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Michael We.

COLLECTION D'ARNELL ANDREA: Les Cirses..

...Des Champs. Wenig Streicher und viele Blumen.


COLLECTION D'ARNELL ANDREA: Les Cirses..
Genre: Neo - Klassik
Verlag: Prikosnovénie
Erscheinungsdatum:
März 2010
Medium: CD
Preis: ~14,00 €
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Mit diesem CDAA-Album von 1996 ist eine der Missionen von PRIKOSNOVÉNIE abgeschlossen: Alle nicht ohnehin schon bei dem französischen Label erschienenen Werke der siebenköpfigen Gruppe sind nun dort wiederveröffentlicht worden, der gesamte Backkatalog ist also aus einer Hand erhältlich. Ob die Ehre der letzten Reissue etwas damit zu tun hat, dass "Les Cirses..." bei seinem Erscheinen als bislang schlechtestes COLLECTION-Album galt? Ich glaube nicht. Aus heutiger Sicht lässt sich konstatieren: Es sind weit schlechtere CDs der Franzosen erschienen, zum Beispiel "The Bower Of Despair" aus dem Jahr 2004. Und der 14 Jahre alte Wendepunkt in der Bandhistorie, über den wir hier reden, ist nicht wirklich schlecht – nur anders als alles, was die Neoklassiker bis dahin veröffentlicht hatten.

"Les Cirses Des Champs" ist das erste Album von COLLECTION D'ARNELL ANDREA, das überwiegend auf Elektronik setzt. Dadurch geht einiges der typisch romantischen, neoklassischen Atmosphäre flöten, obwohl die akustischen Instrumente – hauptsächlich Geige, Cello und Klavier – sehr wohl noch eine Rolle spielen. Die "Kratzdistel", so die Übersetzung des Titels, geht aber mehr in Richtung Wave, ist harscher als die gewohnten SCHUBERT- und SCHUMANN-Anklänge, erinnert oft an zum Beispiel TRISOMIE 21 oder die schon in einer anderen Besprechung erwähnten Skandinavier von BEL CANTO. Ein wesentlicher CDAA-Bestandteil strahlt allerdings weiterhin erhaben: die starke, im Raum stehende, klagende Feenstimme von CHLOÉ ST. LIPHARD. Außerdem bleiben die Texte, bis auf ganz wenige Sätze, wohltuend im Französischen und liebäugeln nicht, wie später, im Hinblick auf internationale Verbreitung mit der englischen Sprache. Auch die blumigen Namen aller Tracks weisen darauf hin, wie viel naturzentrische Romantik doch in dem schönen Digipack wohnt. Alles dreht sich um Pflanzen: "Les Nielles" sind die Kornraden, "Les Prêles" die Schachtelhalme, "Les Buis" die Buchsbäume. Sie wiegen sich im Wind, der durch die impressionistische, an VAN GOGH erinnernde Frühlingswiese auf dem Cover fährt. So bleiben die Franzosen aus Orléans trotz des veränderten Sounds ihrem dominanten Thema treu.

Rockig fühlt sich das Album an, mit maschinellen Drumbeats, die Refrains oft getrieben von einer E-Gitarre. Auch der damals überraschte Fan musste wohl zugeben, dass CDAA in Kombination mit Elektronik zwar weniger verträumt, dafür aber mit einem gothischen Blick Richtung SISTERS OF MERCY sehr viel eingängiger klingen. Die Streicher sind noch da, geloopte Geigen zerren manchmal wie bei MATT HOWDEN. Wenn aber Beats und elektrische Gitarre sich zurückhalten, ist es fast wie auf früheren Alben. Die Stimmung orientiert sich oft an der gewohnten, naturnahen Verträumtheit, wobei die poppigen Elemente wie das dichte Hintergrundflüstern nie zu überhören sind. Perfekt funktioniert der neue Stil bei einigen Hits (wie "L'Ivraie", Track 4), wenn genügend Melancholie vorhanden ist, die an DEAD CAN DANCE gemahnenden, fast orientalisch rufenden Vocals stimmig zu dem stürmischen Rhythmus finden. Am schwächsten sind die Songs, die – vor allem gegen Ende – in einer 'Wall Of Sound' untergehen, weil die neue Ausrichtung vieles wegpustet und CDAA nun einmal einfach keine Rockband sind.

Wie jede Wiederveröffentlichung auf PRIKOSNOVÉNIE bietet auch diese CD einige Boni: Neben der obligatorischen Fotogalerie sind es drei Videos, zum einen der Originalclip zu "Les Ronces", zum anderen zwei Livevideos von "Les Buis" und "Le Cirse Des Champs" aus dem Jahr 2001. Nach mehrfachem Hören, also einer gewissen Anlaufzeit, hat "Les Cirses Des Champs" jede Menge CDAA-Spirit, auf jeden Fall mehr als der erste Eindruck vermuten lässt. Für den Fan gehört diese Ausgabe selbstverständlich in die Sammlung, für den Neuling sollte sie der Beginn einer solchen nicht unbedingt sein; dafür gibt es aus der Mitte der Diskografie "Tristesse des Mânes" (2002) oder, hier auch schon besprochen, das etwas ältere Album "Les Marronniers" (1992), ein Klassiker.


 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Prikosnovénie
» CDAA-Diskografie

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Zusammenfassung
"Les Cirses ..." setzte zum ersten Mal auf Elektronik. Dadurch geht einiges der typisch romantischen Atmosphäre flöten - mehr harscher Wave als SCHUBERT-Lied. Die tolle Stimme strahlt allerdings weiterhin. Für den Fan - auch wegen der Boni - lohnenswert.

Inhalt
prik140
49:07 min

01 Le Cirse Des Champs
02 L'Andain
03 Le Lierre
04 L'Ivraie
05 Les Nielles
06 Les Prêles
07 Les Ronces
08 Les Mauves
09 L'Armoise
10 L'Ortie
11 Les Buis
12 Une Ronce (Wherever You Go)
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