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Thomas L.

NEGRADONNA: s.t.


NEGRADONNA: s.t.
Genre: Neofolk
Wörter: 601
Medium: CD
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Bei der polnischen Band NEGRADONNA handelt es sich um die drei Schwestern Rosalia, Cecylia und Teresa Malik, die mit ätherischen Klängen, einer glasklaren Stimme und träumerischer Geige an jene Tradition anknüpfen, die man gemeinhin als Heavenly Voices bezeichnet. Unweigerlich fühlt man sich beim Anhören der 75minütigen Debüt-CD an die frühen musikalischen Gehversuche von DEAD CAN DANCE, den COCTEAU TWINS oder THIS MORTAL COIL erinnert, wenn auch die akustische Gitarre einen Bogen zum Neofolk schlägt, welcher der Band keineswegs fremd ist und ebenfalls zu den prägenden Einflüssen gezählt werden kann.
Was NEGRADONNA jedoch von den meisten Bands dieses Genres unterscheidet, ist zum einen der eher zurückhaltende Gebrauch der akustischen Gitarre und zum anderen die vergleichsweise komplexen Songstrukturen. Was NEGRADONNA mit diesem Genre klanglich verbindet, ist weniger der martialische Aspekt, sondern die filigrane und weibliche Facette, die von Bands wie ORDO EQUITUM SOLIS oder THE REVOLUTIONARY ARMY OF THE INFANT JESUS verkörpert wurde und die eher einen Hang zur Romantik denn zum Kampf hatte.
Auf der von der Band selbst vertriebenen CD befinden sich nun insgesamt 13 Stücke, die es auf eine stolze Spielzeit von knapp 64 Minuten bringen. „Niesmiertelna“ beginnt mit melancholischem Geigenspiel, welches an die ruhigen Phasen von Matt Howden erinnert, auch wenn Cecylia Malik weitaus melodiöser und weniger experimentell ihr Instrument bedient als ihr britischer Kollege. „Wskrzeszona nozgreszona“ hingegen wird von Rosalias sehnsüchtigem Gesang dominiert; Melodie und Gesang sind pure slawische Melancholie. Übersetzungsprogramme weisen den des Polnischen unkundigen Rezensenten darauf hin, dass sich im Titel der Begriff „Wiedergeboren“ befindet. Das folgende „Kròlowa“ (Königin) schlägt die Brücke zum Neofolk; treibendes Akkordspiel und an frühe SOL INVICTUS gemahnende Trommeln. Doch anders als im Neofolk üblich, sind die Songstrukturen von NEGRADONNA verschachtelter und komplexer, was dazu führt, dass sich die Stücke nicht so schnell abnutzen wie die mancher Kollegen. Folkig bleibt es mit „Pies“, Trommeln und Snare werden treibender und versierter. „Zimny Ogièn“ (Kaltes Feuer) lebt wiederum von Rosalias klagender Stimme, die von Geige und dezent gezupfter Gitarre begleitet wird. Der perfekte Soundtrack für osteuropäische Mythen; der Hörer sieht vor seinem geistigen Auge verschneite, dichte Wälder und die Gestalten der slawischen Sagenwelt auferstehen. Das folgende „Sniezka“ scheint dem inhaltlich zu folgen und sich wohl mit dem höchsten Berg des Riesengebirges, der Schneekoppe zu befassen, dem Sitz des mythischen Riesen Rübezahl, der mal grimmig und mal schalkhaft über seine Bergwelt wacht.
Thematisch befassen sich NEGRADONNA zumeist mit den Abgründen der Liebe und der damit verbundenen Melancholie; sie bleiben jedoch nicht im Alltäglichen, sondern transzendieren die Liebe auf eine mythologische und symbolische Ebene, sodass die Inhalte zu keinem Zeitpunkt banal oder klischeehaft wirken. Das Glanzlicht ist zugleich das letzte Stück der CD, „Aniol Swiatla“. Was ruhig und fließend beginnt, steigert sich allmählich und treibt, begleitet von Rosalias klagender Stimme, einem hypnotischen Höhepunkt entgegen, der mich dazu gebracht hat, dass Stück direkt in einer Endlosschleife laufen zu lassen.
In Anbetracht einer Flut überflüssiger Veröffentlichungen und teuer produzierten, aber dennoch seelenlosen Machwerken, ist es umso bedauerlicher, dass eine Band wie NEGRADONNA ihr durch und durch überzeugendes und komplett ausgereiftes Debüt in Eigenproduktion und Gestalt einer Promo-CD präsentieren muss. Was hier erklingt, ist kein musikalischer Versuch, sondern bereits gereifte Kunst und Komposition auf hohem Niveau. Wer Gefallen am Klang der Heavenly Voices findet oder wer sich für die fragilen und eher romantischen Aspekte des Neofolks begeistert (ORDO EQUITUM SOLIS), der wird von NEGRADONNA begeistert sein. Zahllose große Namen haben im Jahre 2009 enttäuscht oder gelangweilt, eines der für mich schönsten Werke des Jahres boten für mich die mir bis dato völlig unbekannten NEGRADONNA mit diesem Debüt. Die CD kann über die MySpace-Seite der Band bezogen werden.


 
Thomas L. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Wolam Cie (Youtube)
» Aniol Swiatla (Youtube)
» NEGRADONNA bei Myspace


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Zusammenfassung
Heavenly Voices trifft Neofolk. Sphärische Klänge zwischen ORDO EQUITUM SOLIS und den COCTEAU TWINS aus slawischen Landen.

Inhalt
1 Kraina Szczescia 7:41
2 Niesmiertelna 4:34
3 Wskrzeszona Rozgrzeszona 5:32
4 Królowa 5:14
5 Pies 3:01
6 Niezmierzona Ciemnosc 5:58
7 Wróc Do Mnie Demonie 3:33
8 Róze 3:36
9 Makbet 3:52
10 Zimny Ogien 3:34
11 Sniezka 5:15
12 Serafiny 11 4:10
13 Aniol Swiatla
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