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Markus K.

FLIEHENDE STÜRME: Lunaire...

spielt mit dem Licht


FLIEHENDE STÜRME: Lunaire...
Genre: Post-Punk/ Cold-Wave
Verlag: Nix Gut
Vertrieb: Broken Silence
Erscheinungsdatum:
Frühjahr 2008
Medium: CD / LP
Kaufen bei: Nix Gut


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Bereits im Frühjahr 2008 erschienen, aber noch nicht auf NONPOP vorgestellt ist die CD „Lunaire spielt mit dem Licht“ von den FLIEHENDEN STÜRMEN. Die FLIEHENDEN STÜRME sind, abgesehen vielleicht von EA80, die einzige Gruppe, die im „großen Stil“ (d.h. seit über 20 Jahren und stets auf gehobenem Niveau) Deutschpunk mit Darkwave-Elementen verbindet. „Lunaire spielt mit dem Licht“ ist das siebente Vollzeitalbum der Band (die Split-LP „Körper ohne Namen“ mit SUBSTANCE OF DREAM nicht eingerechnet) und der Nachfolger der 2005 erschienen Platte „Licht vergeht“.
Gespannt durfte man diesmal vor allem darauf sein, ob die in den vergangenen Jahren durch gemeinsame Liveauftritte und die Veröffentlichung genannter Split-LP immer enger geknüpfte Verbindung zwischen dem kreativen Kopf der STÜRME, ANDREAS LÖHR, und der Darkwave-Band SUBSTANCE OF DREAM das Klangbild des neuen Albums beeinflussen würde. Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Antwort lautet nein, denn „Lunaire spielt mit dem Licht“ knüpft nahtlos an die Punk-Wave-Symbiose der früheren Platten an, betont die Punk-Elemente sogar noch etwas stärker als ältere Veröffentlichungen.
Lob verdient schon einmal das Booklet, in dem es neben recht stimmungsvollen Zeichnungen alle Texte im deutschen Original sowie in portugiesischer Übersetzung zu sehen und zu lesen gibt – die Tatsache, dass es sich ausgerechnet um eine Übersetzung ins Portugiesische handelt, ist dabei sicherlich dem Umstand geschuldet, dass Löhr seit einigen Jahren in Portugal lebt (wobei interessant wäre zu erfahren, wie lohnenswert diese Übersetzungen sind, d.h. wie oft diese CD wohl in Portugal gekauft und gehört wird).
Grundsätzlich kann man zwischen zwei Arten typischer FLIEHENDE STÜRME-Stücke unterscheiden: einerseits den schnellen Liedern, in denen der Punk-Anteil überwiegt, und zweitens den langsam und schwermütig dahinkriechenden Wave-Stücken. Die ersten beiden Lieder, „Lunaire“ und „Tobende Welt“ gehören eindeutig in die erste Kategorie: monoton-treibendes Schlagwerk und raue Gitarrenklänge weisen den Weg, bei „Tobende Welt“ nimmt man im Hintergrund sehr dezente Synthie-Spuren wahr. Dazu die klassischen Löhr-Texte, die Resignation, Frustration und Hoffnungslosigkeit kaum verschleiert auf den Punkt bringen („Engel werden ausgelacht und weggesperrt...“); schwer vorstellbar, dass irgendeine andere lyrische Ausdrucksform zu dieser Art von Musik passen würde. Das dritte Stück, „Ex-ist“, ist insofern bemerkenswert, als es die Punk-Elemente wesentlich eindeutiger zum Tragen bringt, denn tempomäßig wird hier noch einen Gang zugelegt und der Gesang ist weniger hoffnungslos und resignativ als wütend und aggressiv. Eine gelungene, wenn auch recht kurze (nur knapp zweieinhalb Minuten lange) Verschärfung des Tons, die sich recht deutlich an ernstzunehmende Deutschpunk-Bands der 80er Jahre (z.B. die frühen SLIME) anlehnt.
„Hinter Glas“ beginnt mit schleppenden Bassklängen wie ein klassisches STÜRME-Stück der zweiten (wavigen) Kategorie, entpuppt sich aber dann doch als ein die Stimmung der ersten beiden Lieder aufgreifender Midtempo-Song. Gleiches gilt für „Mehr als mich“, das, für diese Band eher ungewöhnlich, einen relativ konventionellen Strophe-Refrain-Aufbau hat. Ganz gut und gewohnter STÜRME-Standard, allerdings würde es nun langsam Zeit, dass Löhr einen Gang zurückschaltet und die schwermütigen Tiefen seines Gemütes anzapft. Stattdessen folgt mit „Bakterien“ ein weiterer sehr straighter Punk-Song mit politisierten Text-Fragmenten („Auf dem Weg zur Arbeit eine Nazi-Sau“), die man eigentlich eher bei Löhrs Zweitprojekt CHAOS Z erwarten würde. In den nächsten beiden Liedern, „Rufe“ und „Zuflucht“, werden zwar textlich die Polit-Schlagworte zugunsten der STÜRME-typischeren Beschreibung von hoffnungslosen Seelenzuständen und Einzelschicksalen zurückgenommen, aber Tempo, Stimmung und Instrumentierung bleiben fast gleich, und nun sehnt sich der Zuhörer endgültig nach ein wenig Abwechslung sowie danach, dass Löhr seine Stärken in puncto waviger Melodik endlich zur Geltung bringt. Aber mit „Welle“ folgt schon das vorletzte Lied, das textlich und musikalisch ebenfalls kaum Abwechslung bietet, auch nicht durch die sehr sparsam eingesetzten (und daher unauffälligen) Synthies.
Schließlich und zu guter Letzt kommt mit „Loch im Himmel“ doch noch das langersehnte Ausnahmestück. Wehmütige Joy Division-Bassspuren und das schleppend vor sich hin rotierende Schlagzeug bieten einen guten Hintergrund für Löhrs Sprechgesang, der in der Tat (und im Einklang mit dem Text) „erschöpft und ausgezehrt“ daherkommt. Die Tiefe und die eindringlich-resignative Atmosphäre von STÜRME-Klassikern wie „Wenn Du Mich Siehst“ oder „Schneetreiben“ erreicht „Loch im Himmel“ allerdings (auch textlich) nicht.
„Lunaire spielt mit dem Licht“ lässt den Hörer (und erklärten STÜRME-Fan) etwas enttäuscht zurück. Natürlich erwartet man von dieser in ihrer Art so einzigartigen Band nicht, dass sie ihren Stil nach 20 Jahren revolutioniert, eher das Gegenteil. Wohl aber hätte man sich erhoffte, dass die Band wie auf früheren Veröffentlichungen ihre ureigenen Stärken ausschöpft und zwischen Wave- und Punkelementen, zwischen Hoffnungslosigkeit und Wut ihre charakteristische Stilistik in stets eindringlichen und (trotz fehlendem „Ohrwurmcharakter“) fesselnden Liedern zum Ausdruck bringen kann. Auf „Lunaire spielt mit dem Licht“ aber tröpfelt zu vieles gleichförmig vor sich hin, die Monotonie von Gesang und Instrumentierung – aufgebrochen nur gelegentlich durch die durchaus positiv herausstechende Betonung der Punkwurzeln – ist hier aufgrund der etwas flachen Songstrukturen weniger das tragende Gerüst von Gesamtatmosphäre als eine Hürde zu tiefergehenden Emotionen, an der die meisten Stücke hängen bleiben. Hierzu ist anzumerken, dass sich die ganz besonderen, eindringlichen Momente bei dieser Band vor allem immer dann einstellten, wenn vermehrt elektronische Elemente zum Tragen kamen und wavige Synthies das Klangbild bereicherten (nicht zwangsweise nur bei den langsameren, sondern durchaus auch bei den treibenderen, aggressiveren Liedern; meisterhaft und konsequent eingesetzt wurde dieses Stilmittel vor allem auf der grandiosen „Priesthill“-Platte). Auf den Einsatz von Keyboards wurde jedoch auf dem neuen Album fast gänzlich verzichtet – sicher mit ein Punkt, an dem sich die insgesamt mangelnde Ausdruckskraft festmachen lässt.
Einen gewissen Abfall gegenüber älteren Alben muss man leider auch bei den Texten feststellen. Die STÜRME waren noch nie bekannt für feinsinnige Wortspiele oder lyrische Verästelungen, und derartige Sprachmuster würden sich auch (wie bereits angemerkt) nicht gut in den punkigen musikalischen Rahmen einfügen. Der besondere Reiz der STÜRME-Texte lag immer darin, dass sie Gefühle wie Frustration und Trostlosigkeit schonungslos und treffend auf den Punkt brachten, ohne dabei Klischees zu bedienen. Auf dem neuen Album aber treffen Löhrs Worte nicht mehr sehr häufig den existentiellen Nerv, sondern kreisen – wie Musik und Gesang – allzu oft in Endlosschleifen um sich selbst. Hinzu kommt leider (wenn auch zum Glück nur gelegentlich) der im Deutschen stets besonders unangenehm auffallende Rückgriff auf Herzschmerz-Standardfloskeln, die bei den FLIEHENDEN STÜRMEN eigentlich nichts verloren haben. Wurde auf früheren Veröffentlichungen das alltägliche Gefühl von Orientierungslosigkeit noch griffig und durchaus originell umschrieben (z. B.: "Verwirrend sind die Gänge, und auch die Namen, ich sehe nur noch Zwänge, doch nicht woher sie einst kamen"; aus "Alles falsch" vom "Fallen"-Album), so heißt es nun: "Was ist zu spät, was ist noch hier, bin ich alleine, ich träume von dir" ("Hinter Glas"). Es mag ein wenig unfair sein, diese eine Zeile (die für sich genommen auch von einem Schlagerbarden stammen könnte – das ist der ewige Fluch deutschsprachiger Texte) als repräsentativ für das ganze Album anzuführen: aber sie verdeutlicht exemplarisch die textlichen (und damit die inhaltlichen) Schwächen des neuen Albums. Positive Ausnahmeerscheinungen in dieser Hinsicht sind die auch musikalisch am ehesten mitreißenden Punk-Stücke (wie "Ex-Ist" und das misanthropische "Bakterien"). Womöglich hätte ein neues CHAOS Z-Album mehr Sinn gemacht?
Trotz des eher verhaltenen Tons dieser Kritik ist Freunden des typischen STÜRME-Stils der Kauf von „Lunaire spielt mit dem Licht“ eingeschränkt zu empfehlen, denn die Platte bietet gehobenen Durchschnitt einer auf ihrem Gebiet immer noch einzigartigen Band. An die Klassiker „Priesthill“ und „Fallen“ reicht sie leider ebensowenig heran wie an den sehr guten Vorgänger "Licht vergeht"; auf einer ähnlichen Qualitätsstufe wie „Lunaire...“ ist, bei allerdings etwas dichterer Atmosphäre, das 99er-Album „Hinter Masken“ zu verorten. Für ein unverbindliches Hereinhören eignen sich „Ex-Ist“, "Bakterien" und „Loch im Himmel“ am besten.

 
Markus K. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» FLIEHENDE STÜRME


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Zusammenfassung
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Inhalt
1. Lunaire
2. Tobende Welt
3. Ex-ist
4. Hinter Glas
5. ...mehr als mich
6. Bakterien
7. Rufe
8. Zuflucht
9. Welle
10. Loch im Himmel
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