Dieser Artikel wurde mit Musikbeispielen in der NONPOP-Hörschau Nr. 22 vertont! WAS FÜR EINE STIMME!! "Ashes to ashes, dust to dust. To be or not. Daddy, Daddy, quite unsteady." Mit Sätzen wie diesen bläst die in Wien lebende gebürtige Kroatin MELITA JURISIC den geneigten Hörer vom Stuhl. Dadaistisch anmutende, experimentelle Lyrik aus einem Mund, der auch im Gesicht von LAURIE ANDERSON oder ZARAH LEANDER sitzen könnte. Dazu Elemente aus Trip Hop, Hip Hop, Free Rap und vor allem immer wieder ein verzerrter Metal-Bass. Hart und düster, dabei ganz langsam und ohne Knüppelei. JURISIC ist eines von fünf Mitgliedern des österreichischen Projekts METALYCÉE, welches von NIK HUMMER und ARMIN STEINER vor sechs Jahren (2003) gegründet wurde. Die beiden Herren gehören ihrerseits zum Soundkünstler-Kollektiv THILGES3 und haben unter anderem mit FAITH NO MORE oder SUNN O))) zusammengearbeitet, was einige musikalische Indizien hergibt. Obwohl bereits zwei Veröffentlichungen – ein Longplayer 2004 und eine EP 2008 – die Diskografie zieren, gibt es keinen Vergleich für "It Is Not" (MOSZ 020), denn die Kroatin stieß ebenso wie Drummer BERNHARD BREUER und Bassist MATIJA SCHELLANDER erst 2007 zur Band, hat also lediglich an den drei Songs der EP ("Metalycée") mitgewirkt. Nun erscheint sozusagen das erste Vollzeitalbum in kompletter Besetzung. Jeder der fünf Musiker ist übrigens wiederum an zahllosen weiteren Projekten aller Stilrichtungen beteiligt, so dass sich Stöbern im Netz lohnt. Wer kennt die Schiffe steuernden Hybriden aus "Battlestar Galactica"? Gleich einer solchen Wortmaschine schleudert MELITA JURISIC, übrigens auch erfolgreiche Schauspielerin, ihre düsteren Prophezeiungen in den Raum. Mal abgehackt, mal fließend. Mal mit Sinnzusammenhang, mal ohne. Druckvolle Metal-Drums und ein wummernder, scheppernder Bass untermalen die Stimme, dabei immer wieder ausbrechend und in längeren, instrumentalen Zwischenspielen ein Ventil findend. Die dezente Elektronik stammt von einem Synthesizer und einem – von NIK HUMMER bedienten – Trautonium, berühmt vor allem für die Sounds zu "Die Vögel" von HITCHCOCK. Die Tracks unterscheiden sich hauptsächlich durch die Intensität der Stimme: Ein Schreien voller unglaublicher Wut wie im Titeltrack, ein gruseliges, etwas Ungutes ankündigendes Flüstern in "The Itch", ein eher wahnsinniges, heiseres, aber auch laszives Rezitieren in "Something Sick". Besonders beeindruckend sind zwei Songs: "Jezebel", weil hier mehr Wert auf Melodie gelegt wird, so dass der Sprechgesang von JURISIC mit der enormem Tiefe des Sounds zu einem Universum anwächst. In "Donal Og" dagegen kommt es fast nur auf die Stimme an, die mit einem dunklen Timbre singt, düster und traurig fast wie in einem Folksong, begleitet von einer Basslinie und Geräuschen des – vermute ich – Trautoniums. Erinnert an den Sound der späten EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN. "It Is Not" ist ein einziger, dröhnender Trip mit düsteren, aber auch lichten Momenten. Ein Bad im Teer mit dem Kopf noch über der Oberfläche. Das Ziel, das sich dieses Projekt gesteckt hat, funktioniert: "Truth of sound". Das Album ist eben nicht einfach nur sogenannter Crossover, obwohl die vielen möglichen Vergleiche diesen Schluss natürlich nahe legen würden: hart wie KORN, düster wie PORTISHEAD, langsam wie BOHREN & DER CLUB OF GORE, innovativ wie das KAMMERFLIMMER KOLLEKTIEF. Aber METALYCÉE sind etwas Eigenes, Aufregendes, Großes. Sehr empfehlenswert für ... ja für wen eigentlich? Ich vermute mal, für ausnahmslos alle NONPOP-Leser. PS: Neben der LP wird es "It Is Not" auch als Download geben. PSS: Ein Video zum Antesten findet Ihr unten. Konzerttermine: 11. Mai 2009 21:00 / Brut - Record Presentation / Vienna 28. Mai 2009 20:00 / Linz Auwiesen / Linz 17. Juni 2009 20:00 / Postgarage Interstellar Festival / Graz 18. Juni 2009 20:00 / menza pri koritu / Ljubljana Älterer Song von METALYCÉE ("Mad Tom Song")
Michael We. für nonpop.de
Verweise zum Artikel: » METALYCÉE @ last.fm Themenbezogene Artikel: » METALYCÉE: Expat Blues
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Zusammenfassung
Eine Wahnsinns-Stimme zwischen LAURIE ANDERSON und ZARAH LEANDER. Dazu Metal-Drums und ein dröhnender Bass. Dadaistisch, eigen und sehr aufregend.
Inhalt
SIDE A:
01: Cordelia's Song 02: Satisfy My Soul 03: It Is Not 04: Spiders On Toast 05: The Itch SIDE B: 01: Something Sick 02: Donal Og 03: You Promised Me 04: Jezebel [mosz 020] 40:10 |