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Roy L.

LUX INTERNA: God Is Not Dead...

...For The Birds


LUX INTERNA: God Is Not Dead...
Genre: Neofolk
Verlag: Eislicht
Erscheinungsdatum:
Mai 2006
Medium: CD
Preis: ~13,99 €
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Ich will ganz ehrlich sein, ich bin nie so der große Fan der amerikanischen Folkband LUX INTERNA gewesen. Deswegen gehörte ich auch nicht zu den Leuten, die drei Jahre lang das neue Album „sehnlichst erwartet“ haben. Aber sicher, diese Leute gibt es, und wenn man sich „God Is Not Dead For The Birds“ in Ruhe anhört, wird man auch ohne weiteres zu der Meinung finden, dass dies seine gute Berechtigung haben mag.
Als Außenstehender möchte ich die Geschichte von LUX INTERNA mal folgendermaßen rekonstruieren: das damalige Quartett, das mit der talentierten Cellistin KATHERINE TRIMBLE heute zu einem Quintett angewachsen ist,  fand Ende der Neunziger zueinander, und die ersten Aufnahmen, die entstanden, waren geprägt von atmosphärischer Gitarrenmusik, noch etwas düster umnebelt von synthetischen Streichern und im Tonfall durchgehend verbittert melancholisch. Es war für diese Zeit einfach sehr typischer amerikanischer „Gothic Folk“ und hätte auch gut in den Dunstkreis von MIDDLE PILLAR gepasst. Nun ist die Band um Songwriter JOSHUA GENTZKE aber ausschließlich vom Dresdner Label EIS & LICHT produziert worden, und sicher ist das einer der Gründe, warum sich LUX INTERNA von Album zu Album immer mehr von Weltschmerzgesängen entfernt haben und nun europäischere Probleme mit europäischeren Klängen angehen. Inzwischen ist LUX INTERNA irgendwie zu einem schönen paradigmatischen Beispiel geworden, wenn es darum geht, den Begriff „Dark Folk“ zu charakterisieren. Da fällt zum einen schon mal Joshuas dunkler Bassgesang ins Gewicht, von dem man zu glauben meint, er dringe von irgendwo tief unter der Erde herauf. Dann wirken LUX INTERNA auch ein bisschen wie die düstere Kehrseite des staubigen Midwest-Americana, wie ihn WOVEN HAND oder TIMESBOLD in letzter Zeit perfektioniert haben.
Irgendwie ist es auch typisch, dass all diese Bands in ihren Songs mit flammender Leidenschaft mit Gott und der Kirche ringen. Liegt das vielleicht an der großen metaphysischen Leere Amerikas? LUX INTERNA machen insofern einen Unterschied, dass sie ziemlich aufrichtig „auf der Suche“ sind und dabei die Zeichen der Zeit relativ scharfsinnig konstatieren. Thematisch hat man sich über die letzten Jahre kaum vom Pfad abbringen lassen, und so durchsegelt man auch auf dem aktuellen Album die dunkle Heidegger'sche „Dürftigkeit“ unseres Zeitalters und zieht Grenzen am Horizont zwischen Himmel und Erde, Ideal und Wirklichkeit. Die Texte sind durchzogen von diesem schönen naiven Irrationalismus, den man in der Zeit nach Klages und Schuler nur noch in Amerika zu finden scheint, und der so herrlich skeptisch gegenüber den eigentlich-skeptischen rationalen Systemen ist. LUX INTERNA schauen tief in die spirituellen Brunnen der deutschen Mystiker und bewegen sich jenseits kausaler oder ontologischer Gottesbeweise. Die Existenz Gottes ist ihnen so immanent, mehr Sache des Gefühls als des Denkens und der „Ausgang zum Himmel“, ist der, den die Menschen nur sehen können, wenn sie sich innerlich so frei machen, wie eine Schar ziehender Vögel.
Die Texte sind insgesamt eine große Stärke von LUX INTERNA, auch weil in ihnen so viel konkrete, fassbare Poesie offenliegt und nicht nur abstrahierte Depressionen aneinandergereiht werden. Was man dem Quintett des Weiteren zugute halten muss, das ist ihr sehr feiner Sinn für  „Momente“ und „Höhen“ innerhalb einzelner Songs. Es gibt vor allem in der ersten Hälfte des Albums diese Momente, in denen die Musiker eine fast luzide, unsentimentale Dramatik erreichen. Das kann durch ein Anheben der Streicher geschehen oder durch einen stärkeren Saitenanschlag, oder einfach nur durch eine Akzentuierung im Gesang. Das Ganze ist sehr effizient in der Wirkung auf den Hörer, besonders wenn es von so konzisen Textstellen wie „beyond the horizon of the ideal / lies the wound of the real“ begleitet wird und dann noch dieses fröstelnde Zittern der Mandoline hinzutritt. Der Song „Blossoms“ steht ohnehin für sich selbst, ein tolles, unheimlich gefangennehmendes Lied, das auch als Single eine gute Figur gemacht hätte.
Leider bleibt „Blossoms“ in dieser Hinscht auch die große Ausnahme des Albums. Es ist der Band bis heute nie so recht gelungen, die Spannung vollkommen aufrechtzuerhalten und auf diesem Wege auch etwas mehr Substanz in die Musik zu pumpen. Beim Hören ist man zweifelsohne angetan von dieser betörenden Schönheit der Kompositionen, aber es ist eben streckenweise auch so eine ganz leere, blasse Ästhetik, wie man das auch von manchen BACKWORLD-Stücken kennt. Es fehlen oft einfach diese verwundenden Stiche unter die Haut des Hörers, und auch wenn man in gewissen „Momenten“ manchmal treffsicher zustößt, dann zieht man doch die Klinge ganz schnell wieder aus der Wunde heraus und überlässt sie sich selbst, unterdessen die Musik etwas belanglos dahinträllert. Die oben angesprochenen Glanzpunkte lassen sich allesamt in der ersten Hälfte des Albums verorten - „Into Nothing“, „West Of Eden“, „Blossoms“, „Fallen“ - das hätte im Grunde eine sehr aufregende EP werden können, aber auf Albumlänge ausgedehnt muss viel Zähes und Mittelmäßiges durchgekaut werden. Nach dem melancholisch-religiösen „Fallen“ schlägt das Album eine insgesamt unglückliche Richtung ein und findet nicht mehr zu den Höhen zurück, die es eingangs veranschlagt. „Under The Leaves Of Light“ ist ein halbherzig arrangiertes Traditional, an dem sich auch schon das Duo HOWDEN / WAKEFORD kläglich scheiternd versucht hat und „Your Lily White Hands“ möchte ein bisschen auf den bereits angesprochenen Spuren von WOVEN HAND wandern, bleibt aber irgendwo zwischen Americana und Dark Folk stecken und versandet. Bei dem ewiglangen Doppelstück „Aporia Waltz/Russian Thistle“ verliert der Hörer endgültig den Faden und treibt auf einem seichten, biederen Gitarren- und Streicherfluss ins Ungewisse.
Gut, was LUX INTERNA im Jahre 2007 ausmacht, ist nach wie vor ihr großes Songwriterpotential, ihre technische Finesse als Musiker und damit verbunden, die Tatsache, dass sie sich gänzlich von Keyboards und Klischees gelöst haben und an einem sehr warmen, sehr distinktiven Klang arbeiten. Die Einflüsse von NICK CAVE oder dem frühen LEONARD COHEN spielen dabei auch heute noch eine große Rolle und sicher, Joshua und seine Band folgen einer relativ eigenen Vision, das ist sehr ehrlich.
Für Leute, die ihren Folk gern in Ruhe im Hintergrund hören und dann ein bisschen intellektuelle Melancholie dazu spielen, ist LUX INTERNA sicher eine gute Wahl, was nicht böse gemeint ist. Der echte „metaphysische Schmerz“ aber, der in den Texten ja durchaus zur Geltung kommt, verlangt eine andere Musik, die in ihrer Tragik stringenter und konsequenter sein muss.


 
Roy L. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Lux Interna
» Lux Interna @ MySpace
» Eis & Licht

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» LUX INTERNA: There Is Light In The Body
» Ostara und Lux Interna im Alten Gut in Jena-Burgau


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Zusammenfassung
Gutes Songwriteralbum zwischen Americana und Dark Folk mit ein paar schönen Momenten in der ersten Halbzeit und viel Mittelmaß und „Dürftigkeit“ in der zweiten. Hätte als EP vielleicht besser funktioniert. Für Fans von LUX INTERNA und EIS & LICHT sicher dennoch eine wichtige Veröffentlichung.

Inhalt
Lacuna I
Into Nothing (Blackwatersong)
West Of Eden
Blossoms
Lacuna II
Fallen
Under The Leaves Of Light
Your Lily White Hands
Lacuna III
Aporia Waltz / Russian Thistle

52min

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