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Martin N.

ZERO KAMA: Live In Arnhem

Der singende Knochen


ZERO KAMA: Live In Arnhem
Genre: Ritual
Verlag: Athanor
Medium: CD
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Eines der wohl obskursten Labels, die Anfang der 80er Jahre Österreich unsicher machten, ist das Wiener Kassettenlabel NEKROPHILE RECORDS eines gewissen Herrn DE WITT. DE WITT, der bereits als Akteur in NITSCHs Orgien-Mysterien-Theater in Erscheinung trat, machte es sich um 1983 zur Aufgabe, Bands und Projekten, die sich geheimnisvoller Ritualmusik verschrieben haben, eine Plattform zu bieten. „Die Magie der Musik hat die schamanische Funktion der Trommel begründet und nicht ein apotropäischer Lärmzauber“ konstatiert der Rumäne MIRCEA ELIADE in seinem Buch „Schamanismus und Ekstasetechnik“, und es scheint, als decke sich diese Aussage mit Vorstellungen und Visionen der NEKROPHILE-Schule. Okkupiert wird das Ritual-Musik-Genre von Projekten wie AIN SOPH, COIL, LASHTAL und ZERO KAMA, deren dunkle, archaische Klänge eben keine Vertreibung unliebsamer Geister oder Totems sind, wie es bei dem Begriff „Ritual Musik“ zunächst einmal anzunehmen wäre, sondern im Gegenteil: symptomatisch für das Output der NEKROPHILE-Bands sind die Lehren von Spitzbuben wie ALEISTER CROWLEY und AUSTIN OSMAN SPARE. Dämonischer Stoff also! Themen Rund um Kabbala, Sigillen und Sexualmagie bilden die konzentrischen Kreise, in deren Mittelpunkt sich das mystische, ekstatische Erlebnis befindet.

Fast alle oben genannten Charakteristika vereint das Projekt ZERO KAMA, dessen einziges, 1984 erschienenes Vollzeitalbum „The Secret Eye Of L.A.Y.L.A.H.“ prononciert als eines der repräsentativsten Tondokumente dieser Gattung gehandelt werden darf. Kopf hinter ZERO KAMA ist der bereits vorgestellte DE WITT. Das Außergewöhnliche und Faszinierende an „The Secret Eye Of L.A.Y.L.A.H.“, das was ZERO KAMA von vielen Ritualgenossen absondert, ist die besondere Machart der Musik. All die Klänge, die auf „The Secret Eye Of L.A.Y.L.A.H.“ zu hören sind, wurden ausschließlich selbstgebauten Instrumenten aus Menschenknochen entlockt. Oberschenkelknochenxylophon, Schädeltrommeln und Unterschenkelknochenflöten evozieren jene geisterhafte Aura, die schaurigen Orten wie dem MÜTTER MUSEUM, den CAPUCHIN KATAKOMBEN VON PALMERO oder dem tschechischem Gebeinhaus KOSTNICE innewohnt. Inspirieren ließ sich DE WITT im Übrigen vor allem von tibetanischen Mönchen, die Instrumente aus den Knochen hingerichteter Verbrecher und Jungfrauen herstellten. Am Rande sei hier vermerkt, dass die Idee, Musik mit Menschenknochen im Rahmen der "neuen" Ritualmusik zu erzeugen, nicht ganz so jungfräulich ist. Die Band METGUMBERBONE musizierte auf diese Weise bereits ein Jahr zuvor auf ihrer Langspielplatte „Ligeliahorn“. Die Knochen wurden von Bandmitgliedern eigenhändig aus einhundertdreißig Jahre alten Familiengräbern ausgehoben und präpariert, worauf es prompt zu einer Hausdurchsuchung kam. Für den Bau eines Knocheninstrumentes, so DE WITT, braucht man nicht länger als eine halbe Stunde. Klar also, das ZERO KAMAs „The Secret Eye Of L.A.Y.L.A.H.“ tonal etwas eingeschränkt ist. Elektronik kommt eher spärlich zum Einsatz. Meist sind es perkussive Schleifen und Hall-Effekte, auf die DE WITT baut. Daher ist die Platte vielleicht nicht das abwechslungsreichste Tondokument, dafür aber wegweisend, außergewöhnlich und inspirierend für eine ganze Nachkommenschaft an Musikern und Künstlern wie PSYCHONAUT, ALLERSEELEN, SLEEP CHAMBER, HUNTING LODGE und die bekannte Black Metal Formation ROTTING CHRIST, die es ebenfalls nicht vermochten, sich dem geheimen Auges L.A.Y.L.A.H.s zu entziehen .

So ist es höchst erfreulich, dass sich das französische Label ATHANOR, bekannt für allerlei okkulte Veröffentlichungen, dazu entschlossen hat, eine der zwei Live-Performances, nämlich die in Arnheim aus dem Jahre 1985, neu aufzulegen. Eine schicke Doppel-CD wartet auf den Fan, die reichlich Extras umfasst. Neben besagtem Konzert findet sich auf der Bonus-CD weiteres, rares Material von unseren Knochenmusikanten, das unter anderem den Kassettensamplern „The Archangels Of Sex Rule The Destruction Of The Regime“ und „The Beast 666“ entnommen wurde. Als kleines Schmankerl ließ man es sich nicht nehmen, ein Interview mit DE WITT und einen Track von POST MORTEM beizulegen. Der Live-Auftritt selbst kommt in Teilen ungewohnt rockig daher. DE WITT hat einige Gastmusiker um sich geschart, die dem rituellen Schabernack durch Bass und Gitarre mehr Volumen verleihen. Neben Klassikern wie „Oprayer of Zos“ beeindrucken vorwiegend trommellastige Stücke wie „Pygmy Dance“ oder „Seven Nights Of Tantra“, die wahrlich einen Hauch von schamanischer Magie in die technokratische Großstadtsphäre katapultieren. Lediglich das Gerede des Publikums soll hier als kleines Manko aufgeführt werden. Gerade bei derartiger Musik, die resolut auf Atmosphäre setzt, sollte man doch das Getratsche und Gequassel der Zuschauer weitgehend ausblenden! 

Zu guter Letzt stellt sich natürlich die Frage nach dem perfekten Rezipienten solcher Klangwelten. Schließlich wird hier doch starker Tobak geboten. In jedem Fall werden alteingesessene Ritualfreunde, die beim Hören solcher Klänge Kerzen anzünden und andächtig vor den Boxen auf die Knie sinken, ihren Spaß haben. Musikliebhaber, die eine Fable für unkonventionelle Klanganfertigungen à la TERJE ISUNGSET oder HARRY OLDFIELD haben, kommen durch den grotesken Einsatz der Menschenknochen ebenfalls auf ihre Kosten. Alle anderen sollten lieber einen großen Bogen um ZERO KAMA machen.


 
Martin N. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» ZERO KAMA
» ZERO KAMA bei Myspace

Themenbezogene Newsmeldungen:
» Neue Veröffentlichungen auf ATHANOR RECORDS

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Zusammenfassung
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Inhalt
CD1

1.V.V.V.V.V.
2.Quabalistic Cross
3.Seven Nights Of Tantra
4.The Call Of The Aethyrs
5.Prayer Of Zos
6.2CR11 (Love Always Yieldeth)
7.Pygmy Dance
8.Inauguration (Of The Pleasure
Dome)
9.Kyrie (BDSM Version) / Zero Kama Interview Radio Stad, Amsterdam (12.9.1985)


CD2

1.Prayer Of Zos
2.Seven Nights Of Tantra
3.Liber AL I.13
4.V.V.V.V.V.
5.The Sea Of Cefalu (POST MORTEM)
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