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Michael We.

VARIOUS: Advent

Seht, die gute Zeit ist nah!


VARIOUS: Advent
Genre: Ambient
Verlag: Parvoart
Vertrieb: A-Musik
Erscheinungsdatum:
Januar 2010
Medium: 3-Zoll-CD
Preis: ~7,00 €
Kaufen bei: Parvoart


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'Flow' schreibt man einer Radiosendung zu, die wie aus einem Guss wirkt. Ohne Brüche, gut als Einheit zu hören eben. 'Flow' beobachte ich auch bei diesem Sampler, was für eine Labelzusammenstellung mit neun verschiedenen Künstlern zunächst einmal ungewöhnlich klingt. PARVOART aus Wismar ist allerdings ein Label, das sein Konzept mit Inbrunst verfolgt, so dass man durchaus von Berufung sprechen kann: Die Musiker rund um Labelchef DUNCAN Ó CEALLAIGH, einen in der Hansestadt gestrandeten Iren, arbeiten an instrumentaler Ambientmusik, welche den Jahreszeiten Herbst und Winter zuzuordnen ist. Vervollständigt wird das Ergebnis durch ein hervorragendes Layout: Ästhetische (Winter)Landschaften bilden die Covermotive der (ausschließlich) 3inch-CDs. So unterschiedliche, musikalische Ansätze und Herkünfte die Menschen von PARVOART auch haben, sie lassen sich mit ihrer Arbeit dennoch sofort in diese winterliche, nachdenkliche und ruhige Umgebung einordnen. Ó CEALLAIGH hat das kürzlich auch mit seiner eigenen Veröffentlichung "Psalms" bewiesen, die wir vorgestellt haben.
Dieser Sampler trägt also nun den Namen "Advent", was nicht bedeutet, dass die Besprechung einige Wochen zu spät erscheint; er ist tatsächlich erst Anfang Januar auf den Markt gekommen. Wie auch schon bei "Psalms" verweist die Titelgebung auf die zweite Ebene der PARVOART-Alben: Es geht nicht nur um Landschaftsmalerei, sondern gleichwertig um die Emotionen der Jahreszeiten, vor allem des Winters, der von einer geistigen, überirdischen Komponente bestimmt wird. Der Advent ist eine Zeit der Ruhe, Reinheit, der Zurückgezogenheit und melancholischen Behaglichkeit. Diese Stimmung verkörpern alle neun Songs auf episch dichte Art und Weise.

Der New Yorker Musiker STEPHEN SPERA macht den Auftakt, befreundet übrigens mit dem US-Komponisten WILLIAM BASINSKI, mit dem er häufig verglichen wird. Sein "Other Places To Be" atmet sofort diese typische, wohlig gedämpfte, schimmernde und schummrige Schnee-Atmosphäre. Helle, freundliche Sound wie von Piano-Echos bahnen sich ihren Weg durch zartes Knistern. Ein Ambientbausch aus Schneekristallen, nicht unähnlich der "Weihnachtsfunk"-Stimmung bei ANTLERS MULM. WILL LONG (2) ist Teil des kalifornischen Ambient-Duos CELER. Einzelne, schwebende Drones lösen sich vom Synthesizer, klanglich in den 1970er-Jahren, der Hochzeit der Fender Rhodes-Klaviere verhaftet. Sein Stück ist äußerst melancholisch, und dieses starke Gefühl des Rückwärtsblickens lässt sich dadurch erklären, dass im vergangenen Jahr seine Frau und musikalische Partnerin DANI gestorben ist, der übrigens nicht nur dieser Song, sondern das gesamte Album gewidmet ist. Der Franzose NEVE (3) ist per se ein großer Schneefreund, weil er hoch im französischen Juragebirge lebt. "Morgan" ist ein in seinem Minimalismus und seiner Schönheit berauschender Track. Eine riesige, unberührte und absolut stille Fläche bedeckt von Schnee, wir sind der erste Spaziergänger, der sie betreten darf, in diesem Moment absolut allein auf der Welt. Bis zur Mitte sind es nur wenige, perlende Töne, dann übernimmt ein mächtiges Geräusch wie künstlich erzeugtes Knirschen von Schritten im Schnee, was zur Idee des Spaziergangs ja passen würde. JOHN R. CARLSON (4), ein in Deutschland lebender Theaterkomponist, hat bislang ausschließlich auf PARVOART veröffentlicht. Sein Beitrag hört sich nach Filmmusik an, der Hauptdarsteller fährt in einem Zug, langsam, durch winterliche Landschaft und hat nachdenklich seinen Kopf an das Abteilfenster gelehnt. Sparsam eingesetzte Klaviertöne wirken scheinbar improvisiert, finden aber immer wieder zur selben, schmalen Melodie zurück. Im Hintergrund wehen leise, leise Streicher. "No Time, No Place" erinnert an klassische Stimmungsvirtuosen wie BERLIOZ.
Der US-Amerikaner M. OSTERMEIER (5) ist eine Hälfte der Dream Pop-Band SHOULD. Er entlockt seiner Gitarre lässigen, verträumten, elektro-akustischen Ambient, die Töne steigen langsam nach oben. Hinter PORZELLAN (6) verbirgt sich ein französischer Barockgeiger, er versinnbildlicht mit seiner Musik Nebel und Dämmerung; ein melancholisches Piano kämpft sich mit seiner Melodie durch verfremdete Droneschwaden aus der Violine. R. KITCH (7), ein mit OSTERMEIER befreundet US-Musiker, hat hier seinen Premierensong für das Wismarer Label geschrieben. Eine hallende, tiefe und warme Gitarre spielt eine Melodie, die durchaus auch zu einem Weihnachtslied gehören könnte: ruhig, entspannt, nachdenklich. Labelchef DUNCAN Ó CEALLAIGH (8) erneuert die sphärische, geistige Umgebung von "Psalms". Wie Wassertropfen an einem tauenden Eiszapfen perlen die Töne entlang, umgeben von einem wabernden, weichen Bett aus an einen Chor gemahnenden Synhie-Geräuschen. ALPE schließlich (9), ein weiterer Franzose mit dem einzigen und großen Vorbild BRIAN ENO, schließt den Sampler ab mit dem majestätischsten Stück. Es ist ruhig und kühl wie ein sich durch riesige Wasserflächen bewegender Eisberg, in aller Stille erhebt sich aber eine dennoch fast dröhnende, immer wiederkehrende Dreiton-Melodie eines Nebelhorns, welche am Ende von einer ebenso mächtigen E-Gitarre übernommen wird. Wunderbar, und durch die verwendeten analogen Synthesizer zum Anfassen nah.

"Advent" ist ein Exzerpt der Arbeit von PARVOART. Die Lieder sind berauschend in ihrer Schön- und Schlichtheit, transportieren ebenso gut wie Lyrik Stimmungen rund um Schnee und Winterzeit, etwas Geheimnisvolles, Übersinnliches und oft Schwermütiges. Wer sich bei den Worten über Winter und Advent nicht schon vor Kitsch gekrümmt hat, für den ist diese kleine, preiswerte CD ein Pflichtkauf. Die Coverkunst ergänzt übrigens wie immer hervorragend die Musik, das Foto stammt von Ó CEALLAIGH und zeigt einen winterlichen Friedhof in der Nähe des Label-Hauptquartiers, übrigens als Hommage an die "Atmosphere"-Optik von JOY DIVISION gedacht. Der Sampler soll die erste Serie von Veröffentlichungen auf PARVOART – als Nummer 12 nach nur zwei Jahren – abschließen. Hoffentlich lässt sich der fleißige Ire für die nächsten Dutzend in seinem Elan nicht bremsen.

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» PARVOART
» PARVOART @ myspace
» CEALLAIGH @ last.fm

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Zusammenfassung
Die Musik des Wismarer Labels spielt in der dunklen Jahreszeit. Instrumentaler Ambient, der wie Lyrik die Stimmungen rund um den Winter abbildet. Geheimnisvoll, übersinnlich und melancholisch. "Advent" ist als Sampler ein Exzerpt der Arbeit von PARVOART, berauschend in Schön- und Schlichtheit.

Inhalt
3inch-CD
parvo 012

01 STEPHEN SPERA: Other Places To Be (2:31)
02 WILL LONG: Nr. 4, Melting Underfoot (2:31)
03 NEVE: Morgan (2:54)
04 JOHN R. CARLSON: No Time, No Place (3:17)
05 M. OSTERMEIER: Sagewood (2:30)
06 PORZELLAN: Frozen Feet (1:57)
07 R. KITCH: Siskiyou (2:30)
08 DUNCAN Ó CEALLAIGH: Sa Geimhreadh (2:24)
09 ALPE: Tête Nord Des Fours (3:12)
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