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Michael We.

THESE WONDERFUL EVILS: Vermilion Sands

Gitarren auf der Bettkante


THESE WONDERFUL EVILS: Vermilion Sands
Genre: Psychedelic Rock
Verlag: Sloow Tapes
Erscheinungsdatum:
Januar 2010
Medium: Kassette
Preis: ~5,00 €
Kaufen bei: Sloow Tapes


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Kassetten mag ich aus diversen nostalgischen Gründen sowieso. Eine besondere Freude ist es, wenn sich Musik aus der Neuzeit und Medium aus der Steinzeit gut ergänzen, wie – selbstredend nach dieser Einleitung – bei den 40 Minuten von THESE WONDERFUL EVILS in weißem Plastik. Auf solchen Tonbändern verbreiteten früher Bands und Künstler, die im Idealfall Talent, aber kein Geld für teure Aufnahmen hatten, ihre hausgemachte Musik. Sie landete in Kleinstauflage bei Freunden, Verwandten und eventuell Plattenfirmen. 'Homemade' sind die Gitarrendrones von ZAK BOERGER ganz bestimmt; irgendwo habe ich von 'bedroom psych-rock' im Zusammenhang mit seiner Musik gelesen. Auch in kleiner Edition von 70 Exemplaren erscheint dieses Tape, so dass sich – (Achtung Phrase) wie in alten Zeiten – ein Gefühl von Exklusivität einstellt: Teil von etwas Besonderem zu sein, das es nur wenige Male auf der Welt gibt. Und Talent, ja Talent weisen die meisten der psychedelischen Spielereien, welche das belgische Kassettenlabel SLOOW TAPES seit einigen Jahren hervorbringt, massig auf.

ZAK stammt aus Minneapolis, seinen Projektnamen lieh er sich von der gleichnamigen Vinylserie über schwedischen Psych- und Garagenrock, welche sich wiederum auf den Hit der schwedischen Band THE SHAKERS aus dem Jahr 1967 bezog: "Who Will Buy (These Wonderful Eyes?)". Seine experimentellen, mäandernden Lo-Fi-Gitarren bringen ihm regelmäßig Vergleiche mit dem neuseeländischen 'Dunedin Sound' und Künstlern wie ALASTAIR GALBRAITH ein. In den vergangenen beiden Jahren hat er mit den Alben "Regine Flory" und "Parade Room" bewiesen, zu welcher Vielfalt er in seiner Rolle als zwanghafter Eigenbrötler fähig ist; auf "Vermilion Sands" dagegen konzentriert er sich auf eine Idee, auf sich immer wiederholende und dadurch sehr intensive Mischungen aus akustischer und elektrischer (Fuzz) Gitarre.

Wir beginnen etwas eiernd – man weiß ja bei Kassetten nie so genau, ob das am Band oder an der Musik liegt – und zunächst mit einem sehr folkigen Gefühl. Die Stellen, an denen ausschließlich die improvisiert wirkende Akustikgitarre erklingt, haben immer etwas urtümlich Amerikanisches: 'Campfire'-Atmosphäre wie bei MICHELLE SHOCKED oder SUZANNE VEGA. In diese Wiesen und Wälder hinein dröhnen E-Gitarren-Drones, so als ob zwei dicke Farben langsam ineinander laufen eine schöne neue entsteht: schwebend, bunt und ziemlich bedröhnt eben. Später erinnert das rückgekoppelte Fuzzdings an ein fernöstliches Instrument, die Lagerfeuervariante wartet mit wunderschönen Melodiefragmenten auf. Sehr erdig, ich warte ständig auf die feenhafte Frauenstimme aus einem alten Folksong.
Die zweite Seite startet mit diversen Gitarren und flottem, fast countryhaftem Klang und Rhythmus. Im Hintergrund loopt ein schnatterndes Geräusch vor sich hin. Vermeintlich wiederholt sich minutenlang immer dieselbe Abfolge, bei genauem Hinhören fallen allerdings zahlreiche winzige Änderungen an Lautstärke, Klang oder Geräusch auf, mit Hall wird das Ganze am Ende gar spacig abgehoben, zieht sich insgesamt jedoch etwas länglich durch Raum und Zeit. Dafür folgt unmittelbar danach das wohl spannendste, letzte Stück: Zerrende, düstere Gitarren, in die sich – in umgekehrter Reihenfolge wie zu Beginn – nun die akustischen Schwestern hinein mischen, und plötzlich beginnt ZAK BOERGER mit klarer, heller Erzählstimme vor sich hin zu denken. In seiner Anmutung erinnert dieser Song – nicht beabsichtigt, wie ich vermute – an CURRENT 93, mit den priesterhaften, leisen aber eindringlichen Vocals und dem stellenweise apokalyptischen Geschredder.

Sympathische Lo-Fi-Packung! Es schleicht sich unweigerlich das Bild von einem Mann in den Kopf, der tatsächlich auf der Bettkante in seinem Schlafzimmer sitzt, umgeben von einem Sammelsurium an Gitarren, und seiner aktuellen Stimmung auf diesen Instrumenten freien Lauf lässt. Die zahlreichen, oft ähnlich klingenden Gitarrenmischungen ergeben zusammen mit den Lagerfeuerteilen und dem Schlusstrack ein buntes, natürlich psychedelisches und oft naturnahes Gesamtbild, das Spaß beim Hören und neugierig darauf macht, was ZAK BOERGER sonst noch so kann, wenn er mal vom Bett aufsteht.

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» EVILS @ last.fm
» EVILS @ myspace
» SLOOW TAPES


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Kommentare
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Foto
elling (24-02-2010, 23:26)
das Foto trifft dieses in Wahrheit schneeweiße Tape leider nicht besonders gut... ;-)

Trotzdem sehr schönes Review !

Zusammenfassung
Eine psychedelische Mischung aus akustischer Gitarre am Lagerfeuer und Fuzz-Dröhnung. Sympathische Lo-Fi-Packung auf Kassette mit einem überraschenden Schlusstrack, der - wohl unabsichtlich - beinahe nach CURRENT 93 klingt, wegen der eindringlichen Stimme. Typisch SLOOW TAPES, deshalb gut.

Inhalt
CS 40

A1 - Iris
A2 - Bells
A3 - The Lies Are Marching In
B1 - Alpha Is The Omega
B2 - Ascension
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