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Claudia K.

Das letzte Einhorn (Hörbuch)

Was vergangen, kehrt nicht wieder ...


Das letzte Einhorn (Hörbuch)
Genre: Hörbuch
Verlag: Der Hörverlag
Erscheinungsdatum:
Februar 2009
Medium: Box
Preis: ~29,00 €
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Das letzte Einhorn lebte in einem Fliederwald, und es lebte ganz allein. Es war sehr alt, ohne etwas davon zu wissen, und es hatte nicht mehr die flüchtige Farbe von Meerschaum, sondern eher die von Schnee in einer mondhellen Nacht.

In seinem Wald ist es immer Frühling, und kein Mensch auf der Jagd findet darin Beute. Eines Tages jedoch muss es erfahren, dass es das letzte Einhorn auf der Welt ist: Ein Schmetterling berichtet ihm von dem Roten Stier, der alle Einhörner davongetrieben und ihre Spuren verwischt habe. Schweren Herzens verlässt das Einhorn seinen zeitlosen Wald, um seine Artgenossen zu suchen. Es betritt eine Welt, in der die Menschen blind geworden sind für das Wunderbare; Menschen, die keine Einhörner mehr kennen. Dennoch ist die Magie in der Welt des "letzten Einhorns", in der die Fähigkeit des wahren Sehens eine zentrale Rolle spielt, wirklich und gegenwärtig: Die Hexe Mammy Fortuna fängt das Einhorn im Schlaf ein und macht es zu einem Teil ihrer Mitternachts-Menagerie. In diesem Wanderzirkus verwandelt die alte Frau mittels Illusionsmagie harmlose Tiere – einen zahnlosen Löwen, einen traurigen Hund, eine unscheinbare Spinne – in gefährliche Fabelwesen: für die Augen von Menschen, die Fabelwesen sehen möchten, das Einhorn aber für eine weiße Stute halten. Nur zwei von Mammy Fortunas Geschöpfen sind wirklich: Das Einhorn – und die mordlüsterne Harpyie Celaeno.
Mit dem Zirkus reist auch der unglückliche Zauberer Schmendrick, dem es an Macht über die Magie fehlt, nicht aber an Erkennen; er befreit das Einhorn, und gemeinsam setzen sie die Wanderung fort. Ihr Ziel ist nun das finstere Reich des gefürchteten Königs Haggard, von dem Mammy Fortuna im Zusammenhang mit dem Roten Stier sprach. Unterwegs schließt sich ihnen die desillusionierte Räuberbraut Molly Grue an. Im öden Land König Haggards angekommen, verwandelt Schmendrick das Einhorn in eine menschliche Frau, um es vor dem Roten Stier zu schützen. In Gestalt der unwirklich schönen Lady Amalthea gelangt es in das Schloss. Der König ist misstrauisch, jedoch seines Daseins überdrüssig genug, um die Ankömmlinge in seiner düsteren Burg hoch über dem Meer aufzunehmen. Zeit vergeht, und das Einhorn verliert in seinem menschlichen Körper allmählich die Erinnerung an seine Vergangenheit und an seine Suche. Schließlich ist die Lady Amalthea so menschlich, dass sie die Liebe von Haggards Adoptivsohn Prinz Lír erwidern kann. Gegen den Willen Mollys, Lírs und Amaltheas verwandelt Schmendrick die junge Frau zurück in ein Einhorn, damit sie gegen den Roten Stier kämpfen kann. Als dieser Lír tötet, hat das Einhorn endlich genug Kraft, den Stier zu besiegen und ins Meer zu treiben. Damit sind die anderen Einhörner befreit, die der Stier im Auftrag Haggards in der Flut gefangen gehalten hatten. Die graue Festung seines Vaters stürzt ein, der vom Einhorn magisch wiederbelebte Lír wird König, das öde Land erwacht zu neuem Leben, Molly und Schmendrick, der nun die Magie gefunden hat und ein wahrer Zauberer ist, brechen gemeinsam in die Welt auf. Und das Einhorn kehrt in seinen Wald zurück. Doch es hat sich verändert: Es war sterblich, und ein Teil von ihm wird immer sterblich bleiben. Es ist nun das einzige Einhorn, das Leid und Trauer kennt, das einzige Einhorn, das einen Menschen geliebt hat und selbst menschlich, sterblich, gewesen ist – und dadurch wird es den anderen Einhörnern immer fremd sein. 

Wer diese Geschichte kennt, kennt sie vermutlich aus dem Zeichentrickfilm „Das letzte Einhorn“ von JULES BASS und ARTHUR RANKIN JR. aus dem Jahr 1982 und verbindet sie mit einem eigenwilligen Zeichenstil und dem Soundtrack von JIMMY WEBB in Zusammenarbeit mit der Rockband AMERICA („Horse With No Name“), der in diesem Zuge ein Comeback gelang. Weniger bekannt ist, dass der Zeichentrickadaption ein gleichnamiger Roman des amerikanischen Schriftstellers PETER S. BEAGLE aus dem Jahr 1968 zugrunde liegt, in Deutschland erschienen bei KLETT-COTTA in einer deutschen Übersetzung von JÜRGEN SCHWEIER. Eine Hörspielversion dieses Werks auf sieben CDs mit einer Gesamtlauflänge von etwa 503 Minuten ist kürzlich beim HÖRVERLAG erschienen – gelesen von ANDREAS FRÖHLICH, bekannt als „Bob Andrews“ („dritter Detektiv, Recherchen und Archiv“) in der Hörspielreihe „Die drei Fragezeichen“, ansonsten aber auch Schauspieler und Hörbuch- und Synchronsprecher, der u. a. die deutschen Stimmen von ETHAN HAWKE, JOHN CUSACK, EDWARD NORTEN … und GOLLUM in „Der Herr der Ringe“ spricht. Verpackt ist das Ganze in eine elegante blaue Box, welche die sieben CDs in Plastikhüllen enthält. Nicht ganz glücklich ist allerdings das Titelbild gewählt – ein weißes Pferd mit einem aufgesetzten Horn, das leider eher nach unsäglich einfallsloser Endlos-Fantasy der Kategorie „Die Elfen“ oder „Die Zwerge“ aussieht –; immerhin wird hier keine platte Fantasy-Epigone für LARPer, "Mittelalter"- oder SUBWAY TO SALLY-Fans verhandelt, sondern ein poetisch-dichter Märchenroman mit komplexer Symbolik und über den Text hinausweisender Selbstreflexivität. Und schließlich geht es in dem Roman nicht zuletzt auch darum, dass ein Einhorn eben kein weißes Pferd mit einem Horn ist, so dass ein anderes Motiv oder eine mehr stilisierte Abbildung auch inhaltlich angemessener gewesen wäre.

Wer "Das letzte Einhorn" nur aus dem Fernsehen kennt, darf sich beim Hören auf Überraschungen gefasst machen, denn der Roman erschließt inhaltliche Tiefen und Handlungselemente, die der Film, obgleich eine gelungene Umsetzung, die Stimmung und Poesie der Vorlage bewahrt, im medialen Transfer kürzt. Die Unterschiede liegen in Detail, aber auch in einem weiteren Handlungsstrang, der die Komplexität der Geschichte erhöht. Vordergründig in Buch wie Film ist die Frage der Wirklichkeit, des wirklichen Sehens, das offenbar nicht gleichbedeutend ist mit dem rein optischen Sehen, das die Menschen täuscht. Dabei reflektiert das Buch verstärkt auch das Funktionieren von Geschichten an sich: Wie in einem Märchen erleben sich die Figuren, die über das glückliche Ende der Geschichte sinnieren. In einem Märchen, das wissen sie, braucht es eine Prinzessin, die Lady Amalthea, und einen Helden, Prinz Lír; und natürlich kann das glückliche Ende nicht bereits mitten in der Geschichte erfolgen. Ein märchenhaftes Ende, ein glückliches Ende, gibt es indes dennoch nicht, kein glückliches Königspaar bleibt, obgleich der Roman mit einem zuversichtlicheren Ausblick für den trauernden Lír schließt und ihm eine wirkliche (menschliche) Königstochter in Aussicht stellt, die der Rettung durch einen Helden bedarf. Bemerkenswert ist auch, wie der Roman mit Fiktionalität, Historie, Mythen und Erzählgenres spielt: Das Einhorn, so einer der Jäger eingangs, sei bereits von PLINIUS beschrieben worden, der sich auch in realen Geschichtsbüchern findet. Die Räuber kennen den uns ebenfalls bekannten Mythos von „Robin Hood“, der Text enthält zahlreiche Verse und Lieder, und Prinz Lír agiert wie ein Recke der Heldenepik, der für seine Angebetete Drachen, Riesen und Monster erschlägt und wie im Märchen unmögliche Aufgaben und unlösbare Rätsel bewältigt.
Stärker als der Film betont der Roman auch Aspekte von Altern und Sterblichkeit, die das Einhorn, das den Verfall seines menschlichen Körpers qualvoll spürt, ängstigen. So ist der größte Schrecken der Mitternachts-Menagerie nicht die blutrünstige Harpyie, sondern eine Gestalt namens Eli, die im Film fehlt: Im letzten Käfig sitzt in der Finsternis eine alte, knochige Frau in Lumpen, „der absolute Höhepunkt! Das Ende! Eli!“ Großartig sehe sie nicht gerade aus, sagt Rukh, der Gehilfe Mammy Fortunas, doch kein Held könne sie besiegen, kein Gott sie bezwingen, kein Zauber sie fernhalten. Denn Eli ist das Alter, und sie singt: „Was vergangen, kehrt nicht wieder.“ Und obwohl sich herausstellt, dass Mammy Fortuna selbst die Darstellerin dieser Gestalt ist, ist das Einhorn darüber fast mehr erschrocken als über die Gegenwart der Harpyie. Und auch die kleine Spinne Arachne, die als einzige gerne Teil einer Illusion der Hexe ist, weil sie ihr die Größe und Bedeutung gibt, die das kleine Tier gerne hätte, fehlt im Zeichentrick. „Kleine Weberin, Freiheit ist besser“, sagt das Einhorn zu ihr, die Spinne aber will ihren geöffneten Käfig nicht verlassen und ist die einzige, die die Zerstörung der Mitternachts-Menagerie betrauert: „Bis in den Morgen hinein folgte ihnen ein anderer Laut: das winzige, trockene Weinen einer Spinne.“
Im Roman legen Schmendrick und das Einhorn zusätzlich Rast in einem Dorf ein, in dem erstmals die Räuberbande Captain Cullys auftaucht; dem Aufenthalt im Räuberlager ist mehr Zeit gewidmet, die voller Anspielungen auf Robin Hood und Heldensangmotive ist. Allerdings gibt es statt eines „Alan-a-Dale“ hier nur einen Willie Gentle, und Captain Cully hat jedes einzelne der Heldenlieder, die angeblich über seine Person gesungen werden, selbst geschrieben. Dennoch hätte er sie gerne in eine Volksliedsammlung aufgenommen und hält Schmendrick für einen Sammler und Herausgeber von Volksdichtung. (Denkt da jemand an die Brüder Grimm?)
Dem Film unbekannt ist auch ein ganzer Handlungsstrang: das Dorf Hagsgate, das als einziges in Haggards ödem Reich in Wohlstand lebt. Dafür sorgt der Fluch einer Hexe, die sich beim Bau der königlichen Festung betrogen sah; ein trickreicher Fluch, der in der Angst vor dem Verlust des Reichtums besteht: denn eines Tages soll es ein Sohn aus dem Dorf sein, der das Schloss König Haggards zum Einsturz bringt und den Ort erlöst, damit aber auch seinen Wohlstand beendet. Dieses Kind ist Prinz Lír, Sohn der Dorfbewohner, den die Menschen aus Angst vor der Prophezeiung aussetzten – und den ausgerechnet König Haggard fand und mitnahm. Und auch über Schmendrick – der nebenbei bemerkt einen schwarzen Mantel trägt und keinen blauen – ist mehr zu erfahren: Auf ihm, dem glücklosen Lehrling eines großen Magiers, lastet der Fluch des ewigen Lebens. Seine scheinbare Jugend täuscht, denn er ist unsterblich wie das Einhorn, und er wird erst beginnen zu altern und zu sterben, wenn er die wahre Magie gefunden hat. Zudem leben im Schloss Haggards noch drei alte Wachmänner, denen das Einhorn am Ende wieder zur Jugend verhilft. Prinz Lír ist zunächst noch mit einer Prinzessin verlobt, die ironischer Weise erfolglos versucht, ein Einhorn anzulocken. Die Gespräche der Protagonisten sind ausführlicher, Lírs Liebesleid erscheint intensiver, die Entwicklung seiner Beziehung zur Lady Amalthea schlüssiger, mehr Monster und Drachen als im Film müssen (in Abwesenheit) durch Lír ihr Leben lassen … aber hier wie dort spricht der Schädel in der Halle mit Hilfe von Wein.

Alle diese Gestalten – das Einhorn, Mammy Fortuna, Rukh, Schmendrick, die Räuber, Molly, die Bewohner Hagsgates, Haggard und Lír – spricht ANDREAS FRÖHLICH mit jeweils variierten und charakteristischen Stimmen, ohne dabei bemüht oder gekünstelt zu wirken. Subtil transportiert er damit das Feeling der Gestalten, die so leicht sind wie Luft, so fragil wie Meerschaum, so knorrig wie alte Bäume oder, wie Mammy Fortuna, die Anmutung von „Honig und Schießpulver“ haben, und schafft Atmosphäre und Dynamik ohne zu dick aufzutragen. Erstaunlich, wie nuanciert und wandelbar eine Stimme sein kann – gerade auch, weil sie so gar nicht nach „Bob Andrews“ klingt. Wer also – wie ich zunächst – die Sorge hat, "Das letzte Einhorn" würde vom dritten Detektiv der „drei Fragezeichen“ vorgetragen (nichts gegen die kultigen drei Jungs, aber in diesem Fall würde es wirklich nicht passen), kann beruhigt sein, denn danach klingt es wirklich gar nicht. Die Sprecherfahrung ist FRÖHLICH anzuhören: eine angenehme, ruhig tragende Geschichtenstimme, eine Stimme, wie sie eine wirkliche Geschichte braucht. Eine Stimme für Einhörner, Hexen und Zauberer, die akzentuiert ohne zu übertreiben, Charaktere zeichnet ohne nach Effekten zu haschen – und die manchmal, vielleicht bleibt das nicht aus, wenn man den Film kennt (und ihn seit 1982 gefühlt jedes Jahr Weihnachten im Fernsehen sieht, was in diesem Fall allerdings nicht heißt, dass er nicht sehenswert wäre), auch an Passagen aus dem Film erinnert. Sei es, weil FRÖHLICH sich bewusst oder unbewusst in seiner Gestaltung daran orientiert, oder weil man selbst daran denkt und es sich vielleicht auch etwas zurecht hört. Ein Vergleich mit dem sehr präsenten Film bleibt wohl nicht aus, gerade, wenn man ihn mehrmals gesehen hat und die (deutschen) Dialoge fast auswendig kennt. So klingt dann auch das, was man im Kopf erwartet, manchmal etwas anders, als das, was man vorgelesen bekommt. Welche Version näher am Original ist – die deutsche Romanübersetzung oder die deutsche Übersetzung der Filmadaption – wäre zu untersuchen. Zutiefst poetisch, symbolisch und schwermütig schön sind beide, und wer den Zeichentrickfilm mag, dem ist die Kenntnisnahme des Romans – sei es in Buch oder Hörbuchform – unbedingt zu empfehlen.

 
Claudia K. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Der Hörverlag


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Zusammenfassung
"Das letzte Einhorn" von PETER S. BEAGLE, gelesen von ANDREAS FRÖHLICH auf 7 CDs (vollständige Lesung).

Inhalt
Das Einhorn lebt allein in seinem Wald. Eines Tages erfährt es, dass es das letzte Einhorn auf der Welt ist, und es macht sich auf die lange und gefährliche Suche nach seinen Artgenossen ...
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