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Dominik T.

VARIOUS ARTISTS: Coilectif

In Memory Ov Jhonn Balance And Homage to Coil


VARIOUS ARTISTS: Coilectif
Genre: Experimental
Verlag: Rotorelief
Medium: CD / LP
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JHONN BALANCEs (COIL) Tod liegt nun etwa zweieinhalb Jahre zurück, seitdem ist eine Reihe der unvermeidlichen „Tribute-Sampler“ an ihn erschienen, darunter aber auch zumindest einer, genannt „...It Just Is (In Memoriam: Jhonn Balance)“, an dem sich direkte, enge Freunde des Künstlers beteiligten, allen voran sein ehemaliger Weggefährte  PETER „Sleazy“ CHRISTOPHERSON selbst, sowie das zeitweilige COIL-Mitglied THIGHPAULSANDRA. Um diesen Sampler soll es aber nun nicht gehen, sondern um einen weiteren Versuch der Ehrerweisung an diesen einflussreichen Künstler und Magier, der vor ein paar Monaten in Frankreich erschienen ist. Er nennt sich „Coilectif“ und das aufgebotene Line-Up, sowie die „Begleitumstände“ des Ganzen ließen, zumindest mich, in jeder Beziehung aufhorchen, ja geradezu nervös werden.
Zum Aufgebot des Samplers gehören Namen, die dem ein oder anderen Spezialisten der Industrial-Avantgarde seit den 80ern als sehr klangvoll erinnerlich sein dürften: JAC BERROCAL, ein jazzender, alter Kollaborateur von STEVEN STAPLETON (NURSE WITH WOUND) und Originalkomponist des größten NWW-„Hits“ „Rock’n’ Roll Station“, ETANT DONNES, DEFICIT DES ANNEES ANTERIEURES (D.D.A.A.), PACIFIC 231, LAURENT PERNICE, meine Lieblinge von DESACCORD MAJEUR und VIVENZA, der berüchtigte Philosoph und Bruitist aus Grenoble, der zum Sampler noch ein Essay beisteuerte. Donnerwetter! Dazu eine Handvoll Künstler von denen ich noch nie etwas gehört habe, sowie zumindest zwei Projekte, die in Neofolkkreisen eventuell bekannt sind, nämlich OTHILA durch Veröffentlichungen auf DIVINE COMEDY RECORDS und LES NOUVELLES LECTURES COSMOPOLITES (NLC), die man eventuell durch viele Mitt-90er-Jahre-Sampler kennen könnte. Wie nun unschwer zu erkennen sein sollte, sind hier nur französische Projekte versammelt. Unweigerlich wirkt das Ganze dadurch ein wenig wie eine für das neue Jahrtausend aktualisierte Bestandaufnahme der alten AUF DEM NIL (ADN)-Out Of Standard“- Kultreihe (die es auch von Deutschland und Italien gab und von unseren linksrheinischen Nachbarn gleich zweimal). ADN aus Italien war eines der Kultlabel für experimentellen Industrial und Ritual, absolut jede Veröffentlichung dieses Labels ist zu empfehlen!
Mit COIL oder JHONN BALANCE hat nun der Sampler eigentlich gar nicht viel zu tun. Die „Abmachung“ dürfte ein unverbindliches „lassen wir uns von COIL inspirieren“ gewesen sein, lediglich ILITCH und ART & TECHNIQUE sampeln in ihren Beiträgen BALANCEs Stimme (wenn mich nicht alles täuscht, ist bei Letzteren auch STEVEN STAPLETON (NWW) gesampelt).
Im Großen und Ganzen ist „Coilectif“ natürlich ein Elektronica-Sampler, der so richtig auf der Höhe der Zeit sein möchte. Es werden somit z.B. etwas MATMOS-artige Stücke präsentiert Ethno-Ambient der künstlerisch-wertvollen Sorte, aber auch Spuren der Musique Concrete, des Glitch-Sounds, Sound-Poetry, leichte Jazz-Ausflüge und im Ansatz auch Illbient werden geboten. Wäre „Coilectif“ ein internationaler Sampler, hätten sich Künstler und Projekte wie FENNESZ, EQUATIONS OF ETERNITY, RAPOON, ANDREW LILES, natürlich CYCLOBE, durchaus auch ANTLERS MULM, die SIGILLUM S aller Phasen und, äh, COIL hier nahtlos eingefügt. Nicht alles reißt absolut vom Hocker, aber wenn man sich die Zeit nimmt, die dieser Sampler zweifellos benötigt und verdient hat, lässt sich unterm Strich feststellen, dass es eigentlich auch keine Ausfälle gibt bzw. das Niveau für einen Sampler ganz erstaunlich ist. Angenehm kommt hinzu, dass einerseits die Kunstattitüde nicht überbeansprucht wird und andererseits auch kein Projekt der hier versammelten es nötig hat, fehlende Ideen durch okkultes Geraune zu kaschieren. Erfreulich, denn nur so wird man COIL gerecht, die diese Balance eben auch immer gut trafen.
Hervorragend wird es erstmalig mit dem Beitrag von VIVENZA, früher der explizit auf faschistische Traditionen aufbauende Gegenspieler von LE SYNDICAT in einer Musik des „konkreten Krachs“, der heute eher als Schriftsteller zu Themen der "Tradition" und der "Reaktion" aktiv ist (siehe zum ihm auch TESTCARD # 1). Sein Beitrag hier „Dans Son Etre Propre Absolu“ hat mit den Krachorgien der 80er allerdings kaum noch etwas zu tun, spannungsgeladener Ambient-Industrial im Stile der japanischen S-CORE ist es, was er hier abliefert. Im Anschluss folgt das Projekt, auf das ich besonders gespannt war: DESACCORD MAJEUR, auf ihre Form des rituellen Ethno-Ambients ist einfach immer Verlass. Wer Projekte wie ZOVIET FRANCE, CRANIOCLAST und LIFE GARDEN schätzt, sollte sich schnellstmöglich alles von diesem Ausnahmekünstler besorgen. Es lohnt sich immer.
Der vielleicht eindrücklichste Beitrag des Samplers stammt von den mir bisher unbekannten ART & TECHNIQUE, hier wird vor allem mit irren Surround-Effekten JHONN BALANCE gesampelt, so dass man wirklich meinen könnte, er besucht uns als Geist im Wohnzimmer. Eine tiefes, trauriges, ernst zu nehmendes Passionsstück zu Ehren COILs.
OTHILA sind ebenfalls (zu meiner Überraschung) hervorragend, auch sie bieten rituellen Ethno-Ambient zum Zunge Schnalzen.
Stilistisch herausfallend dann eher GAS ANOREX, die hier die Fahne des französischen Minimal-Waves im Stile der frühen CLAIR OBSCUR hochhalten, da es sich um ein bisher völlig unbekanntes Projekt handelt, könnte glatt die These erlaubt sein, dass es sich vielleicht sogar um CLAIR OBSCUR unter einem „Decknamen“ handelt.
LES NOUVELLES LECTURES COSMOPLITES liefern ein für sie typisches, sensibles und ruhiges Kammermusik-Stück ab, Klavier, Violine...sehr schön und sehr französisch, sicher interessant für Freunde von ERIC SATIE bis hin zu YANN TIERSEN und LAND.
D.D.A.A. und ETANT DONNES bieten ebenfalls ihren bewährten Stil und bereiten Freude.
Ein wunderbarer Abschluss folgt dann mit JAC BERROCAL in Kollaboration mit einem gewissen JACK BELSEN, der wohl Teil des Wave-Projektes M.K.B. ist (auch "bekannt" als MESSAGERO KILLER BOY(S), französischer Punk-Wave). Das Stück ist überraschend düster und schon fast SCORN-lastig, auf jeden Fall was für die BILL LASWELL-Fans, mit einer gewaltigen ENNIO MORRICONE-Zieharmonika.
Fazit: Man fragt sich ein wenig, warum französische Künstler wie BRUME, GHEDALIA TAZARTES, THE GRIEF, VON MAGNET oder SARRAZINE (ein Tenorsänger, der bei der Beerdigung von JHONN BALANCE sang und über PRIKOSNOVENIE veröffentlicht) hier nicht mitmusiziert haben, aber das ist natürlich keine Kritik, sondern soll nur bedeuten, dass die eben auch sehr gut gepasst hätten.
Ein hervorragender Sampler, auf dem es viel, sehr viel, zu entdecken gibt und der in der Mitte der Spielzeit seine beste Phase hat, aber auch zum Ende hin sehr spannend ist und eigentlich sowieso keine Ausfälle kennt. JHONN BALANCE wäre geehrt, hier wurde wirklich ein „Tribut“ geschaffen, der den Namen verdient. Merci beaucoup!

 
Dominik T. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» ROTORELIEF @Myspace

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Zusammenfassung
Sehr gute Electronica-Compilation zu Ehren von JHONN BALANCE, nur französische Projekte, alte Helden und neue Namen. Viel Ethno-Ambient, Ambient-Industrial, Musique Concrete, leicht in den Jazz-Bereich hineinreichend.

Inhalt
Tracklisting:
1. Ilitch Swim And Fly (5:57)
2. De Mange Machine Phénomènes Vitaux (4:02)
3. Servovalve Naked Tank (3:46)
4. Bela Goosy A Staircase's Revenge (2:37)
5. Laurent Pernice & Jacques Barberi* Four Minutes Before (4:16)
6. Pacific 231 Ordo Ab Chaos (4:11)
7. Vivenza Dans Son Etre Propre Absolu (5:38)
8. Désaccord Majeur Time Is Always Now (4:19)
9. Art & Technique Voices (4:05)
10. Othila Infini (4:52)
11. Gas Anorex Vision (4:00)
12. Gitanjali & The Masters Of Mystic Entertainment Koro Wild (5:19)
13. Nouvelles Lectures Cosmopolites How Do Angels Fall (5:30)
14. Palo Alto T Is For The Thirteenth Of November (5:12)
15. Déficit Des Années Antérieures* L'Onde De Voix (4:00)
16. Étant Donnés Chair (5:23)
17. Jac Berrocal & Jack Belsen Marie-Antoinette Is Not Dead Ou Le Requiem Mauve (4:50)

CD im Digifile
LP 400 limitiert

Limited and numbered to 400 copies.

Etchings on vinyl:
A: Coil, des mondes, des mélodies, des bruits...
B: ...que nuls n'avaient entendus ou connus jusqu alors
C: John, retourne vers la lune...
D: ...le meilleur reste inscrit ici a jamais

Dazu eine "Meditation über den Tod" auf Französisch von dem Philosophen und Künstler JEAN MARC VIVENZA (kurzer Text).


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