Maik L.
KISS THE ANUS OF A BLACK CAT: ...The Nebulous Dreams
Genre: Weird Folk
Verlag: Conspiracy... Erscheinungsdatum: 23.09.2008 Medium: CD / LP Kaufen bei: Amazon Nokturne Soundalchemie und elegische Choräle: KISS THE ANUS OF A BLACK CAT veröffentlichen "The Nebulous Dreams“. KISS THE ANUS OF A BLACK CATs (ab jetzt: KTAOABC) aktuelle Veröffentlichung ist format- bzw. spielzeittechnisch eher als Mini-LP zu bezeichnen und ganz bestimmt nicht ihr “third full length” Album, wie es der Sticker auf der Verpackung behauptet. Ebenso fraglich ist, ob die Inkorporierung neuer Klangaspekte in den Sound des belgischen Soloprojekts (dessen zentrale Figur auf den schönen Namen STEF IRRITANT hört) wirklich zu dem führt, was die Plattenfirmeninfo nahe legt, nämlich einer “divine doom folk/rock cloud“ in größter Nähe zu Größen wie COMUS, WOVEN HAND oder etwa CURRENT 93. Solcherlei Beschreibungen führen bekanntermaßen entweder zu Enttäuschungen beim Hörer oder Überdruss beim Leser – dementsprechend tut sich das Label mit seiner Produktrhetorik keinen Gefallen. Aber tatsächlich: Auch auf der neuen Platte ist es die selbst gestellte Aufgabe des Projekts, an die Klassiker des apokalyptischen Dunkel- bis Dunkelstfolk anzuschließen. Herrschte auf der ersten, letztlich nur kultigen, da völlig in ihrer musikalischen Parallelwelt abgekapselten, Veröffentlichung "If The Sky Falls, We Shall Catch Larks“ (2005) schwarz angehauchter, aber vor allem Lo-Fi-geprägter Folksound vor, folgte auf der ersten Hälfte des Nachfolgers "An Interlude To The Outermost“ (2007) zunächst einmal größere Leichtigkeit beziehungsweise Klarheit. Der Klang war differenzierter, die Produktion beinahe enttäuschend sauber und die fast poppigen Indiefolkklänge waren nicht mehr weit von den sympathischen Gaysongs der HIDDEN CAMERAS entfernt. Doch nahm die zweite Albenhälfte dann eine notwendige Korrektur vor und die sperrige Seite der Band erklang wieder ergreifend und tragisch. Beide Alben, sowie die 7’’ "Turn Hegel On His Head" stehen bei interessierten Hörern anderer Folkwelten abseits der Trampelpfade inzwischen zu Recht hoch im Kurs. Und generell kann „man“ beim Verfolgen des Werdeganges der Band dazu kommen noch Großes zu erwarten. Bei KTAOABC handelt es sich also um keine Unbekannten mehr, geschweige denn um ein unbeschriebenes Blatt und so stellt sich die Frage, welchen Weg die Band auf “The Nebulous Dreams“ nun geht. In der Zeit seit „An Interlude To The Outermost“ hat man sich offenbar in, wenn auch nicht dunklere, so doch dröhnendere Klangwelten eingearbeitet und so beginnt der etwas mehr als 15minütige Opener “Between Skylla And Charybdis“ mit kreischenden Sounds, quietschender Disharmonie und Rückkopplungsorgien, an denen auch der blinde Dämonensultan Azathoth und seine Rasselbande von Flötenspielern ihre Freude hätten (Wir vermenschlichen diese sympathischen Kerle illegitimerweise jetzt einfach mal ein wenig.). Langsam heben sich dann aber doch das bekannt stoische Bass- und Schlagzeugspiel aus dem Noisewirbel empor, den Sound über Minuten zu einem monotonen und wuchtigen Schepperrock für Valiumsüchtige oder Somnambule entwickelnd. Schließlich wird es beinahe still, Krach und Drones lassen nach und die Band zeigt ihre angenehmere, harmonische Seite, welche bisher, wir sind bald bei Minute 7, unter der vielstimmigen Kakophonie verborgen lag. Nun setzt auch STEF IRRITANTs scharf geschnittene Stimme ein und berichtet von tiefschwarzen Kindheitserinnerungen, kulminierend in den Zeilen: “Little children believe in nebulous dreams / Roused by absurd and cosmic streams“. Und „cosmic“ klingt es denn auch: ritualistisch, krautig, apokalyptisch. Um die elfte Minute zeigen KTAOABC sich dann wieder als Meister im langsamen Steigern der Intensität. GUDRUN ROOS' Vocals begleiten jetzt Irritants Stimme, Streicher setzen ein – aufs Ganze besehen, durchschreitet der Song die Ganze Bandbreite von kosmischem Tohuwabohu zur erhabenen, durchaus auch an Meister wie THEE SILVER MT. ZION erinnernden, Elegie. Auch der zweite Song “Dyptich“ beginnt mit Verzerrerspielereien sowie einigen Reverbeffekten, welche jedoch bald von metallischer Perkussion übertönt werden. Ein scheppernder Groove entwickelt sich, verklingt abrupt, verhaltener Stille Platz machend, bevor eine Art gothischer Nokturnchor „And Some Of Us Are Bleeding Children“ intoniert. Leise Pianoanschläge lassen diese weit ausholende, repetitive Nummer ebenso unheimlich enden wie sie begonnen hat. Doch das Finale erreicht die Platte erst mit dem anrührenden, zerbrechlichen "Miserere“: eine einfache, zurückhaltende Folknummer mit dem zwielichtigen Refrain “Come and do wrong“, die nach den Eskapaden der ersten zwei Songs umso heller klingt. Auch hier wird gegen Ende noch einmal nachgelegt und dem Ganzen ein bisschen mehr Indiefolk-Flair gegönnt, wodurch wieder einer dieser acidgetränken Hymnen entsteht. Nach knapp 30 Minuten ist der Spuk dann auch schon vorbei und die Plattenspielernadel dreht leise knisternd noch ein letztes Ründchen. "The Nebulous Dreams“ kommt als schwarzes Vinyl, in stilsicherer schwarzer Innenhülle und mit einer minimalistischen, leicht psychedelisch angehauchten Covergestaltung. Neben einem Lyricssheet liegt der Platte darüber hinaus ein Downloadcode bei: eine faire Geste für trotz aller Vinylliebe multimedial vernetzte Hörer. Nach einer guten 7’’ und zwei Alben präsentieren KTAOABC hier nun also eine mehr als zufrieden stellende, ihren Kosmos um passende Elemente erweiternde Platte. Klar, STEF IRRITANT ist ein Eklektizist vor dem Herrn, doch seine bisherigen Aufnahmen erschöpfen sich weder im Gestus des Zitats noch in der reinen Montage der vielen, vielen eventuellen Vorbilder. Stattdessen ist dem Projekt ein streckenweise überraschendes, oft dröhnendes, lautes, aber auch leises und ruhiges, immer intensives Album gelungen. Also dran denken: Folk is the new black, come and do wrong, schöne Träume!
Maik L. für nonpop.de
Verweise zum Artikel: » Bandhomepage » KTAOABC @ Myspace Themenbezogene Artikel: » Kiss The Anus Of A Black Cat
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Zusammenfassung
Dem Projekt ist ein streckenweise überraschendes, oft dröhnendes, lautes, aber auch leises und ruhiges, immer intensives Album gelungen.
Inhalt
1. Between Skylla And Charybdis
2. Dyptich 3. Miserere |