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Michael We.

ODA RELICTA: Leper Mass

Himmlische Soprane


ODA RELICTA: Leper Mass
Genre: Neo - Klassik
Verlag: Twilight...
Medium: CD
Preis: ~13,00 €
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Das dritte Album, das der Ukrainer OLEGH KOLYADA als ODA RELICTA veröffentlicht, wartet mit einer eindeutigen politischen Botschaft auf. Im Begleitschreiben heißt es, "Leper Mass" sei eine Gedenkfeier für "alle Georgier, die im blutigen Sommer 2008 vom russischen Aggressor abgeschlachtet wurden". Aus seiner Abneigung gegen Russland macht OLEGH schon seit Jahren keinen Hehl. Gleich zu Beginn des Georgienkrieges etwa hat er veranlasst, dass seine Musik in Russland nicht mehr verkauft wird. (Weitere politische Aussagen, Zukunftsvisionen für sein Heimatland Ukraine und natürlich Informationen über seine musikalische Arbeit sind im NONPOP-Interview nachzulesen.) Auch der Albumtitel lässt politische Interpretationen zu. Als 'Lepra-Messe' wird eine Totenmesse bezeichnet, die Leprakranke im Mittelalter von einem Priester im Voraus gelesen bekamen. Oft mussten sie dabei, mit schwarzem Leichentuch bedeckt, auf einer Totenbahre Platz nehmen. Fortan hatten sie ein Glöckchen zu tragen und durften nicht mehr am öffentlichen Leben teilnehmen. Wer hier – auf Russland und Georgien bezogen – nun wem ein Requiem liest, kann sich jeder selbst aussuchen. In der Musik sind dann allerdings, soweit ich das beurteilen kann, keine weiteren politischen Botschaften mehr versteckt.
Für "Leper Mass" hat sich OLEGH KOLYADA mit TWILIGHT RECORDS aus Argentinien zusammengetan, einem rührigen Label, auf dem unter anderem KIRLIAN CAMERA, ATARAXIA oder PIETER NOOTEN (Ex-CLAN OF XYMOX) veröffentlichen. Leider kommt das Album ohne Booklet, welches gerade bei den komplexen Arbeiten von OLEGH und bei einem – vordergründig historischen – Titelthema wie 'Umgang mit Aussätzigen' ein paar Basisinfos hätte liefern können.

Der erste Höreindruck: Eine Mischung aus apokalyptischer Opernarie und Dark Ambient. Auf "Leper Mass" finden sich hauptsächlich liturgische Gesänge. Das Album ist damit eine Fortsetzung des Vorgängers "Czarstvo Dukha" und entfernt sich noch weiter vom volkstümlichen, erdigen Erstling "The Crown & The Plough". Die Sopranstimmen der beiden Sängerinnen sind von einer derart glasklaren Reinheit, dass umgehend eine geistige, spirituelle, nicht-stoffliche Atmosphäre entsteht. Eine Auflösung der Welt in ihre Atome, wie sie auch bei FIRST HUMAN FERRO, dem zweiten Projekt von OLEGH KOLYADA, öfter zu beobachten ist. In glänzenden, leuchtenden Momenten erinnern die Stimmen an die Inbrunst von – dieser Song fiel mir erstaunlicherweise zuallererst ein – MONTSERRAT CABALLÉ in "Barcelona", untermalt von Glocken und gedämpften Orgelklängen. In dramatischen Augenblicken werden die beiden Frauen von dunklen, im Hintergrund dahinmurmelnden Sounds wie Mönchschören aus dem Synthesizer oder düsteren Windspielen umschwebt. Wie auch auf "Czarstvo Dukha" wurden die Gesänge live in den großen Sälen des Konservatoriums von Kiew aufgenommen, deren hallende Akustik für zusätzliche Zeitlosigkeit sorgt, eine Verbindung schafft zwischen Klöstern, Abteien und Jetztzeit.
Auffällig ist, dass OLEGH dieses Mal in seiner Eigenschaft als 'Regisseur' fast ausschließlich auf durchkomponierte Lieder setzt. Hierbei greift er erneut auf die Arbeiten des zeitgenössischen ukrainischen Komponisten MYKHAYIL A. SHUKH zurück. Das Ineinandermischen von einzelnen, sich auch widersprechenden Parts – wie Volkslieder und Marschmusik auf dem ersten Album – scheint zunächst der Vergangenheit anzugehören, was weder Vor- noch Nachteil ist, sicher aber einen einfacheren Zugang zur Musik schafft. Besonders erwähnenswert innerhalb dieser 43minütigen (Toten)Messe sind: Track 5, ein getragener, schmerzvoller Gesang von wahrhaft überirdischer Schönheit, lange Zeit begleitet nur von einer Kirchenorgel. Track 8, der die Mischkunst früherer Alben mit einem Mix aus Dark Ambient, Kirchenmusik, einem Priestergebet und Sopranstimmen durchschimmern lässt. Und das letzte Stück, das sehr an FIRST HUMAN FERRO denken lässt: Klare Ambientmusik ohne Gesang beschwört trotz Orgelpassagen eine moderne, fast futuristische Umgebung.
Wie immer erweist sich OLEGH KOLYADA mit ODA RELICTA als Meister im Erschaffen einer dichten, die Zeit überdauernden Atmosphäre. Nach ukrainischen Volks- und Kirchenliedern sowie Militärmärschen verlässt er die Welt für "Leper Mass" nun gänzlich und begibt sich auf eine rein spirituelle Ebene. Mit einer gewissen Leidenschaft für klassische Musik, vor allem für Operngesang ausgestattet, kann diese mit Hingabe begangene Messe vorbehaltlos genossen werden.

Gerade im Hinblick auf die Richtung, die "Leper Mass" einschlägt, ist der Ausblick auf das angekündigte nächste Werk von ODA RELICTA spannend: "Holy Alliance", ebenfalls noch für dieses Jahr geplant, soll sich wieder den Anfängen dieses Projekts zuwenden und fast ausschließlich mit Marschmusik arbeiten. In einigen Wochen erscheint außerdem die auf NONPOP schon angekündigte Split-Single mit HOROLOGIUM, "Saint George & The Dragon".


 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» ODA @ myspace
» ODA @ last.fm
» FIRST HUMAN FERRO @ myspace
» HOROLOGIUM @ myspace

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Zusammenfassung
Neues Label, neuer Sound. Der Ukrainer OLEGH KOLYADA baut die liturgischen Ansätze des Vorgängers weiter aus, verzichtet auf allzu viele Quellen und setzt stattdessen auf durchkomponierte, sakrale Lieder. Glasklare Sopranstimmen liefern apokalyptische Opernarien. Zum Genießen.

Inhalt
01 Introitus
02 pt I
03 pt II
04 pt III
05 pt IV
06 pt V
07 pt VI
08 pt VII
09 pt VIII
10 pt IX
11 pt X
12 Outroitus

~ 43 min.
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