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Damián M. D.

MARVARGR: Likstank


MARVARGR: Likstank
Genre: Black Nekronoise Metal
Verlag: 205 Recordings
Erscheinungsdatum:
24.12.2008
Medium: CD
Preis: ~13,00 €
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Das „All True Black Nekronoise Metal“ (sic) Projekt MARVARGR besteht aus zwei namhaften Größen der skandinavischen Industrial Szene. Das „Mar-“ im Namen steht für den Norweger LASSE MARHAUG. Er ist (unter eigenem Namen und in zahlreichen Projekten wie DEL oder ORIGAMI REPLIKA) seit Anfang der 90er in der Noise Szene mit mehr als zweihundert Veröffentlichungen extrem aktiv und erfolgreich. An seiner Seite findet man keinen anderen als den Schweden HENDRIK NORDVARGR BJÖRKK (u.a. TOROIDH, FOLKSTORM). Dieser war Mitte der 90er mit MZ. 412 ein Pionier der Mischung zwischen Black Metal und Industrial Music, und führt in der Gegenwart diese Aktivität unter dem Namen VARGR fort (obwohl dieses Projekt seine Industrial Elemente langsam verliert). Die Themen und die Ästhetik des Black Metals sind offensichtlich eine starke Inspirationsquelle während der ganzen Karriere NORDVARGRs gewesen, und er gilt sogar als Ehrenmitglied der griechischen Band NAER MATARON.

 Die Aufnahmen für „Likstank“ wurden „in Norwegian and Swedish forests in the unholy year of 2.005 at full moons and absolute darkness“ (sic) gemacht. Es handelt sich also um etwas ältere Aufnahmen und bestimmt auch um das, was NORDVARGR zum Projekt VARGR geführt hat. Dieser letzte Punkt wird klar, wenn man die Logos beider Projekte vergleicht.
Das Gesamtwerk erweckt auch den Eindruck, es hätte sich ursprünglich um ein reines Spaßprojekt gehandelt. Zunächst der Fakt, dass es ein Album ist, welches, so das Booklet, „Not Mixed at all“ ist. Trotzdem wurde es aber erst nach mehr als zwei Jahren bei 205 RECORDINGS (NORDVARGRs eigenem Label für sein Projekt TOROIDH) veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt waren die ersten beiden VARGR-Alben, die nach „Likstank“ produziert wunden, schon veröffentlicht und relativ erfolgreich gewesen. Dazu kommt, dass alles um die Musik zu stark klischeehaft wirkt, um etwas anderes zu sein als eine Hommage von zwei genialen Künstlern an den „true“ Black Metal. Mit „klischeehaft“ sind die ziemlich sinnlosen Songtitel gemeint (wie „Fullmoon Mountain Wrath“ oder auch „Unsilent Hellnoise In The North Abyss“ - vergleiche IMMORTAL "Unsilent Storms In The North Abyss"), die Darstellung der Musiker als „Count MarHaug: chainsaw christfuck and vomit-sadism/Lord NordVargr: Blasphemous Rituals and nuklear nekro-torture“ und ein sehr „oldschool“ und minimales Booklet-Design in schwarz/weiß mit einem Pentagramm, einer „Triumph des Todes“-Radierung, einem umgedrehten Kreuz und dem Spruch „>Bandname< plays true >böses adjektif< Black Metal exclusively!“. Das Ganze in einer limitierten Auflage von 666 Stück – wie es sich gehört.

Mit dem oben Genannten will ich auf keinen Fall sagen, dass „Likstank“ ein schlechtes Werk ist. Ganz in Gegenteil: die Klischees des Black Metal sind so meisterhaft dargestellt, dass jeder Liebhaber (oder damaliger Liebhaber) des Genres extrem zufrieden damit sein sollte. Dass es sich um eine sehr streng limitierte Auflage handelt, verstärkt das pseudo-elitäre Gefühl der Veröffentlichung und wird mit Sicherheit Sammler glücklich machen. Aber das aller Wichtigste bleibt, dass „Likstank“ eines der besten Black Metal Alben ist, die ich in den letzten Jahren gehört habe. Es ist brutal, düster und minimal zugleich. Es klingt unheimlich ernst, kalt und spontan – daher auch meine Theorie, dass es sich um ein nicht sehr stark durchdachtes Produkt handelt – was hier eine gute Sache ist. Die verzerrten Gitarrenmelodien bleiben ständig halb-verdeckt hinter intensiven Noise-Wänden und einem sehr gelungenen Gesang, der jeden Versuch, etwas von den Texten zu verstehen, zum Scheitern bringt. Die 13 verhältnismäßig kurzen Musikstücke bauen über die 40 Minuten Spielzeit eine extrem aggressive Atmosphäre auf. Die nicht vorhandene Produktion verstärkt und rundet das Ganze ab.
    
COLD MEAT INDUSTRY beschreiben das Album auf ihrer Homepage als „blasphemous and outright harsch marriage of genres“, und ich kann dem zustimmen. Dark Ambient/Noise und Black Metal sind Musikrichtungen, die sich, mit dem entsprechenden Talent, einwandfrei mischen lassen und sehr interessante Werke hervorbringen. Der Klang von MARVARGR zeigt, was man alles aus Black Metal machen kann, ohne die ursprüngliche extreme Attitüde zu verlieren. „Likstank“ ist dabei eine echte Perle der extremen Musik.


 
Damián M. D. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Nordvargr


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Dominik T. (18-03-2008, 10:37)
Eigentlich hasse ich den Tonträger-Spammer Nordvargr bis aufs Blut, aber MARVARGR ist in der Tat ein interessantes Album, erinnert mich etwas an ein sehr obskures Album, was ich hier immer mal vorstellen wollte, und zwar SVATY VINCENT aus der Tschechei. Besagtes Album erschien bereits 1990 und bietet extremen Nekrosound "Black Metal" (eben so wie MARVARGR) mit tschechischen Texten über Satan und Mahrijuana. Dem Projekt sollte man unbedingt eine mit ABRUPTUM und BLASPHEMY vergleichbare Pionierrolle zugestehen!

Hier eine Rezension:

http://www.geocities.com/vasp_1999/SvatyVincent.htm

Zusammenfassung
LASSE MARHAUG und HENDRIK NORDVARGR BJÖRKK spielen "All True Black Nekronoise Metal".

Inhalt
Titelliste:
1- A New Dawn Of Supreme Evil
2- Excrement Skullfuck
3- Fullmoon Mountain Wrath
4- Manifest Of The Black War Orgy
5- Burning The Abominable Virgin Mary
6- Crucufied and Raped on the Cross
7- Nuklear Desecration At The Northern Gates
8- Absolute Domination Christpiss
9- Forest Of Blasphemy
10- Sodomy To Lord Diabolus
11- Unsilent Hellnoise In The North Abyss
12- Apocalypse in D-Minor
13- Likstank

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