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Dominik T.

J. EVOLA-Tribute - The Spirit of Europe

Kali-Yuga Bizarre


J. EVOLA-Tribute - The Spirit of Europe
Genre: Black Metal & Ambient
Verlag: Homo Superior
Vertrieb: Nija-Art
Medium: CD
Kaufen bei: Amazon


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Elf Jahre ist es nun schon her, dass über EIS UND LICHT jener berüchtigte "Cavalcare La Tigre"-Tribut an den italienischen Esoteriker JULIUS EVOLA (1898-1974) erschien, ausgezerrt, verunsichert und angenervt von "antifaschistischen Verdächtigungen", die bei einer Beschäftigung mit Evola wohl unvermeidlich sind, hat "die Neofolk-Szene" jedoch seitdem das Glamourbild Evola weitgehend entsorgt. Man könnte auch sagen, sie hat sich geprügelt davon geschlichen, zumal auch bei ähnlich gelagerten Samplern, wie dem "zu Ehren" Codreanus, der durchschnittliche Neofolk-Konsument sowieso immer das Gefühl hatte, mit ihm geschehe ungefragt durch einige wenige Szenemacher etwas, das gar nicht seinem Horizont entspricht. Dennoch ist es subkulturell kaum stiller um den italienischen Hermetiker und Mythenforscher geworden, denn die in jeder Hinsicht robustere und ideologiesüchtigere Black Metal-Welt ist nachgerückt und wird ihn, Julius Evola, so schnell nicht mehr los lassen. Neuester Beweis, der hier nun zu besprechende polnische Black Metal-Tribut an den Baron.
Warum ist das so? Warum gerade Evola? Nun, hier kommt Vieles zusammen. Das Bild passt: Black Metal-Archaik trifft auf die "Revolte gegen die moderne Welt", antichristlicher Furor hier wie dort, obgleich Evola sicher neuheidnischen Mummenschanz, zumal in Ausführung der meisten Black Metaller, überwiegend als Dekadenzsymptom gewertet hätte. Ein weiterer Punkt ist die ausgeprägt antibürgerliche Haltung Evolas, ein Konservativer verachtet ein geregeltes Familienleben nicht so, wie das bei Evola der Fall war. Evola, davon zeugt nicht nur seine dadaistische Vergangenheit, war seinerzeit auch grundsätzlich bereit alle Formen gesellschaftlichen Drop-Outs auf ihren Transzendenzbezug abzuklopfen, somit wäre er an Punk, Industrial Culture und eben auch, wenn's sein muss, "Black Metal" genauso interessiert gewesen, wie er es zum Ende seines Lebens gegenüber den Beatniks war, obgleich "Satanismus", allzumal LaVey'scher Ausprägung, seine Missbilligung gefunden hätte (explizit dazu auch in einem späteren Zusatzkapitel seines Werkes  "Maschera e volto dello spiritualismo contemporaneo", auch in französischer Übersetzung.) Doch, wie wir mittlerweile alle wissen sollten, der Black Metal von heute muss mit "Satanismus" sowieso gar nichts mehr zu tun haben.
Bei einer subkulturellen Umgarnung Evolas geht es, ebenso wie bei der gesinnungsschnüffelnden Reaktion darauf, sicherlich kaum um den "wirklichen Evola" sondern um sein Abziehbild, ein Andreas Speit wird immer seine Baukasten-Artikel dazu schreiben, der Hinweis, dass es möglicherweise ernsthaft Gründe gibt, sich für diesen Evola so zu interessieren, wie es beispielsweise GOTTFRIED BENN oder später MARGUERITE YOURCENAR taten, ist im Rahmen solcher Auseinandersetzungen meist in den Wind gesprochen, weshalb es nun auch sinnlos ist, über Evola etwas Inhaltliches zu schreiben, nur weil ein Black Metal-Tribut an ihn erschienen ist. Es ist ja auch nicht davon auszugehen (allerdings auch nicht auszuschließen), dass manche der hier vertretenen Bands eine besondere Ahnung von seinem Werk haben. Es reicht zu wissen, dass der Baron aus den dargelegten Gründen für ideologiebewusste Black Metal-Bands eine hohe Attraktivität besitzt und – wenig überraschend – sich hier besonders solche hervortun, deren musikalische Qualitäten der ideologischen Aufplusterei "gegen die moderne Welt", am besten mit Streitaxt und Kriegsbemalung, etwas hinterherhinken. So ist, um ein Fazit vorwegzunehmen, der Sampler auch eher zum Lachen oder zum Verzweifeln, je nachdem. Dabei fängt er mit MORIOR AXIS (Polen, atmosphärische Klangcollage), INHUMANE DEATHCULT (Finnland) und ARYAN ART (Bulgarien) mit jeweils zufriedenstellendem, aber nicht sonderlich ungewöhnlichem "nordisch geprägtem" Black Metal ganz gefällig an.
Für den ersten Lacher sorgen dann die Schweizer TARIHAN, die einen vollkommen unerträglichen Schunkel-Pagan Metal mit aberwitzig dämlichen Klargesang bzw. Gejaule "zelebrieren", ein echter Knüller sind in diesem Zusammenhang auch die Photos des HERRN TARGAZ ANGISEL VON TANNENBURG (!), der alle Instrumente bedient, und sich neben EVOLA auch für KARL MARIA VON WILIGUT begeistern kann und wahrscheinlich in irgendeiner Form mit dem SCHWARZEN ORDEN VON LUCIFER verbandelt ist. 

Weiter geht's dann mit einer Geräuschkollage von MISERY aus Russland, die nicht weiter stört, und sogar ein bisschen an alten Kram à la DAGDA MOR (auf die ich nichts kommen lasse) erinnert. Besonders "gefreut" habe ich mich dann auf LORD WIND, denn da handelt es sich bekanntlich um ein "Ambient"-Nebenprojekt des unermüdlichen ROB DARKEN (GRAVELAND), der hier natürlich nicht fehlen darf. Das Ergebnis ist dann weniger schlimm als befürchtet, dennoch drittklassige "Conan der Barbar"-Soundtrack-Atmosphäre, die "Revolte gegen die moderne Welt" kommt langsam in Fahrt. Rein musikalisch hätte ich es vorgezogen, wenn ROB DARKEN statt ein LORD WIND-Stück echten GRAVELAND-Black/Pagan Metal abgeliefert hätte. Die folgenden FAETHON (Griechenland) und KORSARZ (Polen) bieten wiederum eingängig-melodischen Black Metal, bei FAETHON leider mit viel unfreiwilligem Klamauk, KORSARZ hingegen etwas besser, aber doch recht kitschig mit einigen guten Ideen. Es gibt da einen kurzen Moment, der sogar an SCIVIAS erinnert. Das ist der einzige Moment des Samplers, der mir "Traditionswürdig" (mit großem "T") zu sein scheint.
Mit SATYAYUGA folgt dann der erste deutsche Vertreter. Tja, solche Stücke gab es früher zuhauf auf solchen Kultsamplern wie "G.A.S.K.R.I.E.G." (die auf Ebay ein Vermögen kosten), weshalb ich fürs Erste auch wild entschlossen bin, mich hier nicht lustig drüber zu machen. Schnell weiter, bevor ich es mir anders überlege.
Ausgesprochen unterhaltsam wird’s dann wieder mit MENEGROTH aus der Schweiz, die auch schon mal ein Album zum Thema "Futurismus" ablieferten (inkl. BLOOD AXIS-Coverversion) und dafür skurrilerweise auf der "BLAUEN NARZISSE" abgefeiert wurden, das Stück hätte perfekt auf das aberwitzige "satanische" Kultalbum "And all was silent…" (1994) der Ösis PAZUZU gepasst, wer ein Herz für derlei "böse Klangcollagen" hat (inspiriert von Evolas "UR-Gruppe"), darf sich freuen, nur was hätte wohl Evola dazu gesagt? ONIRICA (Italien) bedienen dann, so scheint es zunächst, die Fans von Frauengefängnis-Filmen, eine Frau schluchzt, man hört ein Messer wetzen, sadistisches Lachen ... völlig enttäuschend geht dann leider doch alles im gewöhnlichen Drumcomputer-Black Metal unter. Den Franzosen PROFANE ist es nun vorbehalten, das Sampler-Niveau kurzzeitig zu heben, atmosphärischer, schneller Black Metal mit deutlich artikuliertem französischem Sprechgesang, vertont wird ein Gedicht Evolas). Danach dann abermals ein besonderer Leckerbissen: VON THRONSTAHL höchstpersönlich gibt sich die Ehre. Er, JOSEF KLUMB, ist damit der einzige "Künstler", der auch schon auf dem EIS UND LICHT-EVOLA-SAMPLER dabei war, der Mann hat echt nichts ausgelassen, er war ja auch auf dem Neofolk-Codreanu-Tribut dabei, nur beim "Black Metal Codreanu Tribute" (Ja, auch das gibt's.) hatte man ihm vergessen Bescheid zu geben, macht nichts! JOSEF ist trotzdem der Rechteste (Außerdem ist er indirekt auch da vertreten, weil seine "Sonnenritter"-ABSURD- Zusammenarbeit dort "zu Ehren der Garde" zu hören ist.) Respekt! JOSEF KLUMB lässt dann auch standesgemäß folgende Weisheit zu Beginn seines Stückes ab: "Gott ist neutral, genau wie der Papst, aber da er konservativ ist, muss er die Hierarchie akzeptieren". Herrlicher Blödsinn! Vielleicht eine Reminiszenz an Evolas Dada-Phase? Im weiteren Verlauf des Stückes wird dann gegen die "hässliche moderne Kunst" polemisiert. Mach sie alle platt, Josef! 
Mit PROJEKT DEDALLUS (Polen) klingt der Sampler gefällig aus, kosmische Musik im Sinne von TANGERINE DREAM, natürlich nicht von umwerfender LOKI-FOUNDATION-Qualität, aber insgesamt nicht übel.
Fazit: Musikalisch kann dieser EVOLA-Tribut in keiner Weise dem früheren "Cavalcare La Tigre" das Wasser reichen, zumal schmerzlich einige Black Metal-Bands vermisst werden, die sich bereits vorher um EVOLA "kümmerten", allen voran SPITE EXTREME WING (aus dem IANVA-Umfeld) und mit Abstrichen auch ABORYM, JANUS, HIRPUS, MORBID UPHEAVAL, TRONUS ABYSS (auch alle Italien), ARKTHOS (USA), UNGERN (Ukraine) oder FLAME OF WAR, letztere sogar selbst aus Polen, seltsam, dass sie dann nicht hier vertreten sind, vermutlich herrscht "der totale Krieg" mit irgendeinem hier Involvierten. 
Die Aufmachung des Samplers ist aber sehr liebevoll gestaltet: Digipack, jedes Projekt darf auf einer Bookletseite ihr "Verhältnis" zu EVOLA erläutern, was aber von kaum jemandem sinnvoll genutzt wird. Von ROB DARKEN (LORD WIND) stammt ein längerer, polnischer Text und JOSEF KLUMB reflektiert in aller Kürze über EVOLA als "Alchemisten" und vergleicht ihn mit ALEXANDER VON BERNUS, der wahrscheinlich den Baron auch kannte (Der Evola-Experte HANS T. HAKL diskutiert in seinem Beitrag zum BENN-Jahrbuch die These, dass VON BERNUS BENN mit EVOLA bekannt gemacht haben könnte, was er aber eher bestreitet.)
Leider sind viele Stücke des Samplers bereits auf den jeweiligen Alben der Künstler veröffentlicht, auch das VON THRONSTAHL-Stück ist eine "exclusive version" eines bereits veröffentlichten Beitrags, in kaum zu unterscheidenden Formen haut er ja bekanntlich zu diversen Anlässen von RATZINGER bis eben EVOLA immer wieder neue Versionen bereits veröffentlichter Stücke raus.
Noch zum "Ideologischen", es wird auf keiner Seite irgendwelchen Menschenschlächtern gehuldigt oder  gar, horribile dictu, fremde Volksgruppen verunglimpft. Das Ganze macht einen etwas diffusen Eindruck. Stellvertretend für alle dazu INHUMANE DEATHKULT, der sich neben Evola auch zu Blavatsky, Nietzsche und Crowley "bekennt" und meint, dass die Welt mehr solcher "great thinkers" braucht. Darüber hinaus vertritt er mit seiner Band einen "theistischen Satanismus" (Hier also doch! Aber soweit ich sehe der einzige "Satanist" des Samplers). Vielleicht sollte Freund und Feind solch einen Sampler mit Humor nehmen, ich wüsste beispielsweise gar nicht wie sonst nehmen (?). Kaufen kann man den Sampler aus Skurrilitätsgründen, aus Evola-Interesse, als Sammler einer der vertretenen Künstler oder weil man schmucke Digipacks mag.


 
Dominik T. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Homo Superior
» Homo Superior Label Myspace

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Zusammenfassung
Gott ist neutral, genau wie der Papst, aber da er konservativ ist, muss er die Hierarchie akzeptieren. - JOSEF KLUMB
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Positiv aufgefallen
Gut: PROFANE aus Frankreich
24-Seiten Booklet, sieht schick aus

Inhalt
Satan, Nazi, Krishna, Straight Edge
Vampire, Headpress, Buddhism, hardcore
Lucifer, pagan, fascism, snowboard
Indians, Kung-fu, metal, Tiamat.

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