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HATE ETERNAL: Fury & Flames
Proclamation of the damned ...
Kategorie: Rezension
Erstellt: 08.04.2008
Wörter: 1102
Artikelbewertung:
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Death Metal, wow, ich hätte nicht gedacht, dass mich eine Band im Jahre 2008 noch mal vom Hocker reißen könnte. In den frühen 90ern war Death Metal für viele Leute die Einstiegsdroge vor der zweiten Black Metal-Welle, viele Bands selbst – man könnte nahezu alle frühen norwegischen Größen wie DARKTHRONE, EMPEROR, MAYHEM oder IMMORTAL aufführen – haben inspiriert von den 80er Größen wie HELLHAMMER/CELTIC FROST, POSSESSED, MORBID ANGEL, DEICIDE oder CARCASS in die Klampfen gehauen und versucht, möglichst düstere und schlichtweg brutale Musik zu machen. Über den Werdegang des Death Metals in den 90ern braucht man kaum berichten, spätestens mit dem Erfolg des Florida-Todesmetalls, den Skater-Klamotten und der nicht mehr zu überschauenden Flut an mehr oder minder guten Veröffentlichungen von x-tausend Bands kam ein relativ schnelles Ende dieser Musikrichtung, die in ihrer Ganzheit sicherlich eine der extremsten, vielschichtigsten und letztendlich musikhistorisch wichtigsten Underground-Sparten war.
Wie bereits angeführt, beginnt die Geschichte dieser Musikrichtung noch in den Wirren der 80er Jahre. Der Punk lag bereits begraben, Hardcore und Grindcore lagen fast noch in den Windeln und viele Leute fühlten sich verständlicherweise angepisst von der damaligen Weichbrotfraktion der Heavy und Speed Metal-Schwuchteln und dem Bon Jovi-Juppi-Hard Rock. „Lauter, schneller, extremer“ war eine daraus resultierende Folge, die überwiegend in den Staaten und England ihre Wurzeln hatte. POSSESSED waren es, die mit dem Titel „Death Metal“ auf der legendären „7 Churches“-LP (Roadrunner 1985) dem Kind den Namen gaben und damit erste Erfolge verbuchen konnten. Viele andere Bands wie NAPALM DEATH oder etwas später CARCASS hatten es reichlich schwer, mit ihrer für damalige Verhältnisse extremen Musik Fans und Labels zu finden. Auch hier entstand die typische DIY-Kultur, die von der Selbstorganisation der Konzerte bis hin zu Vertrieb und Tape Trading reichte. Nichtsdestotrotz stellten sich nach und nach die ersten größeren Erfolge ein, kleine Labels gründeten sich und trieben Distribution und Bekanntwerden einzelner Bands voran. Nachdem sich einige Bands (vermehrt aus den Staaten) Mitte bis Ende der 80 Jahre etablieren konnten, gab es auch in Europa parallele Bewegungen, insbesondere im hohen Norden, wo die schwedische Undergroundszene einige Bands vorweisen konnte.
Im Gegensatz zu der von Beginn an ziemlich auf technisches Können fixierten US-Szene bauten die Schweden sofort (späte 80er) eher auf Brutalität, Rauheit und Geradlinigkeit – Bands wie UNLEASHED, DISMEMBER, ENTOMBED oder GRAVE galten als Vorreiter und Überbringer des Schweden- und Göteborg-Sounds. Später wurde dieser Sound durch Bands wie AT THE GATES oder DARK TRANQUILITY ausgebaut und abgesehen von den Anfangstagen war er progressiver und technisch wesentlich anspruchsvoller. Wie bereits erwähnt, kam es zu Beginn der 90er zu einer starken Stagnation innerhalb der Death Metal-Bewegung, innerhalb dieses Stillstandes gelang es auch nur wenigen Bands, ihren Status zu halten und konsequent bzw. erfolgreich fortzusetzen. Da zeitgleich in Norwegen die zweite Black Metal-Welle anrollte (die sich insbesondere durch das Engagement von MAYHEM Gitarist OYSTEIN AARSETH (R.I.P.) als Gegenbewegung zum trendy, posing Death Metal verstand), verlor sich auch von Seiten der Zuhörerschaft das Interesse. Der klassische Death Metal ging mehr oder minder über Nacht zugrunde und zerfiel in unzählige neue Spielarten bzw. es wurden Stilmittel dieser Richtung in andere, neuere Sparten (Gothic Metal, Metalcore usw. usw.) integriert. Nichtsdestotrotz gibt es eine Unzahl von Klassikern, die bis heute nicht an Substanz verloren haben – als da sind MORBID ANGEL, DEATH, CANNIBAL CORPSE, BENEDICTION wie auch die fast schon vergessenen AUTOPSY und die bereits genannten Vorreiter.
Inzwischen hat sich der klassische Death Metal wohl wieder rehabilitiert, zumindest las ich jüngst, dass sich die Todesblei-Fraktion seit der Jahrtausendwende wieder eines größeren Zuspruchs erfreut, was sicherlich nicht von ungefähr kommt, steckt die Black Metal-Szene ja schon seit den späten 90ern wieder in einer gewaltigen Krise, da die Idiotie im Black Metal für nicht absehbare Zeit irreparabel erscheint. Mit HATE ETERNAL zeigt sich auf jeden Fall, dass Death Metal wirklich nicht tot sein kann. Bereits seit zehn Jahren existiert die Band um Gitaristen/Produzenten ERIC RUTAN (ex MORBID ANGEL), der inzwischen als einziges Gründungsmitglied übrig geblieben ist. Nach dem Abgang des Schlagzeug-Asses DEREK RODDY (NILE, MALEVOLENT CREATION) und dem plötzlichen Tod des Bassisten JARED ANDERSON (R.I.P. 2006) hatte RUTAN die schwierige Aufgabe, Musiker an Bord zu holen, die dem hohen technischen Standard gerecht werden würden, um den HATE ETERNAL-Sound auf dem selben Level halten zu können. Auf die Tieftonposition setzte man erneut ALEX WEBSTER (CANNIBAL CORPSE-Bassist), der bereits 1997 für HATE ETERNAL die Bassklampfe malträtiert hatte. Adäquaten Ersatz am Schlagzeug fand man in JADE SIMONETTO, der trotz seines jungen Alters der Präzision und Schlagfertigkeit des Vorgängers gewachsen ist. „Fury & Flames“ ist nunmehr das vierte Vollzeitalbum und wurde vom Death Metal-Publikum kritisch erwartet. Kritisch aus dem Grund, weil die Vorgänger „King Of All Kings“ (2002) und „I, Monarch“ (2006) schlichtweg als nicht mehr zu überbietende Klassiker gelten.
Doch schon beim ersten Hören zeigt sich eins: unglaubliche Präzision und Nuancen, irre rasantes Tempo, extreme Soli und Riffwechsel, dazu ein dynamisches Schlagzeugspiel, das durchweg gnadenlos schnell ist, zu keiner Zeit aber unkontrolliert und undurchdacht wirkt. Der Sound ist vielleicht nicht so brillant wie bei den Vorgängeralben, weswegen so mancher Teil des Songwritings nicht wirklich genau hörbar ist. Einerseits schade, weil man hier einfach unglaubliche Spielfreude und spielerisches Können in die Fresse geprügelt bekommt, so dass einem Hören und Sehen vergeht, andererseits schadet dem extremen Metal auch ein Schuss Unsauberkeit nicht wirklich. Die zehn Songs bieten letztendlich auf knapp 40 Minuten Spielzeit, ein Hassgewitter der Extraklasse, das sich ohne Zweifel in der MORBID ANGEL-Liga ansiedeln lässt und zuweilen über deren Härtegrad noch weit hinausschießt. Der Trommler prügelt Unmenschliches aus den Fellen, wie bereits erwähnt, extrem präzise und kraftvoll, ständige Wechsel zwischen Blast Beats, Breaks und Midtempo-Passagen sind Programm – zuzüglich unglaublicher Double Bass/High Hat/Becken-Attacken. Überwiegend ist das Ganze aber im extrem schnellen Bereich angesiedelt. Dementsprechend wüten auch die Gitarren, es gehen rhythmische und extrem schnelle Riffs nahtlos ineinander über, teilweise erkennbare Melodiebögen, rasante Soli, die mit den Blast Beats hand in hand gehen. Der Bass knorzt in typsicher WEBSTER-Manier (Man denke an die glorreichen CC-Sachen zu „Tombs Of The Mutilated“- oder „The Bleeding“-Zeiten.) und der Gesang ist glücklichweise nicht ein abgrundtiefes Grunzen aus der Arschritze sondern eine Mixtur aus einigermaßen verständlichem Gebrüll und teilweise gekreischten Parts. Für die Headbanger-Fraktion ist die Scheibe Garant für Genickstarre oder Bruch desselben.
Wer Death Metal aufgegeben hat, braucht sich die Scheibe natürlich nicht anzutun, wirklich Neues findet man hier nicht, aber das ist sicherlich auch gar nicht der Anspruch. Viel eher versteht man diese HATE ETERNAL-Scheibe als konsequente Fortsetzung des eigenen Schaffens und als frisches, wiedergefundenes Stück klassischer Death Metal-Brutalität. So bleibt nur eines zu sagen – Reinhören und die Sau rauslassen: DEATH METAL IS NOT DEAD – DEATH IS ALIVE!!!
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Verweise zum Artikel:
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Zusammenfassung
Wer Death Metal aufgegeben hat, muss sich die Scheibe nicht antun, wirklich neu Erfundenes gibt es hier nicht, aber das ist sicher auch nicht der Anspruch. Viel eher kann sie als konsequente Fortsetzung des eigenen Schaffens und als wiedergefundenes Stück klassischer Death Metal-Brutalität gelten.
Inhalt
01 Hell Envenom
02 Whom Gods May Destroy
03 Para Bellum
04 Bringer Of Storms
05 Funerary March
06 Thus Salvation
07 Proclamation Of The Damned
08 Fury Within
09 Tombeau (Le Tombeau De La ...)
10 Coronach (Outro)
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Zwei Mitglieder von HATE ETERNAL (ERIK RUTAN himself und SHAUNE KELLEY) spielten außerdem in der alten Death Metal Band RIPPING CORPSE (1. Demo 1987), technischer Stil, irgendwo zwischen alten KREATOR und MORBID ANGEL zu "Altars Of Madness"-Zeiten. Ihr einzigstes Album "Dreaming With The Dead" (1991) ist ein kleiner Death Metal Klassiker und wahrscheinlich heute etwas schwerer zu finden, weil auf einem kleinen Label veröffentlicht. Die Band löste sich auf als RUTAN zu MORBID ANGEL wechselte...
RIPPING CORPSE:
http://www.myspace.com/njpsychoticthrash