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Axel M.

PSYCHIC TV: Hell Is Invisible...

Heaven Is Her/e


PSYCHIC TV: Hell Is Invisible...
Genre: Psychedelic Pop
Verlag: Sweet...
Erscheinungsdatum:
Ende 2007
Medium: Vinyl LP
Preis: ~20,00 €
Kaufen bei: Amazon


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Ja, hier halte ich sie nun in der Hand – die wievielte PSYCHIC TV-Platte? Es sind auf jeden Fall deutlich über 100 Veröffentlichungen, die das Projekt um GENESIS P-ORRIDGE seit Beginn der Achtziger auf den Markt geworfen hat. Die CD-Version von „Hell Is Invisible…“ kam ja schon Anfang 2007 raus, die Vinylversion (als Doppel-LP mit grünem und gelben Vinyl sowie einem Bonus-Lied) erst vor kurzem. Letztere liegt auch dieser Besprechung zugrunde.

Diesmal bestehen PTV aus GENESIS BREYER P-ORRIDGE (Gesang), seiner vor kurzem verstorbenen Frau LADY JAYE BREYER P-ORRIDGE (Samples und Gesang auf dem Bonus-Lied), ALICE GENESE (Bass, auch aktiv bei den PRETTY BOYS sowie früher CANDY ASS, SEXPOD, GRILL, GUT BANK), MARKUS PERSSON (Tasten), MORRISON EDLEY aka EDWARD O’DOWD (Schlagzeug, auch THEE MAJESTY und TOILET BOYS und gemeinsam mit GENESIS Produzent dieses Tonträgers) sowie DAVID MAX (Gitarre). Als Gastmusiker sind dabei: NICK ZIMMER (Gitarrist bei den YEAH YEAH YEAHS), ZEF NOI$E (der unter anderem schon mit JOHN CAGE und PHILIP GLASS musizierte und das Violinenspiel im zarten Alter von 6 erlernte), BABA LARRIJI aka LARRY THRASHER (SPLINTER TEST), DOUGLAS RUSHKOFF (Tasten, amerikanischer Schriftsteller und Journalist), KOSTA CROSS aka IBU-600 (russischer Underground-Avantgardist in den Achtzigern, in den Neunzigern in die USA ausgewandert, Zusammenarbeit mit LARRY THRASHER), GIBBY HAYNES von den BUTTHOLE SURFERS, NICK KRAMER, BRYIN DALL (LORETTA’S DOLL) und JONATHAN TOUBIN (GRAND MAL).

Ausufernde Informationen zu PSYCHIC TV kann man sich unter www.genesisp-orridge.com sowie www.myspace.com/ptv3 holen.

Die musikalische Ausrichtung dieses Tonträgers ist in einem Satz zusammengefasst: kraftvoller Rock mit experimentellen Schnipseln versehen und eine feine Dosis Sechziger-Jahre Psychedelic. Daran ist ja nun generell nichts neu, aber PSYCHIC TV sind immer für eine Überraschung gut, und so ist es gelungen, auch natürlich unter dem Einfluss der Gäste, ein sehr abwechslungsreich instrumentiertes Stück Musik abzuliefern, das sich thematisch der menschlichen/biologischen Vergänglichkeit und dem Ausbruch aus dem eigenen Körper/Geschlecht widmet. Sicher ist ja bekannt, dass GENESIS selbst seit längerem mit seinem eigenen Körper experimentiert und inzwischen eher dem weiblichen Geschlecht zugeordnet werden könnte.

Nun ein paar Anmerkungen zu dem Liedgut an sich.

Seite A
„Higher & Higher“: Stilistisch typischer Achtziger-Jahre-Rock, beschäftigt sich dieses Stück mit eben der biologischen Vergänglichkeit und läutet so auch perfekt den Tonträger ein: „What the hell are we fighting for?“
„In Thee Body“: das Gefangensein im eigenen/ursprünglichen Geschlecht – „S/he is her/e, he is her – could I really be free in thee body?“
„Lies, And Then“: Wesentlich geprägt durch KOSTA CROSS’ Mellotron wirkt dieses Lied wie lockerer Gitarren-Pop. Es ist eine Neuinterpretation von „She Touched Me“, das PTV ja schon des öfteren in seiner Live-Serie interpretiert haben.

Seite B
„Maximum Swing“: Wohl auch durch GIBBY HAYNES Hintergrund-Gesang erinnert es mich an späte BUTTHOLE SURFERS.
„New York Story“: Hier klingt einer der wichtigsten Einflüsse von PTV durch, nämlich THE VELVET UNDERGROUND (die ja auch gerne live gecovert wurden).
„I Don't Think So“: Ein Trip zurück in die psychedelischen Sechziger – „Smoke cigarettes or even more“.

Seite C
„Hookah Chalice“: Wieder eine Neuinterpretation, nämlich von „Riot In The Eye Ov Sky“ von der „Love War Riot“-12“. Ein schönes, langes, gradliniges Rock-Stück, in der Mitte ein experimenteller Break, um dann die letzten Strophen wieder rockig ausklingen zu lassen.
„Just Because“: Eine weitere Neuinterpretation, nämlich von „I Like You/Paradise Lost“, ebenfalls bekannt aus der Live-Serie. Starker psychedelischer Einschlag, erinnert an die französische Band VIETNAM VETERANS.

Seite D
„I'm Making A Miror“: Das Vinyl-Bonus-Lied und auch das einzige, auf dem LADY JAYE am Mikro ist. Ein Mix aus Sechziger-Jahre-Psychedelic und JARBOE, für mich der absolute Höhepunkt der Platte und ein weiterer Grund, sich für die Vinylversion zu entscheiden.
„BB“: Hier klingen die guten, alten SEEDS durch; ja, die D-Seite ist ganz im Zeichen der „Love Generation“.
„Milk Baba“: Und als Abschluss das für ein Psychedelic-Album obligatorische „indische“ Stück, zu dem BABA LARRIJI Samples und Sitar beisteuert.

Passend zu der Musik sind sowohl Cover als auch Innenhüllen und Vinyl farblich entsprechend gestaltet. PSYCHIC TV ist es mit diesem Album wieder einmal gelungen, sich selbst neu zu strukturieren, ohne dabei ihre Grundsubstanz aufzugeben. Genauso tut es ja auch ihr Kopf GENESIS, der zwar das Geschlecht gewechselt hat, aber sich selbst treu geblieben ist. So aktuell und erfrischend wie der Erstling „Force The Hand Of Chance“.

„She’s got Maximum Swing/She’s gonna do her thing“. Wir sollten sie gewähren lassen.


 
Axel M. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Genesis P-Orridge
» PTV3 @ Myspace

Themenbezogene Artikel:
» Konzertbericht PTV3 in Kopenhagen

Themenbezogene Newsmeldungen:
» Genesis Breyer P-Orridge-Ausstellung in Berlin
» Psychic TV

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Zusammenfassung
Kraftvoller Rock mit experimentellen Schnipseln versehen und eine feine Dosis Sechziger-Jahre Psychedelic

Inhalt
A-Seite:
01 Higher & Higher
02 In Thee Body
03 Lies, And Then

B-Seite:
04 Maximum Swing
05 New York Story
06 I Don't Think So

C-Seite:
07 Hookah Chalice
08 Just Because

D-Seite:
09 I'm Making A Mirror (Vinyl-Bonus)
10 BB
11 Milk Baba
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