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Michael We.

CORDE OBLIQUE: Volontà d'Arte

Eine neue Definition von 'Kunstwollen'


CORDE OBLIQUE: Volontà d'Arte
Genre: Neofolk
Verlag: Prikosnovénie
Vertrieb: Prikosnovénie
Erscheinungsdatum:
September 2007
Medium: CD
Preis: ~14,00 €
Kaufen bei: Prikosnovénie


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Allstar-Projekte müssen nicht funktionieren, können aber. So wie im Fall von CORDE OBLIQUE, dem lockeren Zusammenschluss verschiedener Musiker rund um den neapolitanischen Gitarristen RICCARDO PRENCIPE. Ziel- und stilsicher hat sich PRENCIPE wieder mit Künstlern der (fast ausschließlich) italienischen Neofolk-Szene umgeben und mit "Volontà d'Arte" ein neues, zweites Album vorgelegt, das den Vorgänger "Respiri" (2005, hier von NONPOP besprochen) in Melancholie und Melodie noch übertrifft. Mit dabei sind dieses Mal unter anderem: Sängerin CATERINA PONTRANDOLFO (Tracks 1, 2 und 8), deren an LISA GERRARD gemahnende Stimme schon auf "Respiri" auffiel und die in Italien auf zahlreichen Samplern mit traditioneller (Volks)Musik vertreten ist, SIMONE SALVATORI (5), Sänger und Gitarrist von SPIRITUAL FRONT, SERGIO PANARELLA (7), Sänger von ASHRAM, CATARINA RAPOSO (12), Sängerin von DWELLING und ALFREDO NOTARLOBERTI, Geiger bei ARGINE und ASHRAM. PRENCIPE selbst spielt neben der klassischen Gitarre, die er am heimischen Konservatorium in Neapel studiert hat, dieses Mal auch eine mittelalterliche Laute.
Einige der genannten Musiker haben schon an den beiden Alben mitgewirkt, die PRENCIPE noch unter dem Namen LUPERCALIA veröffentlicht hat ("Soehrimnir", 2000, WORLD SERPENT und "Florilegium", 2004, EQUILIBRIUM), mittelalterlich-neoklassische Musik in kleinerer Runde. Bestärkt von vielen Liveauftritten in Europa (unter anderem mit KIRLIAN CAMERA, QNTAL und BAUHAUS) und Engagements als Gastmusiker wuchs in PRENCIPE der Wunsch, dauerhaft mit einer großen, wechselnden Besetzung an Stimmen und Instrumenten zusammenzuarbeiten, die Geburtsstunde von CORDE OBLIQUE.

Der Titel der aktuellen CD verrät viel von dem Anspruch, den der italienische Gitarrist an seine Musik hat. "Volontà d'Arte" ist die Übersetzung eines deutschen Begriffs, den der österreichische Kunsthistoriker ALOIS RIEGL (1858 - 1905, gehörte zur sog. 'Wiener Schule') erfunden hat: das 'Kunstwollen'. Die Definitionen dieses Wortes sind zahlreich und viele davon umstritten. Im Kern geht es darum, dass ein 'Kunstwollen', also der Wille, Kunst zu schaffen, in jedem von uns - in unterschiedlicher Intensität - wohnt. Denjenigen mit einem besonders starken Kunstwollen gelingt es, mit einfachen Mitteln etwas Ästhetisches zu bilden, das losgelöst von äußeren Einflüssen (wie den Modeerscheinungen bestimmter Epochen) als Kunst gilt; eine Art innerer Drang also, etwas Schönes zu kreieren und die Welt so zu beschreiben, wie man sich darin wohlfühlt. Im Fall von CORDE OBLIQUE mündet das in einen luftigen, sehnsüchtigen, südländischen und logischerweise gitarrenorientierten Neofolk, wie er ja auch von weiteren der oben erwähnten Bands (etwa ARGINE) dargeboten wird.
"Kunstwollen" beginnt mit der ätherischen Stimme von CATERINA PONTRANDOLFO, die mich jedes Mal frappierend an eine Filmszene aus LEOLO erinnert: Der 14jährige LEOLO, der in einem heruntergekommenen Viertel von Montreal aufwächst, ist in seine italienische Nachbarin BIANCA verliebt. Er beobachtet sie heimlich, und als sie beim Wäsche aufhängen anfängt, klar und sehnsüchtig zu singen, öffnet sich für LEOLO eine virtuelle Tür, durch die er herrlich grüne, italienische Landstriche sieht. So sind viele Songs auf "Volontà d'Arte": auf der Suche nach Heimat, nach Erde und Natur. Südländisch eben. Wenn die ersten Lieder auch von DEAD CAN DANCE beeinflusst scheinen und 'historisch' wirken, lassen sie sich doch nicht klar einordnen; sie sind weder antik noch mittelalterlich, sondern außerordentlich zeitlos -  ein starkes Merkmal der Definition von 'Kunstwollen'. Es folgen beruhigende Schlaflieder, die Römer zur Kaiserzeit ihren Kindern vorgesungen haben könnten, neoklassische, instrumentale Arrangements mit Gitarre und Klavier oder berauschende Neofolksongs mit eindringlichen Stimmen (wie "Atheistic Woman", vorgetragen vom SPIRITUAL FRONT-Sänger PANARELLA). Opereske Arien wechseln sich ab mit flamencohaften Gitarren, und auf den dramatischen Begleitgesang für eine barocke Tragödie erklingt ein trauernder, portugiesischer Fado (von DWELLING-Stimme CATARINA RAPOSO). Selbst eine SEPULTURA-Coverversion fügt sich nahtlos in dieses Feuerwerk des Mittelmeer-Folk ein; die Neuinterpretation von "Kaiowas", einem akustischen Ritual-Songs der brasilianischen Metaller, kommt genau so hypnotisierend wie das Original daher, nur vielleicht ein wenig trauernder. Bei all den verschiedenen Facetten und Stilen wirkt "Volontà d'Arte" dennoch nie überfrachtet, sondern konzentriert sich in seinen Songs jeweils auf wenige Instrumente und eine Stimme. So gelingt der historisch-erhabene Bogen von Anfang bis Ende und erzeugt eine schwermütige Stimmung, die ich immer nachspüren kann, auch wenn ich kein Italienisch spreche und nur die wenigen englischen Songs verstehe.


"Die Jahrhunderte verwischen sich. Alle Errungenschaften erscheinen unbedeutend. Es gibt keine Vorwärtsbewegung. Nur die Kunst schreitet voran. Durch eine unfaßbare Unruhe unerbittlich angetrieben, übernimmt der Künstler keine fertige Form, er greift zu keinem erprobten Mittel, das sich als ewig gültig erwiesen hat, sondern er sucht nach seinen eigenen Mitteln, und wenn er sie gefunden hat, schafft er etwas, was es noch nie gegeben hat. Eine neue, ungeahnte Freude entsteht. Jener sieht fürwahr die Kunst, der nicht der Jahrhunderte eingedenk ist. Vor ihm stürzen alle Mauern und Wände nieder, und die Kunst schenkt ihm das, was nur die Kunst schenken kann."


 

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» CORDE OBLIQUE
» CORDE OBLIQUE @ myspace

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Zusammenfassung
Südeuropäisches Neofolk-Allstar-Projekt rund um den Gitarristen RICCARDO PRENCIPE. Viele Stimmen und Instrumente. Was aber zu einem bloßen Mischmasch von Stilen und Epochen hätte werden können, verschmilzt zu einer sehnsüchtigen, schwermütigen und ästhetischen Einheit. Das ist 'Kunstwollen'.

Inhalt
01. Cantastorie
02. Amphiteatrum Puteolanum
03. Casa Hirta
04. Before Utrecht
05. Atheistc Woman
06. Kaiowas
07. My Harbour
08. Kunstwollen
09. Panneggio
10. Cuma
11. La Pioggia Sui Tasti
12. Olhos Cinzentos
13. Piazza Armerina
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