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Micha W.

STORMFÅGEL: Ett berg av fasa

Schwedisch-Ungarische Freundschaft


STORMFÅGEL: Ett berg av fasa
Genre: Neofolk
Verlag: Cold Meat
Medium: CD
Preis: ~17,00 €
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Betrachtet man die Geschichte von COLD MEAT INDUSTRY, kann man guten Gewissens behaupten, dass die Schweden zu einer gewissen Zeit in ihrer Historie einen Punkt erreicht hatten, der für ein Label den Optimalzustand darstellt: Eng mit dem Namen war ein ganz eigener Klang, ein typischer 'CMI-Sound' verbunden, Veröffentlichungen zwischen den Polen Death Industrial auf der einen und Dark Ambient auf der anderen Seite, die samt und sonders diesen nicht genauer definierbaren 'CMI-Stempel' trugen. Von dieser ästhetischen Geschlossenheit sagte man sich allerdings schon bald wieder los, und spätestens mit der Neuorientierung ORDO (ROSARIUS) EQUILIBRIOs hielten zusehend (Neo)Folk-Elemente Einzug in den musikalischen Kosmos des Labels - eine Entwicklung, die während der letzten Jahre immer weiter forciert wurde und der wohl nicht zuletzt Veröffentlichungen von Formationen wie ROME oder ATARAXIA geschuldet sind.
In ebendiese Kerbe schlägt auch "Ett berg av fasa", das mittlerweile zweite Album von STORMFÅGEL. Ohne dass mir das Debüt des schwedisch-ungarischen Duos bekannt gewesen wäre, erwartete ich nicht allzu viel - und muss gestehen, insgesamt durchaus positiv überrascht worden zu sein. Was die beiden auf ihrem Zweitwerk bieten, sprengt sicher nicht Genregrenzen und vermag genauso wenig, sich mit Attributen wie 'innovativ' oder 'wegweisend' zu schmücken, doch kann man ihnen eines genauso wenig absprechen: eine gewisse eigene Note und den damit verbundenen Wiedererkennungswert.
Es ist ganz ohne Frage die Herkunft EVA MAGs, die im musikalischen Schaffen der Band Akzente setzt und durch die sich STORMFÅGEL von ihren Genre- und Labelkollegen abheben. Ich bin mir bewusst, dass das Ungarische zusammen mit dem Finnischen einen eigenen kulturellen Kosmos bildet, doch verströmt die Formation - nicht zuletzt dann, wenn ihre weibliche Hälfte sich einbringt - eine dezidiert 'slavische' Atmosphäre und beschwört eine mal melancholische, mal treibende Klangwelt herauf, die zumindest ich mit Osteuropa verbinde. Diese Einordnung meinerseits geschieht allerdings auf rein intuitiver Ebene, da ich weder Slavist bin, noch mich intensiver mit der Region auseinandergesetzt habe und ich insofern nichts weiter als meinen Assoziationen freien Lauf lassen kann.
Trotz dieser durchaus markanten Ästhetik erschafft das Duo allerdings nicht gerade 'große Kunst', auch wenn man ein Bemühen in diese Richtung deutlich zu erkennen vermag. Eine solche Aussage klingt nun vielleicht herablassend, ist jedoch gewiss nicht so gemeint, da jenem Scheitern an den eigenen, viel zu hochgesteckten Ansprüchen ein grundsympathischer Dilettantismus innewohnt, mit dessen Vergegenwärtigung "Ett berg av fasa" wieder und wieder gehört werden kann, ohne dass die Freude an dem Album schwindet. STORMFÅGEL bedarf der gleichen ironischen Distanz (wieder so ein Begriff, der böser klingt, als er gemeint ist), mit der man auch den frühen MORTIIS-Werken und DEN VERBANNTEN KINDERN EVAS begegnen sollte, eine Haltung, die den Idealismus der Künstler genauso anerkennt wie ihre vollständige Identifikation mit ihrem Werk und ihr geradezu unausweichlich scheinendes Schicksal, nicht das Niveau zu erreichen, auf dem sie sich gerne bewegten. Trifft man mit dieser Grundhaltung auf das aktuelle Album der Schwedisch-Ungarischen Freundschaft, steht seinem Genuss nichts mehr im Wege.


 
Micha W. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» STORMFÅGEL

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Zusammenfassung
Ein Klassiker in spe ist "Ett berg av fasa" gewiss nicht, dafür aber sehr sympathisch in seiner Makelhaftigkeit und dem Scheitern am eigenen Anspruch.

Inhalt
1. Sköldmön
2. ...but there was a Hammer
3. Az Idegen Jövö
4. Kis Kece Lányom
5. Herrschaft Des Verbrechens
6. Várj Meg Vándor
7. I Cursed Each Tune
8. Ett Berg Av Fasa
9. The Smile
10. Gammal Visa
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