Die Seite wird geladen... einen Moment bitte.
Michael We.

TUNNG: ...And Then We Saw Land

Eine Liebeserklärung


TUNNG: ...And Then We Saw Land
Genre: Folk
Verlag: Full Time Hobby
Erscheinungsdatum:
März 2010
Medium: CD
Preis: ~15,00 €
Kaufen bei: Amazon


Schrift vergrößern Schrift verkleinern

You whisper prayers into the dark.
Up to a god in whom you've never believed.
You always do.
aus "Bullets" (CD "Good Arrows", 2007)

Mike, Becky, Martin, Phil, Ash, Sam und ich kennen uns schon eine ganze Weile. Drei Alben lang, um genau zu sein. Das Sextett aus England, besser bekannt als TUNNG, ist seit seinem Debüt "Mother's Daughter And Other Songs" (2005) zu einem der prominentesten Folktronika- / Elektrofolk-Vertreter aufgestiegen. Gigs bei großen Festivals, Artikel in diversen Zeitschriften zeugen davon. Ihr neues, viertes Album "...And Then We Saw Land" bekam gerade vom ROLLING STONE in einer kurzen, aber positiven Besprechung dreieinhalb Sterne, ein Ritterschlag. Was TUNNG dann hier zu suchen haben? Nun, in ihnen steckt immer noch genug NONPOP, wie ich finde. Die Briten haben ein im Musikbusiness selten gewordenes Alleinstellungsmerkmal: Sie klingen immer und überall, jederzeit wiedererkennbar, nach TUNNG, nichts anderem. Und berühmt, oder zumindest bekannter werden durften auch schon andere von uns früh mit Sympathie bedachte Künstler wie BABY DEE, ANTONY oder MARISSA NADLER.

Es wäre zu einfach, TUNNG nur als verspielte und verspulte Blumenkinder zu sehen, obwohl ihre Lieder viel von Wiesen- und Kräuterfolk haben und außerdem so frei und sinnlich klingen, wie es sich selbst der überzeugteste Hippie kaum erträumen könnte. Auch die Optik würde passen: Mit Wuschelbart und Kleidchen sehen alle Beteiligten so aus, als wären sie mitten in einen Wald gestellt worden, um nun Bäume zu umtanzen. Ihre Songs sind aber schlicht und einfach zu intelligent, zu verschachtelt, um nur aus romantischen Träumen bestehen zu können. Elektronische Spielereien werden behutsam untergewoben, Utensilien wie Küchenreibe, Quietscheente, Handy oder Maschinengewehr organisch verbunden mit dem zarten Lagerfeuerfolk. SIMON & GARFUNKEL treffen MÚM, ARCADE FIRE trinken Tee mit NICK DRAKE, und wenn es Abend wird, spielt eine irische Folkband mit Keltenmystik und ganz viel Wald im Hintergrund auf.
Viele der Geschichten, welche die Band erzählt, wirken wie aus einer "Alice im Wunderland"-Welt. Immer überraschend, mit kruden Wendungen. Kleine Mädchen werden zu Hasen. Eine große Liebesgeschichte endet mit einem hinterhältigen Mord. Die Band reist zur Sonne und explodiert auf dem Weg dahin. Auch metaphysische Fragen werden eingebunden, nach dem Sinn des Lebens – siehe oben im kurzen Auszug aus "Bullets". Einfach, frei, verträumt, versponnen, überraschend, intelligent, nachdenklich, melancholisch – so sind TUNNG, und ihre Lieder perlen stets wohltuend wie warmes Wasser am Körper entlang.
In den vergangenen drei Jahren, seit der letzten Veröffentlichung, ist allerdings Einiges geschehen, was auch den Sound der Band und damit des neuen Albums beeinflusst hat. Einschneidend: Songschreiber und Bandkopf SAM GENDERS verließ die Sechsergruppe, über Gründe ist wenig bekannt. Dieser Schritt hatte unmittelbar Auswirkungen auf die Arbeitsweise von TUNNG. Bis dato schloss sich GENDERS zusammen mit Tüftler und Produzent MIKE LINDSAY in ein kleines Londoner Kellerstudio ein, schuf die Grundlage für neue Songs, und der Rest der Band kam dann und wann vorbei und lieferte Ideen und Instrumente zu. Das Kollektiv fing den Weggang auf, alle haben zum ersten Mal während der kompletten Produktionsphase zusammen gearbeitet. "...And Then We Saw Land" klingt dementsprechend voller, nach mehr Menschen, zwischendurch auch poppiger und strukturierter als alle Vorgänger. Es verliert aber auch ein Stück des freien Geistes, der alle bisherigen TUNNG-Alben durchwehte.

"Hustle" (1), die neue Single, eröffnet das Album. Freundlicher, warmer, frühlingshafter und ungeheuer beschwingter Countryfolk, der schon zwei Dinge über 'TUNNG 2010' aussagt: Elektronische Bestandteile haben leicht abgenommen, scheinen innerhalb der Lieder keine so große Rolle mehr zu spielen. Und, sehr lobenswert, die wunderbar zarte Stimme von BECKY JACOBS übernimmt einen Vollzeitjob, unterstützt MIKE LINDSAY bei fast jedem Song, was zu einigen hinreißenden Duetten führt. Beseelt schauen wir während des Openers in den Himmel, hören dazu aber eine gar nicht so fröhliche Liebesgeschichte. Typisch TUNNG eben, wie auch die nächsten Lieder.
"It Breaks" (2) gibt sich geheimnisvoll, inklusive Text. Ein leises, gefühlvolles Zwiegespräch mit Blumenmädchen BECKY im Vordergrund, zwischendurch eine Brassband und das wunderbar klapprige Schlagzeug. Es folgen drei Songs, wie sie nur eine Folkband von der Insel hinbekommen kann, mystisch und mit Wurzeln, die vor hunderten von Jahren in Britannien angefangen haben, zu wachsen: "Don't Look Down Or Back" (3) klingt nach CLANNAD und Wald, im Mittelteil ein Gänsehaut verursachender Chor aus Freunden und Bekannten, der auch an anderen Stellen des Albums eingesetzt wird. Die E-Gitarre dazu grüßt Richtung STEELEYE SPAN. Auch "The Roadside" (4) könnte ein aufgefrischtes, britisches Traditional sein, und "October" (5) eine moderne Version von "Scarborough Fair", wieder im Duett Mann-Frau, deren Stimmen sich umschlingen.
Mit "Sashimi" (6) steht in der Mitte des Albums plötzlich ein funkiger Folkrock-Song, bevor mit "With Whiskey" (7) das Highlight erstrahlt. Lagerfeuer, nur Schlagzeugbesen und Akustikgitarre, ein zu Tränen rührender, wunderschöner, funkelnder und hoffnungslos melancholischer Akustiksong, selbstverständlich mit BECKY und MIKE, verschmolzen zu einer Stimme. Ein Instrumental zwischen Minimal Elektro und Karl May-Soundtrack ("By Dusk They Were In The City", 8) holt in die Wirklichkeit zurück, umso traditioneller und Beinahe-Acapella ist dann wieder "These Winds" (9). Mit Flughafendurchsage beginnt "Santiago" (10), ein fröhlicher, poppiger Feel-Good-Song mit Bontempi-Orgel, der den Bogen zu "Hustle" schlägt. "Weekend Away" (11) ist der psychedelisch angehauchte Abschluss, mit kleinen, spacigen Orgeltönen. Wie in einem Best Of des gesamten Albums treffen sich alle noch einmal, die Bläser, der Chor, und wiegen sich beseelt im Takt.

TUNNG klingen wie sie selbst, und daran ändert sich auch 2010 nichts. Das Zusammenspiel zwischen elektronischen Elementen und akustischem Folk ist vielleicht einen Tick weniger organisch, eher unterteilt in verschiedene Passagen und vor allem auf die zweite Albumhälfte konzentriert. Auffällig ist das Gemeinschaftsgefühl, ein Produkt vieler ist "...And Then We Saw Land", wirkt dadurch rund und professionell, manchmal fast poppig, mit seltener gewordenen Unterbrechungen. Der langjährige Freund und Zuarbeiter der Band, BEN BRICKERTON, ersetzt SAM GENDERS als gleichwertigen Songschreiber, und die dauerhaft etablierte Stimme von BECKY JACOBS ist ein Gewinn. "...And Then We Saw Land" ist also ein großartiges Album, aber auch jedes andere Urteil hätte meiner Liebe zu dieser Band keinen Abbruch getan. Der Vorgänger "Good Arrows" ist in meinen Ohren noch ein Stückchen freier, undisziplinierter – der ideale Einstieg in die TUNNG-Welt.
Unter diesem Artikel sind zwei Videos zu sehen: das oben schon zitierte "Bullets", einer der wirklich grandiosen Songs der Band, und die neue Single "Hustle". Auf Seite 2 finden sich einige Termine der anstehenden Konzerte, darunter auch welche in Deutschland. Beim Label ist die CD übrigens noch zusammen mit einer limitierten Live-DVD (London, 26.03.2009) zu haben.

Konzerttermine =>





 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» TUNNG-Lyrics
» TUNNG @ last.fm
» TUNNG @ myspace
» TUNNG @ Wiki (eng.)

Themenbezogene Newsmeldungen:
» TUNNG zu neuem Album auf Europa-Tour
» TUNNG im Juni mit Album

Anzeige:
Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln ausschließlich die Meinung des jeweiligen Verfassers bzw. Interviewpartners wieder. Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit schriftlicher Genehmigung durch den Betreiber dieser Seite.
Link-Code zu diesem Artikel:
Wöchentliche Artikelübersicht per Mail
Werde NONPOP- Redakteur...
» Diesen Artikel bewerten
» Kommentar zum Artikel verfassen
Zusammenfassung
TUNNG klingen wie TUNNG. Das Zusammenspiel zwischen Elektronik und Folk ist vielleicht einen Tick weniger organisch geworden. Ein starkes Gemeinschaftsgefühl macht das Album dennoch rund und manchmal fast poppig. Den Verlust von Songwriter GENDERS verkraftet die Band offenbar ohne Probleme.

Inhalt
01. Hustle
02. It Breaks
03. Don't Look Down Or Back
04. The Roadside
05. October
06. Sashimi
07. With Whiskey
08. By Dusk They Were In The City
09. These Winds
10. Santiago
11. Weekend Away
NONPOP RADIO
Nonpop Radio starten:

Hier Popup
Ebay- Angebote zum Thema:
Tunng
 
cialis cialis fiyat seo sorgulamahacklink seo backlink sorgulama hacklink satış backlink satış makale programı Tanıtım Yazısı site analiz seo analiz seo aracları seo sorgula backlink satış instagram takipçi hilesi meme küçültme pubg hile al hacklink satışbacklink al google sıra bulucu