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Michael We.

TONY WAKEFORD: Not All Of Me Will Die

Nur phasenweise gelungen ...


TONY WAKEFORD: Not All Of Me Will Die
Genre: Experimental
Verlag: The Eastern...
Erscheinungsdatum:
Juni 2009
Medium: CD
Preis: ~13,00 €
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Wer so viele Alben auf den Markt wirft wie TONY WAKEFORD in den vergangenen Jahren, der muss entweder ein verdammtes Genie sein ... oder es gibt, quasi mit Ankündigung, den einen oder anderen Durchhänger. Als solcher muss leider auch "Not All Of Me Will Die" bezeichnet werden, trotz des vielversprechenden, literarischen Ansatzes.
Seit 2007 sind WAKEFORD zwei Veröffentlichungen gelungen, die mit der typisch düsteren, geisterhaften, eben britannischen Atmosphäre aufwarten, welche gute Alben des Engländers ausmacht: Zum einen "Into The Woods" (2007, hier auf NONPOP besprochen), das sich thematisch mit dem Wald als Ort der Mythen, Geheimnisse und zwielichtigen Gestalten befasst. Zum anderen "The Affordable Holmes" (2008, Besprechung), eine EP mit sechs Songs, die dem Schauspieler JEREMY BRETT und seiner Paraderolle als SHERLOCK HOLMES der 1980er-Jahre gewidmet sind. Allerdings erschienen dazwischen und danach auch CDs, die musikalisch in die Breite waberten, experimentell und schwer zu fassen waren. Das gilt vor allem für die Kollaborationen "Ghosts" (2008, als THE TRIPLE TREE) und "Marble Heart" (2008, als GREY FORCE WAKEFORD, Besprechung).

Zum ersten Mal seit "Into The Woods" agiert WAKEFORD nun wieder unter eigenem Namen. Es unterstützen ihn einige weniger bekannte Instrumentalisten, die bereits an "Ghosts" mitgearbeitet haben, sowie die avantgardistische Sängerin SUSAN MATTHEWS aus Wales und der langjährige WAKEFORD-Freund GUY HARRIES (Vocals, Flöte).
"Not All Of Me Will Die" ist ein berühmter Ausspruch des römischen Dichters HORAZ ("Non omnis moriar"). Die polnische Jüdin ZUZANNA GINCZANKA hat mit ihm eines ihrer beeindruckendsten Gedichte überschrieben, welches im deutschen "Vermächtnis" heißt. GINCZANKA lebte zuletzt in Krakau. Ihr perfektes Polnisch erlaubte der in Kiew geborenen Lyrikerin eine falsche Identität, mit der sie einige Jahre lang den deutschen Besatzern entkam. Wegen ihrer Kontakte zum Widerstand wurde sie denunziert – vermutlich von ihrem Vermieter – und 1944 von der Gestapo hingerichtet. Das "Vermächtnis" beschreibt in beeindruckenden, schwer wiegenden Worten ihr eigenes Schicksal nach der Denunziation. Ihre Gedichte waren in Polen lange Zeit zensiert und wurden erst in den 1990er-Jahren wieder entdeckt. Wie gesagt, ein vielversprechender Ansatz, dem die Musik leider oft nicht gerecht wird.

Meist handelt es sich um Ambient mit klassischer Instrumentierung. Das erste, sehr lange Stück (22 Minuten) beginnt mit stoischen Trommeln, zu denen sich an- und abschwellende Drones der verschiedenen Beteiligten gesellen, zwischendurch mit schönen, aber sich permanent wiederholenden Melodieansätzen. Eine erste Abwechslung bietet nach mehreren Minuten die Klarinette (ein typisches Instrument jiddischer Klezmer-Musik), deren droneartig langgezogene Töne sehr eindringlich wirken und nicht nur an dieser Stelle an JAN GARBAREK erinnern. Bedrückend, melancholisch und gar nicht unschön; dennoch sind die neun Minuten, bis zum ersten Mal wirklich etwas 'passiert', eindeutig zu lang, und die Instrumente wirken – wie auf dem gesamten Album – oft ein wenig beliebig verteilt. Die Stimme WAKEFORDs sorgt dann sofort für Aufmerksamkeit, allerdings verebbt sie – sowohl Stimme als auch Aufmerksamkeit – nach wenigen Sekunden schon wieder, bis dann nach knapp zwölf Minuten die erste zusammenhängende, ansprechende Lyrik-Passage folgt. Wenn WAKEFORD (noch viel später) richtig in die Rezitation einsteigt, unterlegt von Instrumenten, die hier sehr passend zum Text müde und gequält aufspielen, sind das die besten Abschnitte des Albums, zumal am Ende noch die unheimliche, flüsternde Stimme von SUSAN MATTHEWS einsteigt.
Es folgt ein rein instrumentales Stück mit blubberndem Bass, auf dem verschiedene Töne schwimmen, garniert von diversen Percussion-Geräuschen. Musikalisch am spannendsten ist der dritte Track: Die entrückte, tranceartige Stimme von GUY HARRIES reflektiert zu Klarinetten-Drones, welche sich gegen Ende immer mehr zu noisigen Verzerrungen verdichten. Das kriecht unter die Haut. Zwischen einem weiteren, klassisch instrumentierten Zwischenspiel mit Sprachfetzen und dem beliebig wirkenden, instrumentalen Abschluss steht das düsterste Stück: Zu einer dramatischen Klanglandschaft auf Basis eines sich sekundengenau wiederholenden Keyboard-Loops spricht MATTHEWS (endlich) das ganze Gedicht im Klartext vor und löst sich dabei in eine luftige Instrumentenwolke auf.

Das Fazit ist schon gezogen worden: wenige starke Momente, die ausbaufähig gewesen wären, und viele beliebig wirkende Instrumentalpassagen. Für dieses Album muss der Käufer ein großer WAKEFORD-Fan sein.

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» WAKEFORD / TURSA @ myspace
» SUSAN MATTHEWS @ myspace

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Zusammenfassung
Literarischer Ansatz, dem die Musik nicht immer gerecht wird. Das starke Gedicht "Vermächtnis" der polnischen Jüdin GINCZANKA steht im Mittelpunkt. Drumherum schweben Instrumente, die sich oft in langen Passagen der Beliebigkeit verlieren. Aus den wenigen, starken Momenten hätte mehr werden können.

Inhalt
1 Non Omnias Moriar (21:56)
2 - (6:10)
3 Fullness Of August (7:42)
4 - (4:26)
5 - (6:51)
6 - (3:58)
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