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Michael We.

ÀRNICA: Viejo Mundo

Ur-Folk aus Katalonien


ÀRNICA: Viejo Mundo
Genre: Neofolk
Verlag: Steinklang
Erscheinungsdatum:
Juli 2009
Medium: CD
Preis: ~13,00 €
Kaufen bei: Steinklang


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Entronnen in den Schnee
hoch im Gebirge droben,
hab ich auf fernstem Gipfel
weiße Worte gesprochen.

Mit Lippen voller Blut
sag ich eisige Worte,
die klare Einsamkeit
meiner eigenen Seele.

Lange noch, steil empor,
winken Zweige mir nach.
Über der letzten Tanne:
ein erstes Reich der Flügel.

Schon fühle ich mich frei
vom Erinnern und Hoffen.
Nur Schneelieder allein
können mich begleiten.

SALVADOR ESPRIU, katalanischer Dichter


Ähnlich wie die Alpenwelt ist die Umgebung der Pyrenäen voll von Geistern, Sagen, Legenden und Märchen. Zum Beispiel existieren dort ebenfalls verschiedene Varianten der 'Rauhnächte', der Nächte um den Jahreswechsel, in denen die Geister des vergangenen Jahres ausgetrieben werden sollen. Kein Wunder also, dass ÀRNICA aus Katalonien, wenn sie thematisch schon so eng mit den Alpin-Folkern von STURMPERCHT verwandt sind, auch vergleichbar klingen.
DANIEL, SAUL und CARLES stammen aus Barcelona und fühlen sich den Traditionen ihrer Heimat zwischen Mittelmeerküste und Pyrenäen verbunden; viel mehr ist über die Motive ihres jungen Projektes ÀRNICA nicht bekannt. Die intensive Freundschaft mit den Portugiesen von SANGRE CAVALLUM lässt immerhin weitere Rückschlüsse auf die Musik zu, ebenso wie das Cover der ersten Veröffentlichung in Albumlänge, auf dem dunkler Waldboden mit Wildschweinen zu sehen ist. 'Ur-Folk' nennen die drei ihr katalanisches Gebräu aus akustischen Instrumenten, Trommeln, Geräuschen und rauen Gesängen. Zu hören war es bislang auf einer Live-Mini-CD und dem auf NONPOP besprochenen "South European Folk Compendium", einer Split-CD mit SVARROGH und DÉFILÉ DES ÂMES.

Das erste Vollzeitalbum von ÀRNICA heißt nun "Viejo Mundo" (dt.: 'Alte Welt') und besteht aus regionalen Sagen, Kampf- und Jagdliedern, erzählt auf Katalanisch und Spanisch. Als 'Rahmenhandlung' dient die Idee, dass ein betagter, weiser Mann einem rastenden Reisenden am Feuer sein uraltes Wissen über Götter und Traditionen weitergibt. (Ein häufiges Motiv katalanischer Märchen, in denen oft ein Schäfer am Feuer zu Wort kommt.) Prasseln und Knacken von brennendem Holz als Brücke zwischen einigen Songs haben ÀRNICA stimmungsvoll schon auf dem 'Compendium' eingesetzt.
Ja, wahrlich urig ist dieser Folk, der sofort Bilder einer wilden, ländlichen Gegend mit viel Wald hervorruft. Bilder von geduckten Bauernhöfen an unwirtlichen Hängen, vor deren Türen sich die Bewohner am Abend ihre Geschichten erzählen. Dazu passt das geräuschige Intro mit den Schritten des Wanderers und einer Flöte, die tatsächlich einem Schäfer gehören könnte. Auch später sorgen immer wieder Sounds wie knirschender Kies, prasselndes Feuer oder die klassischen Kuhglocken für starke Bilder. Die ersten Stücke spielen noch an ebendiesem Feuer, sind leise und innig vorgetragen. Sie berühren durch ihre einfachen, auf Gitarre, Flöte oder Akkordeon intonierten Melodien und könnten als 'erzählender Gesang' bezeichnet werden, im Gegensatz zur später folgenden, bloßen Rezitation. Trotz des friedlichen Szenarios ist eine zwar unterdrückte, aber allgegenwärtige Wildheit zu spüren, etwa wenn der dunkle Trollchor den Titel des zweiten Songs ("Ilmatar" – erstaunlicherweise eine Göttin aus der finnischen (?!?) Mythologie) schmettert. Auch die gedankenversunkenen Männerstimmen, die mit Akkordeon und Trommeln den "Urogallo" (3), den 'Auerhahn', besingen (und dabei wirklich sehr an STURMPERCHT erinnern) sind erdig und naturverbunden. Herzzerreißend schwermütig – und mein Favorit auf "Viejo Mundo" – ist das ebenfalls mit Trommel und Akkordeon dargebotene "Tu Tierra" (5, 'Dein Land'). Die beiden anschließenden Tracks bilden eine Art Übergang, denn aus dem Singen wird Sprechen, ein eindringliches, beschwörendes, wenn auch noch leises Flüstern. Mit "Caballos Solares" (9, 'Sonnenpferde') wird die Musik unruhiger, hektischer. Laut die Trommeln, kriegerisch anmutend die Worte, so dass es sich mit Sicherheit um Schlacht- oder Jagdgesänge handelt. Das von ALLERSEELEN geschriebene "Tormenta" (10) ist eines der unauffälligeren Stücke, zeichnet sich vor allem durch Getrommel aus, welches an eine Militärzeremonie denken lässt.
Mit Inbrunst und Leidenschaft haben die drei Katalanen ein verschroben-melancholisches Album der Marke 'Alpin-Folk' geschaffen, nur dass es sich eben um ein anderes Gebirge handelt. Ganz besonders verschroben wird es, wenn die Instrumente mal nicht passgenau zusammenspielen oder Überraschungen wie ein katalanischer Dudelsack auftauchen. Der Gesang erinnert in seiner düsteren Waldschratigkeit immer wieder an Death Folk-Songs, etwa von CADAVEROUS CONDITION (NONPOP-Besprechung). Und wie so häufig bei diesem Szenario – 'Geschichten am Feuer erzählt' – bekommt "Viejo Mundo" einen stark schamanischen Anstrich. Keine Frage, ÀRNICA spielen in derselben Ur-Folk-Liga wie die anderen, hier erwähnten Referenzgruppen und haben ein beachtenswertes, sehr stimmungsvolles Debüt vorgelegt.

"Viejo Mundo" ist als reguläre CD und als limitierte (200 Stück, siehe Bild unten) Box erschienen. In der von STEINKLANG/PERCHT gewohnt hübschen, handgemachten Holzkiste liegen zwei kleine, postkartenähnliche Bildchen und eine 3inch-CD mit drei zusätzlichen Songs (alle spanisch) von den Gastmusikern MAX PERCHT (STURMPERCHT), DIMO DIMOV (SVARROGH) und ANDREW KING. Diese Extras heben den Preis allerdings auf knapp das Doppelte an.
Die STURMPERCHT-Sprechstimme ist einfach unverkennbar, flott und folkloristisch dazu die Musik mit vorauseilender Trommel nebst Flöte, Gitarre und diversem Holzschlagwerk. Aus DIMO DIMOV spricht wieder einmal der Schamane, tranceartig, versunken, ein brummelnder Chor steht um ihn herum. Auch ANDREW KING erfüllt die Erwartungen und bietet seine Stimme, die immer an höfischen Minnesang erinnert, zu purem Getrommel an. Keine Überraschungen, aber drei schöne Zusatz-Songs, die vor allem Hoffnung auf weitere Zusammenarbeiten machen, auf eine Ur-Folk-Allstar-Band, sozusagen.


 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Songproben von ÀRNICA
» DÉFILÉ DES ÂMES @ myspace
» DÉFILÉ DES ÂMES @ Nonpop
» ANDREW KING @ myspace
» SVARROGH @ Nonpop
» STURMPERCHT @ Nonpop

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Zusammenfassung
Wild, ländlich, urig. Alpin-Folk, nur aus einem anderen Gebirge: Die drei Katalanen vertonen Sagen, Jagd- und Kampflieder der Pyrenäen. Gut vergleichbar mit STURMPERCHT und auf ähnlich hohem Niveau. Ein beachtenswertes, sehr stimmungsvolles Debüt.

Inhalt
Percht 11
~ 43 min.

reguläre CD:

01 Última Hoguera
02 Ilmatar
03 Urogallo
04 Danzas De Guerra
05 Tu Tierra
06 Hijo De Deva
07 El Trashumante
08 Aguarda
09 Caballos Solares
10 Tormenta
11 Galdr
12 Tu Miedo

limitierte 3inch-CD:

MAX PERCHT:
Bailad, Bailad, Bailad!!
DIMO DIMOV:
Escarcha
ANDREW KING:
El Camino Al Final Del Día
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