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MINOR THREAT: 1st two Singles

DIY & SXE (Re-Release von 1981)


MINOR THREAT: 1st two Singles
Genre: Hardcore-Punk
Verlag: Dischord...
Vertrieb: Dischord...
Erscheinungsdatum:
1981/2007
Medium: Vinyl LP
Preis: ~7,00 €
Kaufen bei: Dischord


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Vor der eigentlichen, kleinen Rezension der Wiederveröffentlichung zweier MINOR THREAT-Singles ist ein kurzer Ausflug in die Geschichte des Hardcore Punk Rocks sicherlich nicht unsinnig. Zeitlich einordnen lässt sich die erste Ära des Hardcore Punks von Anfang bis Mitte der 80er Jahre. Begriffs- bzw. genreprägend dürfte das erste Album der Pioniere von D.O.A. gewesen sein, welches den Namen „Hardcore`81“ trug. In den USA fanden sich die Anfänge dieser (nicht nur) musikalischen Subkultur in Städten wie Los Angeles, San Francisco, Washington D.C. und Boston.
Hardcore verstand sich als Gegenbewegung zum Punkrock, welcher selbst noch wenige Jahre zuvor gegen die kommerzielle Musik vorgegangen war. Nun konnten sich viele Kids und Youngsters nicht mehr mit dem Punk und seinen kommerziellen Erfolgen identifizieren, man denke an Bands wie THE CLASH oder die SEX PISTOLS, die lang nicht mehr die Attitüde der Leute von der Straße vertraten. Hardcore war geboren. Eine Szene, die sich im Gegensatz zum Punk kaum durch Äußerlichkeiten wie Kleidung oder Frisuren von den „Anderen“ unterschied. Viel eher gab es nur Erkennungszeichen für Insider, man denke an Bands wie BLACK FLAG, AGNOSTIC FRONT oder CRO-MAGS. Von Beginn an verfolgte man zwei Ziele, die auch konsequent durchlebt wurden: Keine Kommerzialisierung und die Bereitschaft, alles selbst in die Hand zu nehmen. „Do it yourself!“ (D.I.Y.) war die Devise – Musik machen, aufnehmen, Cover gestalten, Konzerte organisieren usw. usw. HC Punk verstand sich zudem durchaus als politische Bewegung, die darüber hinaus auch mehr als jede andere Szene für innere Einstellung und einen bestimmten Wertekodex stand.
In den bereits benannten Hochburgen des HC Punks etablierten sich über relativ kurze Zeit verschiedene Bands, von denen einige bis zum heutigen Tag als wegweisend gelten. Zu den wichtigsten Vertretern gehören AGNOSTIC FRONT, MINOR THREAT (später: FUGAZI), BLACK FLAG (mit einem gewissen HENRY ROLLINS als Sänger), SS Decontrol (SSD), NEGATIVE APPROACH, GOVERNMENT ISSUE und die BAD BRAINS. Parallel zur amerikanischen Szene entwickelte sich auch in England eine HC Szene, die unter anderem von Bands wie DISCHARGE, G.B.H. oder THE EXPLOITED mitbegründet wurde. Allerdings unterschied sich diese Szene schwerwiegend von der amerikanischen, ebenso liegen in England wohl auch die Wurzeln vieler Subgenres des Hardcore, man denke an Crustcore, D-Beat oder die zu Beginn der 80er entstehende Grindcore-Szene. In Deutschland waren es Bands wie VORKRIEGSJUGEND, CHAOS Z oder INFERNO, welche dafür sorgten, dass sich der HC hier überhaupt verbreitete.
Doch zurück zum amerikanischen HC. Wesentlicher Eckpfeiler neben dem „Do it yourself“-Prinzip war die STRAIGHT EDGE (SXE)-Haltung verschiedener Bands und Leute, die in der HC Szene involviert waren.  STRAIGHT EDGE bedeutete eine Abkehr von Drogen und Rauschmitteln, oftmals den Verzicht auf häufig wechselnde Geschlechtspartner. Für viele Leute bedeutete dies auch eine vegetarische oder (konsequenterweise) vegane Lebensweise. Als Erkennungszeichen von SXE galt das X, welches in Diskotheken ursprünglich den Youngsters auf die Hand gemalt wurde, die als minderjährige Personen noch keinen Alkohol kaufen durften. Die TEEN IDLES waren es, welche das X als Erkennungszeichen annahmen, bis dato allerdings nur als Protestzeichen, von älteren Punks und dergleichen nicht ernstgenommen zu werden. Auf der „Minor Disturbance“ E.P sieht man zwei Fäuste mit dem X als Erkennungszeichen. Nach der Auflösung der TEEN IDLES gründen sich MINOR THREAT, welche mit dem Textauszug:


(I) Don't smoke

(I) Don't drink

(I) Don't fuck

At least I can fucking think.

für viel Aufsehen sorgten und nun als Wegbereiter des SXE galten. In anderen Städten übernahm man die Drogenabstinenz wesentlich aggressiver, wie u. a. Bands wie SSD, DYS oder NEGATIVE FX belegen werden.
Die musikalische Entwicklung des HC Punks lässt sich grob umreißen. Während die Anfänge noch ziemlich punklastig waren, verabschiedete man sich ziemlich schnell von klarem Gesang und setzte auf ein Herausschreien der Botschaft. Die Musik wurde wesentlich schneller, die Drei-Akkord-Mentalität abgelegt. Oftmals variieren die Songs zwischen wenigen Sekunden bis maximal einer Minute Spielzeit – schnell, laut, Botschaft direkt in die Schnauze. Bis auf die Beibehaltung einer gewissen Grundaggressivität war nahezu alles erlaubt, was im Rockbereich möglich war. Hier kann man von der Geburtsstunde des „Crossover“ sprechen. Dennoch zeigt die erste Generation von HC Bands doch einen ziemlich ähnlichen Grundtenor. Der „Fun“-Charakter des ursprünglichen Punks wurde beiseite gelegt, die Musik zeichnet eine hohe Aggression und Ernsthaftigkeit aus, was meist mit der authentischen Darbietung und den ehrlichen Texten Hand in Hand ging. DISCHORD RECORDS (frühes 80er DIY-Label von IAN McKAYE (MINOR THREAT, FUGAZI)) veröffentlicht nun gute 25 Jahre später die ersten beiden 7``Singles von MINOR THREAT, welche beide 1981 auf selbigem Label erschienen. Geboten werden rockige HC-Songs der ersten Stunde, schnell, rau, aggressiv. Der Sound ist erwartungsgemäß dreckig und hat im Laufe der letzten 25 Jahre auch kaum an Wirkung verloren. Zwar ist es eher noch Punk- als späterer HC-Sound wie von SSD oder dergleichen, nichtsdestotrotz rotzt es bös aus den Boxen, und man bekommt ein unglaubliches Verlangen, durch die Gegend zu springen und den eigenen Aggressionen in irgendeiner Form freien Lauf zu lassen. Klingt jugendlich und wild, soll es auch! 

I'm a person just like you
But I've got better things to do
Than sit around and fuck my head
Hang out with the living dead
Snort white shit up my nose
Pass out at the shows
I don't even think about speed
That's something I just don't need

I've got the straight edge

I'm a person just like you
But I've got better things to do
Than sit around and smoke dope
'Cause I know I can cope
Laugh at the thought of eating ludes
Laugh at the thought of sniffing glue
Always gonna keep in touch
Never want to use a crutch

I've got the straight edge


 
für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Dischord Rec.
» Ian MacKaye
» Minor Threat


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Zusammenfassung
Prima

Inhalt
a01 Filler
a02 I don`t wanna hear it
a03 Seeing red
a04 Straight Edge
a05 Small man, big mouth
a06 Screaming at a wall
a07 Bottled violence
a08 Minor Threat

b01 In my eyes
b02 Out of step (with the world)
b03 Guilty of being white
b04 Steppin' stone
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