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Roy L.

THE LEFT OUTSIDES: And Colours Inbetween

take me to the other side...


THE LEFT OUTSIDES: And Colours Inbetween
Genre: Acoustic Pop
Verlag: no label /...
Erscheinungsdatum:
Februar 2007
Medium: CD-R
Preis: ~9,00 €
Kaufen bei: The Left...


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Entdeckt hatte THE LEFT OUTSIDES eigentlich der ehemalige PTOLEMAIC TERRASCOPE-Herausgeber PHIL McMULLEN, der die Band umgehend mit nachdrücklicher Empfehlung an GEORGE PARSONS weiterreichte. Dieser hatte dann in der letzten Ausgabe seines furiosen DREAM MAGAZINEs ein Interview mit dem vielversprechenden britischen Duo veröffentlicht, und so ist letztendlich auch NONPOP auf THE LEFT OUTSIDES aufmerksam geworden.
Soviel nur zur Entstehungsgeschichte der Rezension dieser auf lächerliche 250 Stück limitierten Privatpressung. Ein paar davon sollten wohl noch erhältlich sein, also sind meine folgenden Worte auch nicht gänzlich in den Wind gesprochen.
ALISON COTTON und MARK WILLIAMS arbeiten seit vier Jahren zusammen an einer behaglichen Alternative zum alternativen Britpop. Beide waren kurzzeitig Teil der sechsköpfigen Folk-Rock-Kapelle THE EIGHTEENTH DAY OF MAY, und der folkloristische Einfluss, den sie dort mitbekommen haben, wirkt jetzt noch nach. Allerdings sind THE LEFT OUTSIDES nicht so ohne weiteres im übervollen Schubfach des derzeitigen Weird-Folk-Revivals zu verstauen, man sollte ihnen lieber eine kleine gemütliche Ecke für sich einrichten, im Dämmerschein und mit anachronistischem Mobiliar.
Ihr Debütalbum „And Colours In Between“ haben sie vermutlich auch in so einer munkligen Ecke aufgenommen, zumindest ist alles zuhaus in feiner Handarbeit entstanden. Den Songs merkt man das Vierspurgerät natürlich an, aber auf diese Weise wirkt alles noch sehr unverdorben und frei  von schmierigen Produzentenhänden, die ja ohnehin oft nur verwischen und glätten. Gerade das Scharfkantige im Klang versprüht eine charmante jugendliche Ungeschliffenheit, die bei heutigen Nachwuchsbands immer rarer wird. So hört sich das eben an, wenn sich zwei junge Leute mit leichtem Melancholie-Potential in den Genen an einem britisch-grauen Nachmittag ins Wohnzimmer flüchten und zwischen Kaffee und Tee und Rotwein von vergangenen Dekaden zu träumen beginnen. Irgendwann kommt man dann in den Sechzigern an und bleibt darauf hängen. Gut so. Es hätten auch die biederen 50er sein können. THE LEFT OUTSIDES aber haben sich für eine gut ins Ohr gehende Mischung aus Akustik-Pop und intellektuellem Songwriteranspruch entschieden. Die Songs bestehen zumeist nur aus Akustikgitarre, Bass, etwas leichter Percussion und Alisons sanft tötendem Violaspiel; der Gesang wechselt ständig zwischen weiblichen Sadness Songs und männlichen Träumereien. Dass Alison früher bei den gar nicht mal so erfolglosen BRITISH AIR POWER (bevor sich diese zur BRITISH SEA POWER degradiert (?) haben) mitwirkte, wird vor allem bei „Leaving The Frozen Butterflies Behind“ deutlich – ein schön arrangierter sanfter Hit,  der von den 250 Leuten, die ihn kennen, sicher noch in zehn Jahren gehört werden wird. An gefühlvollen Subtilitäten mangelt es insgesamt nicht, jede Süßlichkeit aber verbietet man sich strikt und verbleibt konsequent in fatalistischem Moll, ein bisschen wie ein regnerischer Herbsttag mitten im Summer of Love. „The Other Side“ wäre dabei sogar etwas für erfahrene BACKWORLD Hörer, ansonsten sind eher Pop-Historiker gefragt. Dazu vielleicht noch ein paar unvermeidliche britische Namen: BREAD, LOVE & DREAMS, JUSTINE, BRIDGET ST. JOHN, SYD BARRETT, JOHN CALE. Trifft alles nur halb und halb zu und zur Häfte mag ein Song wie „A Kingdom Of My Own“ auch an PENTANGLE erinnern. Ein paar psychedelische Momente lassen sich ebenso finden, aber im Grunde zeigt sich “And Colours In Between“ hier eher konservativ und überspannt den Bogen nicht, so dass am Ende nicht unbedingt die ewtas vage Formel Psych-Pop auf der Rechnung stehen muss. 
Nun sind THE LEFT OUTSIDES allerdings gar nicht so sehr in den 60ern stecken geblieben, wie ich das gern möchte. Viel wichtiger ist für die beiden der Einfluss der amerikanischen Indie-Rocker MERCURY REV, besonders deren komerziell erfolgreiches Album „Deserter's Songs“. Auf ihrer letztjährigen 3“ EP haben sie den Hit „Goddess On A Hiway“ gecovert, und eigentlich ist es auch dieses subtil Rebellische der Indie-Generation-X, das die Songs vorantreibt und manchmal in desillusionierte Shoegazestrudel hineinstößt. Aber dann die Viola, die Streicheleinheiten, das Altmodische, Feierliche im Gesang. THE LEFT OUTSIDES sind die urbanen, modernen Blumenkinder der post-psychedelischen Ära. Vielleicht wird aus Britpop demnächst wieder Britfolk – Alison und Mark stünden dann in der vordersten Reihe. Wäre gut, wenn sie dann ein offizielles Album in der Hand hätten.


 
Roy L. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» The Left Outsides
» The Left Outsides @ MySpace

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Zusammenfassung
THE LEFT OUTSIDES sind ein vielversprechendes britisches Akustik-Pop-Pärchen, das den sanften 60er Songwriter-Folk wiederbelebt. Leicht melancholische, sparsam instrumentierte Heimaufnahmen, wie ein Herbsttag mitten im Summer of Love. Anknüpfungspunkte für BACKWORLD-Hörer und Indie-Folker.

Inhalt
Dog Leap Stairs
Neon Rainbow
The Chameleon
Fallen By The Wayside
A Kingdom Of My Own
The Other Side
I Fear That I Have Lost May Way
Leaving The Frozen Butterlies Behind
Clouds Hill
Now It's Over

40min

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