Ensam jag skrider fram på min bana, längre och längre sträcker sig vägen; ack, uti fjärran döljes mitt mål. Dagen sig sänker. Nattlig blir rymden. Snart blott de eviga stjärnor jag ser. Men jag ej klagar flyende dagen, ej mig förfärar stundande natten; ty av den kärlek, som går genom världen, föll ock en strimma in i min själ. VERNER VON HEIDENSTAM, 1915
Im Umfeld des dänischen Ein-Mann-Projektes :OF THE WAND & THE MOON: (OTWATM) von KIM LARSEN entstand im Frühjahr 2003 die (süd)schwedische Neofolk-Band SOLBLOT. Sie machte sich in Skandinavien durch einige kurze Auftritte zusammen mit BACKWORLD, ALLERSEELEN oder DIE WEISSE ROSE einen guten Namen, so dass die zu Fans gewordenen Konzertbesucher freudig auf das für 2005 angekündigte Debütalbum warteten. Warum erst jetzt eine Veröffentlichung auf den Markt kommt, und warum aus dem Vollzeitalbum eine 3-Track-Vinylsingle geworden ist, bleibt vorerst ebenso das Geheimnis der Band wie die Identität ihrer Musiker. Kein Hinweis auf Single oder Homepage, und selbst das Interview in der Musikbeilage der "Aftenposten", das kürzlich erschien, ist namenlos geführt worden. Dieses Interview ist übrigens bemerkenswert, denn die norwegische Tageszeitung ist immerhin die zweitgrößte des Landes, und der fragende Journalist spricht erfrischend unbedarft und unvoreingenommen über Neofolk und die Schwierigkeiten einer Genredefinition. SOLBLOT erwähnen am Ende des Artikels in einer Aufzählung ihrer Lieblingsmusiker unter anderem DEATH IN JUNE, WALDTEUFEL, GAË BOLG oder SOL INVICTUS, was in einer vergleichbaren deutschen Tageszeitung sicher undenkbar wäre.
Mit ihren Antworten unternehmen SOLBLOT - ebenso wie mit den Eröffnungsworten ihrer Homepage - einen für Neofolk-Bands ungewöhnlich offensiven Versuch, sich und ihre Arbeit zu erklären. Die Band wehrt sich zuallererst gegen jede Vereinnahmung ihrer Musik und des Neofolk insgesamt durch politische oder religiöse Strömungen: "We would like to see SOLBLOT as politically and religiously independent. Our belief in the unique value of all human beings regardless of nationality, ethnic heritage, colour of skin, sexual orientation, religion or political beliefs is essentially a matter of fundamental human rights rather than a political agenda.", heißt es auf der Internetseite. Und später noch einmal: "We wish to have no involvement with any political and/or religious groups." Musikalisch sehen sich SOLBLOT in der Tradition akustischer, nordeuropäischer Folkmusik, die mit einfachen Mitteln Geschichten aus vergangenen Zeiten erzählt und die Natur preist. Für "Sommarsång & Soluppgång" haben sich SOLBLOT einige Gedanken über die Schönheit der schwedischen Natur beim Nationalromantiker VERNER VON HEIDENSTAM (1859 bis 1940) ausgeliehen, einem der bekanntesten schwedischen Lyriker. Seine Gedichte beschäftigen sich in Zyklen mit verschiedenen Themen, auch mit Politik. Er forderte zum Beispiel in einem berühmten Gedicht das allgemeine Wahlrecht und gründete später die renommierte schwedische Tageszeitung "Svenska Dagbladet", um mehr politischen Einfluss zu erhalten. Vor allem gilt er aber als wichtigster Vertreter der schwedischen Neuromantik, der mit seinen Gedichten Landschaft, Gebräuche des Landes und die nordische Sagenwelt pries. Sein bekanntestes Prosawerk ist "Karolinerna", in dem er sich vor historischem Hintergrund mit der Idee des 'Übermenschen' von NIETZSCHE beschäftigt. 1916 erhielt HEIDENSTAM den Nobelpreis für Literatur. Von ihm stammt auch das obige Gedicht "Natthimmelen", das sich mit der Melancholie und der Kraft der Nacht beschäftigt. Drei Gedichte von HEIDENSTAM haben SOLBLUT, was übersetzt übrigens 'Sonnenfleck' bedeutet, für ihre Single vertont.
"Sommarsång & Soluppgång" ist auf HEIDRUNAR MYRKRUNAR erschienen, dem Label von KIM LARSEN. Ihre Liebe zur Natur machen SOLBLOT schon mit der Gestaltung des Vinyls deutlich; nackte, glückliche Menschen recken sich auf dem Cover an einem Meeresstrand einer stilisierten Sonne entgegen. Die Musik wartet mit Akustikgitarre, Akkordeon und Percussion auf (KIM LARSEN darf gasttrommeln, ein gelüftetes Geheimnis), mehrere Männerstimmen singen die schwedischen Texte. Damit kommen SOLBLOT sehr in die Nähe ähnlich instrumentierter, 'klassischer' Neofolkbands; mich erinnern ihre Songs an ERNTE, CHANGES oder DARKWOOD, am ehesten aber an eine etwas energischere Version von FORSETI, die übrigens auch auf der erwähnten SOLBLOT-Lieblingsliste stehen. Die Stimmung der Songs schwankt zwischen melancholisch (dafür sorgt vor allem das Akkordeon) und martialisch (die nicht durchweg vorhandenen Trommeln), dazwischen treiben die Gitarren voran. Die leidenschaftlich vorgetragenen Lyrics vermitteln zu den klaren und einfachen Melodien auch ohne Schwedischkenntnisse die nötige Ergriffenheit vom dem, was da erzählt wird. Überhaupt ist die ungeheure Energie der drei Lieder immer greifbar, die von SOLBLOT gewünschte Visualisierung schwedischer Mythen und Landschaften funktioniert durch die urige Kraft, welche der Musik innewohnt. Sicher zeigt der Vergleich mit den genannten Bands, dass SOLBLOT nichts erfunden haben, was es nicht schon einmal gab. Aber die Schweden präsentieren puristisch instrumentierten Neofolk mit so viel Frische, Herz und Leidenschaft (und eben auf schwedisch), wie sie mir schon länger nicht untergekommen sind. Ich reihe mich deshalb gerne in die Schlange derer ein, die mit Ungeduld auf das erste komplette Album von SOLBLOT warten.
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Zusammenfassung
Mit Frische und viel Herz preisen SOLBLOT die Schönheit der schwedischen Landschaft. Drei puristisch instrumentierte Neofolk-Songs in Landessprache, die Lust auf mehr machen.