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Michael We.

GEORGE THOMAS AND THE OWLS: Shooting...

... Cabin Songs. Zerbrechlicher Folk eines Holzfällers


GEORGE THOMAS AND THE OWLS: Shooting...
Genre: Folk
Verlag: Red Deer Club
Erscheinungsdatum:
April 2008
Medium: CD
Preis: ~12,00 €
Kaufen bei: Red Deer @...


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Nach vielen Monaten, fast schon Jahren des 'weird folk' scheint die Zeit reif für eine Gegenbewegung. Natürlich hat uns dieser moderne, 'verrückte' Post-Folk viele beachtenswerte Bands und Musiker gebracht, COCOROSIE, WILL OLDHAM und andere. Vor allem aber hat der Nachwuchs ein generelles, weltweites Interesse an allen Arten von Folk neu geweckt; eine Tatsache, die nicht hoch genug zu schätzen ist. Allerdings scheint – zumindest an der Oberfläche, siehe dazu auch die Rezension der aktuellen MAGPIE-Ausgabe mit einem Beitrag zu GEORGE THOMAS – der Höhepunkt überschritten, denn jeder klampfende Zauselbartträger wird inzwischen von den Marketingabteilungen der Plattenfirmen als 'weird' verkauft. Ich verspüre deshalb ein Bedürfnis nach einem Folk, der ganz und gar 'unweird' ist. Unprätentiös, schlicht und bescheiden, in der heimischen, kargen Stube entstanden.
GEORGE THOMAS aus Manchester ist ein Typ, auf den all diese Attribute zutreffen. Er ist glatt rasiert, hübsch frisiert und dürfte sicher jede Tochter aus gutem Hause bis nach Mitternacht ausführen. Seine karierten Hemden verleihen ihm das Flair des gesunden Landburschen. Wenn er auf der Bühne von seiner Arbeit als Holzfäller erzählt, lächeln alle über die vermutete Legende, dabei verdient GEORGE sein Geld tatsächlich mit dem Bearbeiten von Baumstämmen. Wer möchte, kann ihn etwa für das Stutzen von Obstbäumen engagieren. Beim Sägen zu sehen ist er auch in dem unten verlinkten Video, das sein Bruder von ihm (und anderen Musikern wie den VIKING MOSES) gedreht hat; GEORGE ist der Gitarrist, der – natürlich – im Baum sitzt. Ganz der zurückhaltende Einzelgänger, gibt der 'woodcutter' aus Manchester das Ziel aus, Musik zu machen, die 'ein bisschen interessant' ist und 'wie eine PHIL SPECTOR-Platte klingt, auf der alles schiefging'; Low Fidelity-Folk statt 'Wall Of Sound'.
Ungefähr zur Hälfte entstehen die Songs von GEORGE in seinem kleinen Appartement in der Nähe eines Bahnhofes, zur anderen Hälfte in einer benachbarten Gartenhütte. Zu Liveauftritten hatte er es nie weit: Der RED DEER CLUB, in den drei Jahren seines Bestehens zu einer Institution für jungen Folk aus Manchester geworden, lag um die Ecke, im Süden der Stadt. Durch Mundpropaganda angelockt, besuchten viele lokale Musikjournalisten seine Konzerte, sogar ein strenger Redakteur der BBC war darunter, der ihm zunächst 'die Stimme eines Schafes' attestierte und seine Bewegungen als 'Trippeln eines kleinen Jungen, der mal aufs Klo muss' bezeichnete – um sich am Ende doch unsterblich in die Songs von GEORGE THOMAS zu verlieben, so wie es allen ergeht. Auch auf der Bühne zeigt der gefühlte Landjunge kein Künstlergehabe, greift ohne Murren zu jedem Instrument, das bereitgestellt wird und lässt spontan Freunde und Kollegen mitspielen, was bald in dem Zusatz AND THE OWLS mündete.
Seit zwei Monaten sind die RED DEER-Bühnenbretter Geschichte, der Club ist zum reinen Label geworden, weil beides gleichzeitig für die Betreiber nicht mehr zu stemmen war. Anfang des Jahres verkaufte GEORGE THOMAS seine erste CD, "Concert For Two Bicycles" – gleichzeitig auch die erste Veröffentlichung für das RED DEER CLUB-Label– noch selbst vom Bühnenrand herab. Nun ist mit "Shooting Cabin Songs" der Nachfolger erschienen, natürlich ebenfalls beim Roten Hirschen (RDC 008).

Langsam und ländlich ist dieser Folk. So langsam, dass man GEORGE THOMAS mit seiner brüchigen Stimme zwischen den Songs ein paar Löffel Hühnerbrühe einflößen möchte, damit er wieder zu Kräften kommt. Und so ländlich, dass es häufig nach Gras, Blumen und Acker duftet. Mit Gitarre, Banjo und Mundharmonika sitzt GEORGE auf einem Weidezaun; ein Cowboy, der jedes Duell meiden sollte. Denn ganz sicher würde er immer zuerst erschossen, weil sein Blick eine Sekunde zu lange an einer besonders schönen Stelle am Horizont haften bliebe. Seine Songs handeln von heimkehrenden Helden, einsamen Schafhirten und Männern, die für ihre große Liebe immer wieder das Gesetz brechen. Sie sind so flüchtig und zart wie schillernde, bunte Insekten an einem Sommertag, die einzufangen kaum möglich ist. Im Vergleich zum ersten Album ist "Shooting Cabin Songs" aber nicht mehr ganz so countryesk und schüchtern; GEORGE THOMAS traut sich hier und da einen Überraschungseffekt zu, er wechselt den Takt oder erweitert das Instrumentarium. Geblieben ist die Melancholie; jeder der uneitlen, einfachen Songs wirft einen wehmütigen Blick auf die Umgebung.
Die luftige, mystische Leichtigkeit von SIMON AND GARFUNKELs "Scarborough Fair" durchzieht den "Vagabond Blues" oder "Last King Of England", die glöckchenklingelnde Ballade über einen Frühaufsteher. An den Grabesfolk mancher 'Murder Ballads' erinnert der "Mountaintop Blues" mit seiner sargigen Dunkelheit. Durchscheinend und schlicht wie die traditionellen Lieder eines ANDREW KING sind "The Nine Gardens Of Aberglasney", ein schon im 15. Jahrhundert von britischen Barden vertonter Text über eine uralte Gartenanlage, oder das zum Abschluss dahinschmelzende "Falling Snow" mit spartanischer Gitarre. So treffend manche Vergleiche auch sein mögen: Das schönste an den Songs ist, dass sie trotzdem niemand anders aufgenommen haben könnte als der Holzfäller aus Manchester. Zu persönlich sind Musik und Geschichten, zehn melancholische Unikate ganz nah am Ohr des Hörers. Als ob GEORGE THOMAS vor dem Griff zur Gitarre auf den freien Platz gewiesen hätte, neben ihm auf dem Weidezaun. Gerne, sehr gerne setzt man sich dazu.
Das aktuelle Album gibt es direkt auf der myspace-Seite von RED DEER CLUB zu kaufen, beide GEORGE THOMAS-Alben werden außerdem bei dem Folkportal WOVEN WHEAT WHISPERS günstig zum Download angeboten; dort können auch jeweils vier Songs pro Album vorgehört werden.

Das Video zur aktuellen GEORGE THOMAS-Single "Smack", gedreht von seinem Bruder.


 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» GEORGE THOMAS @ myspace
» RED DEER @ myspace


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Zusammenfassung
Zehn Folk-Unikate eines Holzfällers aus Manchester, die ganz und gar 'unweird' sind und gerade deshalb besonders schön. Persönliche Geschichten zu countryesken Instrumenten, so fragil, dass man beim Abhören Angst hat, die Lieder könnten sich auflösen. Sehr berührend.

Inhalt
01 Ballad Of A Forgotten Hero
02 Mountaintop Blues
03 On A Starry Night
04 The Art Of Chainsaw Maintenance
05 Smack
06 Vagabond Blues
07 Last King Of England
08 The Nine Gardens Of Aberglasney
09 Song For A Witch
10 Falling Snow
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