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Michael We.

City Splits #1 - Berlin

GOLDEN DISKÓ SHIP und JASMINA MASCHINA


City Splits #1 - Berlin
Genre: Folk Pop
Verlag: Monika...
Erscheinungsdatum:
April 2010
Medium: CD
Preis: ~14,00 €
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Ein toter Goldfisch hat auch sein Gutes! Um ihr verstorbenes Haustier zu ehren, gab GUDRUN GUT ihrem neuen Label dessen Namen, und so wurde MONIKA ENTERPRISE geboren. Irgendwie ist dieser Fisch also mitverantwortlich für 65 meist überdurchschnittliche Veröffentlichungen zwischen Minimalpop und Post Rock, welche seit 1997 in Gedenken an ihn erschienen sind. Die kleine Berliner Firma der MALARIA!-Mitbegründerin beheimatet überwiegend weibliche Künstler, unter anderem BARBARA MORGENSTERN, und auch die Chefin selbst veröffentlicht hin und wieder unter eigenem Moniker, so ist 2007 das letzte GUT-Vollzeitalbum "I Put A Record On" auf MONIKA erschienen.
Neben der schon in die dritte Runde gegangene Reihe "4 Women No Cry" legt das Label nun mit "City Splits" eine neue Serie auf. Geht es bei ersterer darum, junge Musikerinnen aus vier verschiedenen Ländern vorzustellen, konzentriert sich die neue Idee auf nur zwei Musikerinnen aus derselben Stadt. Startpunkt ist selbstverständlich die Heimat von GUT und MONIKA, also Berlin. Ausgabe Eins teilen sich die Ein-Frau-Projekte GOLDEN DISKÓ SHIP und JASMINA MASCHINA, die schon in Planung befindliche Ausgabe Zwei soll nach Los Angeles führen.
JASMINA MASCHINA alias JASMINE GUFFOND ist gebürtige Australierin, zog aus Sydney erst vor sieben Jahren nach Berlin. Bis dahin schuf sie als eine Hälfte des australischen Duos MINIT krautrockige, freie Instrumentals. Solo – ihr erstes Album "The Demolitions Series" erschien 2008 – konzentriert sie sich auf folkige Klänge, träumt mit sympathisch unauffälliger Mädchenstimme und unterstützt von diversen elektronischen Spielereien vor sich hin. Auch GOLDEN DISKÓ SHIP ist eine One-Girl-Band, benannt nach einem vor sich hin rottenden, isländischen Ex-Partyschiff. Die Berlinerin THERESA STROETGES baut ihre Songs aus einer Mischung von akustischen und elektronischen Spielereien, Loops, Verzerrungen, Fundobjekten und einem Laptop. Sie nennt das selbst 'Freestyle' und weist dabei eine gewisse, klangliche Ähnlichkeit zu THE NOTWIST auf. Beide Musikerinnen kennen sich gut, gehen miteinander auf Tour und übernehmen beim Auftritt der jeweils anderen oft ein Instrument, teilen sich manchmal sogar die Bühne, jede mit ihren eigenen Songs.

Die Akustikgitarre loopt, der Hintergrund rauscht, es scheppert und kracht, vor allem aber: Es scheint immer die Sonne auf die Lieder von GOLDEN DISKÓ SHIP. Sie sind luftig, wohlig und träumerisch, selbst wenn E-Gitarre und verzerrte Stimme(n) dazukommen. Spannend ist es, wie sich Songs aus dem Nichts entwickeln, scheinbar keine Struktur haben: minutenlang wiederholen sich im Loop eine gezupfte Gitarrenmelodie und Geräusche aus der Turnhalle, entwickeln fast unbemerkt eine starke Rhythmik, und zwischendrin, völlig unvermittelt, meldet sich für wenige, klare Sekunden die Elfenstimme von THERESA STROETGES. Beinahe improvisiert wirkende Klangwolken tönen schon mal so, als ob der Song kaputt wäre, dazu klappert Besteck, dann – wie in "You Blurry Dream" (3) – taucht durch den Nebel plötzlich eines dieser wunderschönen Lagerfeuerlieder auf, im Blumenkleid und mit geschlossenen Augen singt Frau STROETGES kuriose Sätze wie "I spent three days with all my hair in my face", gefolgt im nächsten Stück von fröhlichen Kling-Klong-Spielereien.
Unter einem Vergleich mit COCOROSIE kann sich wahrscheinlich jeder etwas vorstellen: JASMINA ist zart und meditierend, tendiert mit Streichern und Gitarre zum akustischen Singer/Songwriter-Folk, obwohl es auch hier elektronisch knispelt und raschelt, oft zum Ende der Songs hin. Stimmen, auch die eigene, sind flüsternd und transzendent. Wie vielen australischen Musikern gelingt ihr ein Entwurf von Weite. Wunderschön über einem Nachmittag im Stadtpark schwebt "City Fever" (10, "... it's a sunny afternoon ..."), dahingehaucht und später in seiner Melancholie verstärkt durch Schlagzeug und E-Gitarren-Drones wie Sonnenstrahlen. Auch "You Come & Go As You Please" (12) lädt wie eine Decke auf der Wiese zum Hinfläzen ein, Gitarre und kratziges Cello untermalen ein filigranes Duett – singen da sogar beide Frauen gemeinsam?

GOLDEN DISKÓ SHIP und JASMINA MASCHINA ergänzen sich prima: Beide machen elektronischen Folkpop, wobei die Elektronik mal mehr (DISKÓ), mal weniger (JASMINA) eine Rolle spielt. Ein reines und sehr freundliches Ambient-Instrumental haben beide im Gepäck, und überhaupt sind sie sich in ihrer Anmutung ähnlich: Frühling und Sommer sind, auch von den Texten her, in der Stadt! Ohnehin ist es eine gute Sache, fördernswerte Musiker bekannter zu machen, so wie es die Absicht von "City Splits" ist. Darüber hinaus liefert die erste Ausgabe einen feinen Soundtrack für die kommenden Jahreszeiten.

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» MONIKA-Homepage
» MONIKA @ myspace
» "City Splits" @ myspace
» DISKÓ SHIP @ myspace
» GUDRUN GUT @ myspace


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Zusammenfassung
Neue Serie des MONIKA-Labels von GUDRUN GUT. Zwei Musikerinnen aus einer Stadt, hier Berlin, werden vorgestellt. Die beiden machen mal mehr, mal weniger elektronischen Folkpop und ergänzen sich prima. Mit ihren luftigen Songs kommt der Frühling!

Inhalt
GOLDEN DISKÓ SHIP

01. A Cats Year (03:36)
02. 19th Floor Eishockey (03:32)
03. You Blurry Dream (04:43)
04. Chewing Young Hedgehogs (05:10)
05. I'm Not (02:52)
06. Wake/Sleep (04:17)
07. Insane Adventure Poem (04:20)

JASMINA MASCHINA

08. Holding Onto Day (06:29)
09. Love You More And More (02:10)
10. City Fever (03:48)
11. Ausland (Slow Walker Version) (05:54)
12. You Come & Go As You Please (04:13)
13. Joyrider (03:02)
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