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Dominik T.
The Encyclopedia Of Dutch Black Metal
The Definitive Guide To Dutch Black Metal
Kategorie: Rezension
Erstellt: 19.04.2010
Wörter: 1065
Artikelbewertung:
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Jeder weiß, dass in unserem Nachbarland Holland alles noch ein bisschen degene …äh liberaler ist als bei uns. Deshalb nimmt es auch nicht wunder, dass in Holland schon seit jeher eine sehr aktive Black Metal Szene ihr Unwesen treibt. Für den Rotterdamer VINCENT MEELHUYSEN, der selbst Gitarrist in drei verhältnismäßig bekannten holländischen Black Metal Bands war (LIAR OF GOLGOTHA, FUNERAL WINDS und ISRATHOUM), scheint dies ab 2004 Grund genug gewesen zu sein, in einer „The Encyclopedia Of Dutch Black Metal“ all diese Bands für die Nachwelt zu dokumentieren. Vincent benutzt für sein Unternehmen recht hochgestochen den Begriff „Book“, was suggeriert, man bekäme bei Bestellung ein solches. Dem ist jedoch nicht so. „Dickes Fanzine“ mit einfachem, nichtsdestotrotz professionellen Layout wäre die richtige Bezeichnung. Enzyklopädie-typisch ist in diesem dicken Fanzine also jeder Band (bzw. Projekt), die Herr Meelhuysen recherchieren konnte und die irgendwann einmal in Holland aktiv war, ein Eintrag gewidmet. In diesem wird zunächst einmal das Logo bzw. der Schriftzug (so weit bekannt) reproduziert und manchmal auch ein Photo. Im Anschluss folgt eine Bandgeschichte, sowie Wissenswertes über den musikalischen Stil und die dahinterstehende Weltanschauung. Meelhuysen hält sich bei all dem mit einer eigenen Meinung weitestgehend zurück, d.h. auch „extreme“ NS-Bands schildert er mit nonchalanter Indifferenz, macht aber für die Uninformierten schon deutlich, welche Bands zu den wichtigen gehören und nennt die musikalischen, historischen oder szeneinternen Gründe dafür. Da er zusätzlich in sehr vielen Einträgen die persönlichen Erinnerungen und Einschätzungen betreffender Musiker zitiert (die ihn per Brief/E-Mail/Telefon usw. erreichten), wird das auch, trotz selten anzutreffender eigener Meinung, nur dann langweilig, wenn die besprochene Band schon öde ist. Stilistische Glanzleistungen dürfen natürlich nicht erwartet werden.
Die Encyclopedia schafft es insgesamt auf fast 300 Einträge, ein spontaner Test ergab allerdings, dass „Metal-Archives“ bei der Filterung "Holland" und "Black Metal" auf 377 Ergebnisse kommt. Online-Datenbanken sind eben aktueller, aber immerhin: MEELHUYSEN konnte Projekte auftreiben, die auf Metal-Archives nicht gelistet sind. So konnte ich Dank der Enzyklopädie auf VEGHE stoßen, ein Projekt, welches seine Texte in Altholländisch schreibt und seit 1997 aktiv ist (aber noch nie etwas veröffentlichte). Außerdem bietet Metal-Archives natürlich nicht diesen Rundum-Service an Band- und Musikbeschreibung. Hier allerdings sieht man sich manchmal mit der kuriosen Situation konfrontiert, dass eine eigentlich unbedeutende Band seitenweise abgehandelt wird und eine eigentlich wichtigere mit ein paar Zeilen abgespeist wird. Meelhuysen schreibt jedoch im Vorwort, dass dies nichts mit persönlichen Vorlieben zu tun hat, sondern einfach damit, dass ihn manche eben couragierter mit Informationen fütterten als andere. Bei manchen Projekten war er auch allein auf Recherche in alten Fanzines angewiesen. Trotz meines verhältnismäßig spärlichen Wissens im Bereich des holländischen Black Metals, kann ich dennoch konstatieren, dass Meelhuysen die Balance in der Regel hält, d.h. bei Bands, die aus bestimmten Gründen wichtig sind, über die jedoch kaum noch etwas herauszufinden ist, hat sich Meelhuysen offenbar besonders angestrengt, durch alte Fanzine-Zitate doch noch etwas Brauchbares zu präsentieren. Somit kann man ihm nicht vorwerfen, die ganz wichtigen obskuren Geheimtipps zu kurz abgehandelt zu haben, nur weil kaum etwas herauszufinden war. Bestes Beispiel hier APATOR, ein von 1988 bis in die frühen Neunziger aktives Projekt, welches – ähnlich ABRUPTUM – nicht im Metalsinne Black Metal spielte, sondern seinen Stil „Vocal Hate“ nannte. Soll heißen, es war eigentlich nur Geschrei mit Titeln wie „You Would Love to Suck Apator`s Cock. He won`t Let You Do it!!“ zu einer extrem blutigen Liveperformance. Über APATOR heißt es im einflußreichen DAEMONIUM AETURNUS Mag (Zitat stammt nicht aus dem Enzyklopädieeintrag, sondern aus meiner Sammlung): "APATOR is the masturbating Untermensch. Bless his impure mind. APATOR is untouchable. He represents the Age of Contradictions." Hätte sich APATOR damals mit dem sicherlich geistesverwandten august/">ODAL zusammengetan, was aber aufgrund unsichtbarer Subkulturgrenzen anscheinend damals nicht möglich war, hätten auch Freunde von WHITEHOUSE, GEROGERIGEGEGE und Co das Treiben mitbekommen und APATOR wären heute vielleicht weniger unbekannt. An diesem Beispiel wird ersichtlich, die Lektüre lohnt sich für Black Metal Fans, die es genau wissen wollen. Die großen Bands der glorreichen holländischen Black Metal-Historie, allen voran BESTIAL SUMMONING, die ihren noisigen Black Metal oft improvisierten und von EURONYMOUS & Co in Norwegen besonders gehasst wurden, weil es hieß, sie würden ihren Satanismus ja gar nicht "ernst nehmen" (Das war natürlich strengstens verboten.), aber auch die originellen COUNTESS, CHORONZON und EXMORTES werden informationsreich dargestellt. Ferner lädt es dazu ein, sich mit zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Projekten wie mit den "Avantgardisten" von OMNIHIEROPHANTOM, BHAOBHAN SIDHE, die ein frühes Beispiel für Industrialeinflüsse im Black Metal abgeben (Der Kopf dahinter, CONSCICIDE, der auch BESTIAL SUMMONING mitgründete, verübte 2008 Suizid.) oder FUTURE TENSE zu beschäftigen. Letztere spielten um 1984 einen JUDAS PRIEST-artigen Stil, der etwas mit den heute in aller Munde seienden THE DEVIL'S BLOOD vergleichbar ist (die wiederum, seltsamerweise sowohl auf Metal-Archives als auch in der hier besprochenen Enzyklopädie fehlen). Auffallend ist noch, dass Meelhuysen aufgrund der historischen Wichtigkeit die Flamen von ANCIENT RITES mitaufnahm, die eigentlich aus dem belgischen Teil Flanderns kommen. An sich völlig richtig, wieso sollten einem kulturbewussten Black Metaller solche künstlichen Landesgrenzen scheren, aber warum hat er dann nicht auch andere Bands aus dem belgischen Teil Flanderns aufgenommen? Witzigerweise sind ebenfalls MELECHESH verzeichnet, die (fast) geschlossen vom Heiligen Land ins unheilige Holland übersiedelten, das macht sie jedoch streng genommen nicht zu Holländern, egal. Weiter wunderte mich, dass man die Death Metal-Größe ASPHYX in der Enzyklopädie findet. Nichts dagegen, diese manchmal künstliche Grenze zwischen Death und Black Metal aufzulockern, aber warum fehlt dann THANATOS? Nun, man muss den Autor verstehen, wer dazu Ja sagt, nimmt auch PESTILENCE auf und schlussendlich landet man bei GOREFEST (Ihr Debüt war noch im klassischen AUTOPSY-Stil, großartiges Album.) oder gar THE GATHERING, deren Debüt „Always...“ (1992) sich noch mit PARADISE LOST und TIAMAT hatte messen können und dann hat man den Salat.
THE ENCYCLOPEDIA OF DUTCH BLACK METAL ist für 5 Euro + 5 Euro Porto eine lohnenswerte Anschaffung, für weitere 2 Euro sendet MEELHUYSEN weitere, seit 2004 entstandene Aktualisierungen mit (so erklärt es sich warum das bisher letzte Beispiel originell holländischen Black Metals URFAUST nicht in der Enzyklopädie auftaucht, sie sind in der Aktualisierung enthalten. Es gehörte auch anfangs zum Bandkonzept die Herkunft nicht zu verraten, worauf MEELHUYSEN Rücksicht nahm).
Komisch nur, dass Meelhuysen das Geld immer jeweils in bar will, davon sollte man sich jedoch bei einer Bestellung nicht abhalten lassen.
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Zusammenfassung
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Inhalt
ca 300 Einträge, 102 Seiten Din A4, Glanzpapier, Schwarz/weiß, + Updates seit 2004
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