) ein alter Bekannter – bleiben sich treu und tragen alle 15 Lieder und Geschichten im alemannischen Dialekt der Zentralschweiz vor; 'Schwyzerdütsch' würde man bei uns sagen. "Eine Reise durch Landschaften und Sagenwelten der urig gebliebenen Regionen der Schweiz", heißt es im Booklet. Dabei klingen die meist von einer knorrigen Männerstimme gesungenen Texte so echt, dass hinter mindestens einem weiteren Pseudonym ein Schweizer Original stecken muss. Auch das Instrumentarium der 'Urfolker' wurde erfreulicherweise nicht erweitert, das Trio arbeitet hauptsächlich mit akustischer Gitarre, Akkordeon, Geige und Schlagzeug.



Die echte Band?

Zum Einstieg wird's 'perchtig', das Instrumental aus Akustikgitarre und Kuckucksruf endet in einem Meer von Hirtenglocken. Die folgenden vier Lieder sind bekannt, unterscheiden sich nur durch die leicht abgeänderte Reihenfolge vom Tape. Dabei stimmt das mysteriöse "Mondmöuchloch" mit seinen geflüsterten Lyrics über einem Ambientbett auf die wenigen Songs ein, die auf "Urbärglieder" nicht folkig sind. Aber selbst das funktioniert, wie wir gleich sehen werden.
"Herbschtmanet" (6) ist das erste neue Lied und gleich ein Anspieltipp. Mit der für FRÄKMÜNDT typischen Instrumentierung, zu der hier noch eine weich klingende Flöte spielt, verabschieden wir den Sommer, treiben die Tiere vor dem Herbst von der Alm in die Ställe. Musik und Lyrics des Refrains hat die Band aus einem Berner Volkslied ("Kühreihen zur Abfahrt von der Alp im Herbste") übernommen, dazwischen thematisiert sie mit eigenem Text das Problem der Abwanderung aus den Alpentälern und den damit verbundenen Verlust der Bräuche und Lebensweisen. An dieser Stelle ein Hoch auf das Booklet, das neben allen Texten auch zu jedem Track die Historie abdruckt. "Sennetuntschi" (7) ist eines der hörspielartigen Stücke, die Sage von drei Knechten, die sich eine Puppe aus Stroh bauen, welche schließlich lebendig wird. Im Hintergrund tutet und jammert es, experimentell wie eine Jamsession von allerlei Instrumenten mit Eigenleben. Auch das später folgende "De Stier Vo Uri" (12) ist eine dieser fast hörbuchartigen Vertonungen, sehr stimmungsvoll mit Schellen und flächigen Ambientdrones erfahren wir vom Rezitator, warum der Kanton Uri einen Stierkopf im Wappen hat.



In der Mitte des Albums stellt "Simelibärg" den unbestrittenen Höhepunkt dar, eine Hommage an das älteste Volkslied der Schweiz, das "Guggisberglied", welches – wie könnte es anders sein – von einer tragischen Liebe berichtet. Urig, wie aus einem Berg kommend singt die Männerstimme zu einer einfachen, traurigen Melodie, begleitet von wenigen Instrumenten. Ein Chor (schön allein schon der Name: "Bözbärger Heimwehchörli") führt ein und verabschiedet. So wenig kann so mächtig wirken; das zentrale Geheimnis dessen, was die drei Musiker als 'Urfolk' bezeichnen.
Auch die Schweiz hat ihren Drachen, mit einer Portion Wehmut besungen wie fast alle anderen Figuren, Geschichten und Sagen auf "Urbärglieder": "Wörmer" (11) ist mit Gitarre, Flöte, Akkordeon, Schlagzeug und der höhligen Stimme (klingt ab und an doch ein wenig wie DÂNNÂGÔISCHD) ein weiteres Kleinod. Nach einem besonders urig-knurrigen Stück ("Tüüfusbrogg", 13) wird es kurz militärisch: Eine Snare Drum erzählt das Schicksal der Schweizerregimenter unter Napoleon ("Beresinalied", 14), bevor zum Schluss ("Soubannerzog", 15) eine von Schellack gezogene original 'Schwyzerörgeli' in die Fastnachtszeit führt.

Wo wir gerade beim Thema 'Humor' sind: Ich kann die "Urbärglieder" bedenkenlos allen empfehlen, denen STURMPERCHT zu spaßig sind. Selbst wenn es wie in "Soubannerzog" klanglich eher lustig zugeht, behalten sich FRÄKMÜNDT einen hohen Grad an Ernsthaftigkeit, ohne jedoch verbissen zu wirken. Es klingt eher wie das Nachspüren eines – manchmal eben auch heiteren – Volksliedes. Musikalisch durchaus mit österreichischen Alpinfolkern zu vergleichen, vor allem was den knurrigen Gesang angeht, machen die Schweizer einen originalgetreueren Eindruck, verwenden zum Teil ursprüngliche Texte und Melodien. Obwohl ich nie in einer Alpenregion gelebt habe, verspüre ich bei diesen Klängen Heimweh; "den Sagen und fast vergessenen Liedern der alpinen Regionen der Schweiz" wird mit viel Herz neues Leben eingehaucht, so wie es das (STURMPERCHT-)Label PERCHT verspricht. Sicher eines der besten Alpin-/ Ur-/ Neofolkdebüts der vergangenen Jahre, für Alpenfreaks auch in verschiedenen limitierten Boxen mit allerlei Zubehör zu erstehen.

Wer sind die alte Schwyzer gsy,
Die fromme Heldeväter?
E röischi, wildi Kumpäny,
Voll Füür u. Blitz sind's druf u dri
Äs wien äs glades Wätter.

Was sind die alte Schwyzer gsy?
Sä zäch wie buechi Chnebel,
Verschlosse wien ä Opferbüchs,
Durtribe wien äs Näscht voll Füchs
Und gschliffe wie nü Sebel.

Wie sind die alte Schwyzer gsy?
Schier gar wie hüt die junge.
Blöiß d'Stubeli sind nid'rer gsy,
Si hend si bucke müeße dri,
Vorusse, wer hett's zwunge?

Wie sind die alte Schwyzer gsy?
Voll Gschpäss und Lumperye.
Siä giltmerglych und fry wie Schoiff.
Im Liebe blind, im Hasse teuff,
Und langsam im Verzyhe.

MEINRAD LIENERT (Schweizer Mundartdichter, 1865-1933)
Teile des Textes werden in "Die alte Schwyzer" (3) verwendet

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Hörbeispiel "Herbschtmanet"
» Hörbeispiel "Wörmer"
» FRÄKMÜNDT @ myspace
» STURMPERCHT @ myspace
» DÂNNÂGÔISCHD @ myspace

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Zusammenfassung
Hier verspürt jeder Heimweh, selbst wenn er noch noch nie in den Alpen war. Musikalisch durchaus mit STURMPERCHT zu vergleichen, machen die Schweizer einen 'originaleren' Eindruck, verwenden zum Teil ursprüngliche Texte und Melodien. Mit viel Herz erweckt das Trio die alte Schweiz zum Leben!

Inhalt
15 Lieder
67 Minuten
1000 Exemplare
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