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Tony F.

GREY FORCE WAKEFORD: Marble Heart


GREY FORCE WAKEFORD: Marble Heart
Genre: Experimental
Verlag: Athanor
Vertrieb: Athanor
Erscheinungsdatum:
April 2008
Medium: CD
Preis: ~13,00 €
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Grundlage dafür, wie man Musik einordnet oder beurteilt, ist zumeist das, was man erwartet hat. Von diesem Punkt ausgehend muss ich gestehen, dass ich von der schon länger angekündigten Zusammenarbeit von NICK GREY, KRIS FORCE (AMBER ASYLUM) und TONY WAKEFORD (SOL INVICTUS) – nun ja, kurz GREY FORCE WAKEFORD genannt – nicht das Referenzwerk erwartet habe. Auch nach der Zusammenarbeit von KRIS FORCE und TONY WAKEFORD auf "Into The Woods" habe ich nicht erwartet, dass hier eine Art Fortsetzung dieser Platte ins Haus stehen würde. 

Mit "Marble Heart" liegt schlussendlich dann auch ein recht experimentelles, in Teilen vielleicht als psychedelisch zu bezeichnendes, eher ruhiges Album vor, das grob beschrieben eine Schnittmenge des Schaffens der einzelnen Künstler darstellt und bei dem der Einfluss der einzelnen Musiker sehr gut heraushörbar ist. Experimentell meint, dass die Stücke eher selten einen klassischen Songcharakter besitzen. Ideen und Atmosphären blitzen mal hier mal dort auf, verändern sich oder fallen wieder in sich zusammen. Das alles wird von einem reichhaltigen Klangteppich umwirbelt, der die Stücke mal in diese, mal in jene Richtung zieht. Alle drei Musiker setzen dabei ihre Stimmen ein und tragen zudem musikalisch das bei, was man von ihnen aus anderen Projekten kennt. Somit ist das Klangspektrum recht weit gefasst und bietet soundtechnisch wenig Grund zur Langeweile. Es reicht von Violine, Cello, Klarinette über Gitarre und Bass bis hin zu elektronischen Elementen und modernen Klangexperimenten.

"Marble Heart" hat ohne Frage einige gute Momente und Ideen zu bieten, wobei man sich in das Album definitiv hineinhören muss. Seltsamerweise sind es die Stücke, die beeindrucken, die am weitesten vom WAKEFORDschen Klangkosmos entfernt sind. "Vercors", der aus meiner Sicht beste Song der Platte, ist ein klarinettendominiertes, dichtes, gar drückendes Stück, das von KRIS FORCEs Gesang überstrahlt wird. An "Vercors" musikalisch anknüpfend und ähnlich dicht aber doch irgendwie ausufernder, fließender und mit packenden Gesangsfragmenten von NICK GREY ausgestattet fällt "King Solomon's Architects" aus. Auch "Maritime Passage", wieder mit weiblichem Gesang, überzeugt.

Das Manko der Platte ist aber, dass einige Stücke ohne großen Widerstand an einem vorbeirauschen. Die wirklich großen Momente fehlen hier und da dann doch. KRIS FORCE bringt sich mit Gesang und Violine sehr zum Vorteil in das Geschehen ein. TONY WAKEFORD muss man aber leider attestieren, dass er der entbehrlichste Teil der Gruppe ist. Die wenig inspirierten Gitarren- und Bassparts kommen nie über das hinaus, was man mittlerweile schon zur Genüge von ihm kennt. Gerade bei "The Weavers Dream" und "Marble Heart" kommt es zu erheblichen Déjà-Vus, wobei beide Stücke nur äußerst mittelprächtige SOL INVICTUS-Songs abgeben würden. Dazu kommt der Gesang, der hier recht schwach ausfällt, da die Gesangslinien ebenfalls nicht vor neuen Ansätze strotzen und die musikalische Qualität doch mal wieder einen gewissen Tiefpunkt erreicht, wo man doch langsam meinen könnte, er weiß, was er singen kann und was nicht. Die offensichtliche Kritiklosigkeit der anderen Musiker kann ich in dem Zusammenhang allerdings auch nicht wirklich verstehen. NICK GREYs Stimme und Gesang erinnern mich hingegen eher an die manchmal etwas farblos wirkende, wenig Raum greifende Stimme eines MATT HOWDEN (SIEBEN), wenn er nicht zu solch gewaltigem, packenden Werk wie in "King Solomon's Architects" aufbricht. Ansonsten bestechen die schon von seinen früheren Arbeiten bekannten, unverkennbaren Klanglandschaften.

Was bleibt: Das Album ist eine Mischung aus hervorragenden, experimentellen Teilen, oft zu typischen WAKEFORD-Musiken sowie interessanten aber manchmal zu wenig kompakten und packenden Versatzstücken. Eine Straffung an der einen oder anderen Stelle hätte dem Werk sicher gut getan. "Marble Heart" ist deshalb ein sicherlich interessantes aber auch nicht überragendes Album geworden.


 
Tony F. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» GREY FORCE WAKEFORD@Myspace

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Marble Heart
King Solomon's Architects
Winter Again
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And The Name He Gave Me
December
Shadows In The Light
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