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Roy L.

THE OWL SERVICE: A Garland Of Song

Folk Revival Mk II


THE OWL SERVICE: A Garland Of Song
Genre: Folk
Verlag: Hobby Horse
Erscheinungsdatum:
Juli 2007
Medium: CD-R
Preis: ~12,00 €
Kaufen bei: Hobby Horse


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Mit "A Garland Of Song" ist vor zwei Monaten ein Album erschienen, das auf die Zukunft britischer Folkmusik große Auswirkungen haben kann. Wir möchten unseren Lesern deshalb das Projekt dahinter, THE OWL SERVICE, mit einer Rezension zum Album und einem Interview mit STEVEN COLLINS vorstellen und zum Reinhören anregen.

zum Interview 


Der Name Collins scheint auf immer und ewig mit britischem Folk verknüpft zu sein. Über vierzig Jahre nachdem ALAN LOMAX und SHIRLEY COLLINS den Folk wieder auf die Insel brachten und damit begannen, unzählige von Volksliedern wieder auszugraben und in die Folkclubs zu bringen, ist es nun an STEVEN COLLINS, das zweite große Folk-Revival, das seit Beginn des neuen Jahrtausends in der Luft liegt, in die richtigen Bahnen zu lenken. Verwandt miteinander sind die beiden allerdings nur musikalisch – dies jedoch nicht zu wenig.
STEVEN COLLINS ist zunächst einmal ein großer Folk-Fan, der seinen Musikgeschmack naturgemäß in die 60er und 70er verlagert hat und dann natürlich viel Inspiration aus diesen Quellen schöpft. THE OWL SERVICE ist sein erstes ernsthaft betriebenes Projekt, das mit der EP „Wake The Vaulted Echo“ einen atemberaubenden Start hinlegte. Inzwischen erschien, bereits in zweiter Auflage, eine weitere EP namens „Cine“, die vier Coverversionen von drei kultigen Soundtracks noch kultigerer Filmklassiker enthält. Sein erstes richtiges Album wurde erst vorigen Monat in einer kleinen Auflage von nur 100 Exemplaren veröffentlicht und heißt „A Garland Of Song“ – ein schöner Name für einen kleinen Kranz traditioneller Lieder, in den auch ein paar psychedelische Instrumentals verwoben sind.
Wie die Linernotes zeigen, nimmt STEVEN COLLINS den Mund ganz schön voll und wollte mit „A Garland Of Song“ das aufregendste Album seit FAIRPORT CONVENTIONs „Liege & Lief“ erschaffen. Ob nun „Liege & Lief“ diesen großen Stellenwert verdient, der ihm immer wieder beigemessen wird (Fakt ist: „Liege & Lief“ war das erste echte „Folk-Rock“ Album ever), sei jedem selbst überlassen, zumindest hat Steven aber damit Recht behalten, das wahrscheinlich aufregendste britische Folkalbum seit gut dreißig Jahren aufgenommen zu haben.
Dass THE OWL SERVICE gleich von Anfang an selbstsicher in die Fußstapfen von FAIRPORT CONVENTION treten, wird bei dem verlockenden Opener „A Garland Of Song (Folk Revival)“ deutlich, der ein bisschen auf der Melodie von „Come All Ye Rolling Minstrels“ herumreitet und den Hörer fast spielerisch in das Reich britischer Folklore einweiht. Denn das ist im Grunde auch die Aufgabe, der sich Steven und seine Gastmusiker angenommen haben: die traditionelle Musik wieder zugänglich machen, den Weg zu den Quellen wieder freischaufeln und frischen Wind in die verstaubte Atmosphäre der Folkclubs bringen, ohne sich dabei jedoch in banalem Modernitätswahn zu verlieren. Eine anspruchsvolle Aufgabe, zugegeben.
Man muss sich nur die ersten zwei, drei Stücke anhören, um sicher zu sein, dass THE OWL SERVICE durchaus nicht darüber ins Stolpern geraten sind. Wo das traditionelle Liedgut tiefen Ernst verlangt, sind sie mit großer Aufrichtigkeit dabei, wo es frohlockt und herumtollt und zu Späßen aufgelegt ist, entzünden sie mit voller Leidenschaft einen lachenden Frühlingstanz. Die Instrumentierung nimmt sich dazu recht üppig aus. Gitarrenmäßig ist man gut genug besetzt, um locker zwischen Tradition und Psychedelia zu wechseln, d.h. neben den akustischen Zupforgien sorgen auch Bass und kräftige E-Gitarren für Tempo und virtuose Soli. Ein paar Sitarpassagen wirbeln dazu noch ein bisschen den Zauberstaub fliegender Teppiche auf. Immer wenn sich das Album dann auf instrumentale Landschaftstrips begibt, zwitschert eine Schar Vögel ein letztes Lied, kurz bevor die Sonne hinter düsteren Wolken verschwindet. Ansonsten besteht die „Beilage“ zum Saitenspiel traditionell aus Orgel, Harmonium und Percussion. Die Gastmusiker haben zudem ihre Banjos, Harfen und Violinen mit im Gepäck. Das Schlagzeug hat zuweilen einen schmutzigen Garagenunterton, aber das mag vor allem der Tatsache geschuldet sein, dass alles auf diesem Album daheim und ohne fremde Hilfe eingespielt und aufgenommen wurde.
Auch wenn es dem Album an einer professionellen Studioproduktion mangelt, sind THE OWL SERVICE sehr nahe an dem Sound britischer Folkrocker der frühen 70er dran. Wüsste man nichts über die Band, man würde unweigerlich auf eine verschollene Privatpressung von 1971 tippen. Die Art und Weise, wie sie die traditionellen Lieder umsetzen, wie sie folkloristische Arrangements mit rockigen Psych-Elementen verbinden und der allzeit überwiegende betörende klassisch-folkloristische Frauengesang erinnern vor allem an die legendäre Folkrockband TREES, die nur zwei grandiose Alben hinterließ und im Gegensatz zu FAIRPORT CONVENTION, trotz großer Bekanntheit nie in banales Pop-Terrain abdriftete. Die pilzigen Sitarinstrumentals scheinen dagegen mehr von den zahmeren Passagen früher SIX ORGANS OF ADMITTANCE-Alben inspiriert zu sein. Steven reizt den Folkbegriff hier also soweit es geht aus und bietet eine Palette an Stilen, die innerhalb eines Genres farbenprächtiger nicht sein könnte.
In der Songauswahl hat man sich größtenteils für düstere und melancholische Lieder entschieden, die britische Tradition hat in dieser Hinsicht ja auch sehr viel Abgründiges zu bieten. Das fröhliche „Apple Tree Man“ wirkt, im Chor gesungen (mit tatkräftiger Unterstützung der STRAW BEAR BAND), dagegen sehr belebend und so saftig grün wie die Hügel der Midlands. Unter den Liedern befinden sich auch ein paar Unbekanntere, wie das kecke „Katie Cruel“ (mit Hammond-Orgel, einer der Höhepunkte des Albums) oder „Turpin Hero“ und „Flanders Shore“. Die Melodie von „The Rolling Of The Stones“ sollte uns allerdings bekannt vorkommen, da auch MICHAEL CASHMORE auf sie zurückgriff, als er für DAVID TIBET „Antichrist & Barcodes“ komponierte.     
All diese jahrhundertealten Lieder erscheinen hier in einem Gewand, dessen Verarbeitung und Stoffe durchaus nicht völlig modern sind, aber sehr viel Frische und Freude an Experimenten ausdrücken. Die meisten von ihnen werden in einen rockigen Kontext verlagert, „Turpin Hero“ gelangt dabei fast schon in einen zwar seichten aber doch folkuntypischen Midtempo-Bereich und die „North Country Maid“ scheint hier, nicht wie üblich in London, sondern eher im Mittleren Osten verlustig zu gehen. Die Gastsängerinnen JO LEPINE, LAURA HULSE (YEALAND REDMAYNE), PAMELA WYN-SHANNON, DIANA COLLIER und NANCY WALLACE (THE MEMORY BAND) beeindrucken allesamt mit ihren zauberhaft klaren und naturschönen Stimmen und besonders JO LEPINE glänzt mit ihrem unbegleiteten Vortrag von „Oxford City“.
STEVEN COLLINS hat mit seinem Projekt ein Album von unbeschreiblicher Größe und Wichtigkeit vorgelegt, dem die verschwindend geringe Auflage, wenn sie auch in schöner Handarbeit gefertigt ist, kaum gerecht wird. Es ist nur schwerlich in Worte zu fassen, wie diese Musiker und Sänger nicht nur vierzig Jahre nach dem ersten Folk-Revival ihre Instrumente und Stimmen so justiert haben, dass man glaubt, zwischen 1970 und heute sei keine einzige Minute verstrichen, sondern auch wie stark in ihren Adern ein Lebenssaft und Fluidum fließen muss, in welchem Tradition, die Bewahrung des englischen Volksliedes und der Weckruf der alten Lebensgeister eine wesentliche Rolle spielen. Nach einem Jahrzehnt „new weird america“ dürfen sich die Briten nun endlich gewiss sein: „folk-rock is coming home...“.


 
Roy L. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» The Owl Service @ MySpace
» Midwich Cuckoos


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Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln ausschließlich die Meinung des jeweiligen Verfassers bzw. Interviewpartners wieder. Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit schriftlicher Genehmigung durch den Betreiber dieser Seite.
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Zusammenfassung
Das aufregendste und wichtigste britische Folkalbum seit gut dreißig Jahren. Näher am 70er Sound als alle ihre Zeitgenossen besitzen THE OWL SERVICE doch genügend Frische und Mut zu psychedelischen Experimenten, mit denen sie ihre Neuinterpretationen jahrhundertealter Lieder würzen. Ganz groß!

Inhalt
01. A Garland Of Song (Folk Revival)
02. The Rolling Of The Stones (Child no. 49)
03. Hoodening
04. Turpin Hero
05. The North Country Maid
06. The Lammas
07. Katie Cruel
08. Oxford City (or The Jealous Lover)
09. The Dorset Hanging Oak
10. Apple Tree Man
11. The Gardener Child (Child no. 219)
12. Corn Dollies
13. Flanders' Shore

44min

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