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Roy L.

NEUTRAL: Serpents In The Dawn

beauty is the only God...


NEUTRAL: Serpents In The Dawn
Genre: Neofolk
Verlag: Eislicht
Erscheinungsdatum:
Januar 2008
Medium: CD
Preis: ~12,99 €
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Anfang dieses Jahres hat das bekannte Dresdner Neo-Pop'n'Folk Verlagshaus EIS & LICHT endlich das lang erwartete zweite Studioalbum von NEUTRAL herausgegeben und somit auch zum ersten Mal die Aufmerksamkeit der hierzulande angeschlagenen Szene auf die recht hoffnungsvollen Zukunftstöne aus dem Osten Europas gelenkt.
Dass ausgerechnet NEUTRAL hier den Grundstein legen, ist dabei ganz bezeichnend: immerhin war das Projekt um Sänger ASH Ende der Neunziger tatsächlich die erste echte Neofolkband in Russland, die sich mit dem Geist der WORLD SERPENT-Familie identifizieren konnte. Die Band hatte dabei eine lange Entwicklung hinter sich. Ihr erstes Demo „The Dream That Destroys The Dreamer“ von 1996 enthielt vier heute immer noch überraschend eigenständig klingende experimentelle Gothic/Wave Songs mit romantisch-expressionistischen Texten. Als vor acht Jahren die Live-CD „Walpurgis Night At Luisen Kirche“ erschien, standen NEUTRAL, abgesehen von den befreundeten ROMOWE RIKOITO aus Königsberg, in ihrer Heimat dann ziemlich einsam und verlassen mit ihren düster-melancholischen Akustikgitarren vor einem im Grunde so gut wie nicht vorhandenen Publikum. Im subkulturell übersättigten Westen tauchte die Band zum ersten Mal im selben Jahr auf dem SOL INVICTUS-Tribut-Sampler „Sol Lucet Omnibus“ (CYNFEIRDD, 2000) auf, und zwar mit einer imposanten und die übrigen Samplerbeiträge deklassierenden Neubearbeitung des Traditionals „Sheath & Knife“. Vier Jahre später folgte wiederum über das französische Label CYNFEIRDD das phantastische Studiodebüt „Of Shadow And Its Dream“, das bemerkenswerterweise auf einem damals noch nicht sehr etablierten Nebenstrang im Neofolk-Kosmos wandelte.
Dieser ruhige, streicherbetonte und immer latent-melancholische Ästheten-Folk, den NEUTRAL hier spielten, wurde erstmalig 1992 auf CURRENT 93s herausragender LP „Thunder Perfect Mind“ erprobt und zwei Jahre später von NATURE & ORGANISATIONs Referenzwerk „Beauty Reaps The Blood Of Solitude“ in Reinform präsentiert. Interessanterweise waren es dann zuerst ROMOWE RIKOITO, die diesen „un-martialischen“ und eher prä-raffaelitisch geprägten Pfad mit ihrem Tape „Narcissism“ (1996) konsequent und sehr produktiv fortsetzten. Wie schon im Jahr 2004 knüpfen NEUTRAL mit „Serpents In The Dawn“ auch heute wieder genau an dieser Stelle an.
Dennoch hat sich bei der Moskauer Band in den letzten vier Jahren einiges getan. Der Gitarrist ILYA LIPKIN und Sängerin VERONIKA verließen die Band 2005, um ihr eigenes, mehr heidnisch und naturmystisch inspiriertes Projekt WALDSONNE zu gründen, von dem bisher noch nicht allzu viel zu hören war. NEUTRAL besteht seitdem im Grunde nur noch aus dem Duo EVGENY VORONOVSKY und Sänger ASH, der nun selbst die Gitarre in die Hand genommen hat.
Nun könnte man daraus schließen, dass die Musik auf dem neuen Album noch intimer und zurückhaltender geworden ist, als sie es je schon war, und vielleicht ist diese Annahme ja auch gar nicht so verkehrt, doch vor allem hat sich im Vergleich zum Vorgänger eines verändert: NEUTRALs Kompositionen sind deutlich songhafter geworden, sie wirken überaus pointiert und verlieren sich nicht mehr in endlos verträumten ätherischen Feldern. Natürlich fehlt es in den acht Liedern auch hier nicht an virtuos gespielten instrumentalen Passagen, doch finden sie mit größerem Bedacht Verwendung und gehen auf diese Weise auch viel tiefer unter die Haut.
Wollte man es ganz rational runterrechnen, müsste man wohl erwähnen, dass die so gefangen nehmenden Klanglandschaften im Grunde nur aus sacht gezupften Akustikgitarren, einem sparsam eingesetzten Keyboard und vor allem aus mehreren Schichten des magischen und fürwahr stets präsenten Violinenspiels bestehen, das der klassisch ausgebildete Musiker Voronovsky, der unter dem Namen CISFINITUM eher elektroakustische Klangforschung betreibt, mit unglaublicher Präzision beherrscht. Doch das Ganze ist auch auf „Serpents In The Dawn“ eben mehr als nur die Summe der Teile und so hat das russische Duo ein wundervoll aufeinander abgestimmtes homogenes Werk hinterlassen, das sich so schmerzlich-schön und anmutig wie ein frühherbstlicher Sonnenuntergang an der baltischen Küste ins Herz des Hörers brennen wird.
Denn auch wenn diese Lieder kompositorisch zweifelsohne mit dem Prädikat „anspruchsvoll“ zu versehen sind, ist es letztendlich doch eine Musik, in die man sich einfach so ganz leicht fallen lassen kann, in der man sich sofort wohlfühlt und die sich nur dann in „traurigdepressive Abgründe“ stürzt, wenn man es auch selbst so möchte. Wie auf einem sanft tragenden Laubmeer bettet man sich rücklings beim Hören dieser Platte und über dem Kopf wächst einem dabei eine luftige Gedankenblase, in der nichts anderes verklingt, als ein endlos langes „schööööööööön“. Gerade in „Noone To Follow“ gibt es diese einzigartigen Momente, in denen man sich gern der Überzeugung hingeben möchte, die ganze Welt bestehe nur aus harmonisch singenden Violinen und wie gut und wahr dies doch wäre!
Ein wenig holt einen dann ASHs dunkelblauer Grummelgesang, der manchmal ungeahnte Frequenztiefen auszuloten scheint, auf den Boden der Tatsachen zurück. Das ist auf den ersten Blick nicht ganz der Tonfall, der einer solch schöngeistigen Musik beigegeben werden sollte, aber letztendlich fügt es sich so auch besser zu den oft fatalistischen und dunklen Versen und überdies ist dem geheimnisvollen Flüstern des ersten Albums die Entdeckung des Brummbären ohnehin vorzuziehen.
Augenblicke zum Aufhorchen liefern davon abgesehen auch das einzige russisch gesungene Lied „Luna“ und das kraftvolle „Next To The Stars“, das mit seiner Snare-Einlage im Kehrreim durchaus das Zeug dazu hat, zu einer bedächtigen, besinnlichen Lagerfeuer-Hymne zu avancieren. Was dem exzellent arrangierten Album trotz alledem fehlt, das ist, so seltsam es sich anhören mag, vielleicht ein kleines Maß an Dissonanz, ein flüchtiger Missklang, etwas Verwegenes und Destruktives. Ganz ähnlich wie das bei den neueren BACKWORLD der Fall ist, läuft das Album an manchen Stellen Gefahr, in eine Belanglosigkeit des Nur-Schönen zu verfallen. Ein wenig rüpelhafte Disharmonie kann in solchen Situationen nicht schaden und würde der großen kosmischen Schönheit dazu noch echten Sinn verleihen. Das kurze und schmerzvolle „Beauty Destroyed“ hatte ja seinerzeit auf dem NATURE & ORGANISATION-Album auch seine vollste Berechtigung.     
Aber vielleicht sparen sich NEUTRAL solcherlei Experimente ja auch vorerst für zukünftige Werke auf. Und im Moment kann man eigentlich auch eher glücklich darüber sein, dass die beiden so selbstsicher und musikalisch versiert in den tiefen Fußspuren der alten Folk-Ästheten wandern. Auf die kleine Welt des Neofolks kann sich das im Grunde auch nur positiv auswirken, gerade zu einer Zeit, da sich Protagonisten wie MICHAEL CASHMORE – sicher zu Recht – inzwischen zu Höherem berufen fühlen. Mit NEUTRAL erblicken wir daher eine Band am Horizont, die das schwere Erbe mit viel Würde und einer ganz eigenständigen Haltung tragen wird. Schlicht und einfach: ein wunderschönes Album.

 
Roy L. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Neutral @ MySpace
» Eis & Licht

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Zusammenfassung
Nach langer Wartezeit setzen die russischen Neofolk-Pioniere mit „Serpents In The Dawn“ den streicherbetonten ästhetischen Pfad, den sie 2004 mit ihrem Debüt einschlugen, nun mit einem gut gereiften Songwriting fort. Trotz fehlender Verwegenheit schlicht und einfach ein wunderschönes Album.

Inhalt
1. Tales Of Men And Trees
2. The Starfall Of The Nevermore
3. Serpents In The Dawn
4. The Gift Of The Sea
5. Next To The Stars
6. The Woods Of Autumn Blaze
7. Noone To Follow
8. Luna

43min

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