NEONGRAU: Spam n Space

Genre: Minimal
Verlag: Das Drehmoment
Vertrieb: Das Drehmoment
Erscheinungsdatum:
April 2007
Medium: CD
Preis: ~13,00 €
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Kategorie: Rezension
Erstellt: 28.06.2007
Wörter: 427
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Manchmal gibt es auch in der zeitgenössischen Minimal-Elektronik noch Veröffentlichungen, die einen wirklich mal aufhorchen lassen. In diese Sparte fällt sicherlich das nach ersten Ausflügen in Maxi-Single-Bereiche vorliegende Album "Spam n Space" von NEONGRAU aka OLIVER GERLING, das vom Berliner DREHMOMENT-Label ins Rennen geschickt wurde. 

Eigentlich kann man sofort zusammenfassen, was dieses Album ausmacht und vielleicht auch etwas von anderen Produktionen abhebt. Zum einen sind es die einfach guten Songideen, die zudem stimmlich hervorragend umgesetzt wurden - hier fiel andernorts vielfach der Name FAD GADGET, und ich entdecke auch eine Nähe zu FISCHERSPOONER - und zum anderen weisen die Stücke eine innere Dynamik und einen Sinn für groovende Rhythmen auf, die Langeweile eigentlich nie aufkommen lassen. Das schön crispig klingende Soundbild ist streng an die gängigen Minimal-Elektronik-Klangwelten angelehnt, beinhaltet also Klänge irgendwo zwischen C64 und analogen Synthesizern. 

Gleich das eröffnende "Hi level slacker (V.109)" klingt von der Anlage und von der Stimme her wie einer alten FAD GADGET-Platte entsprungen. Das wird bei der Original-Version, die ebenfalls auf dem Album enthalten ist und mit "E chicks hero" und "Fucking talkshows" bereits auf Vinyl erschienen ist, noch deutlicher, da einige Synthie-Spuren direkt an den FAD GADGET-Klassiker "Back to nature" erinnern, was man NEONGRAU aber verzeihen kann. "Short" und "E-chicks hero" präsentieren sich im Anschluss als zwei der Höhepunkte des Albums. Das mit einem zupackenden und treibenden Refrain ausgestattete "Short" und das unheimlich groovende "E-chicks hero" inklusive interessanter Gedankengänge zu Plastic-Pussies weisen hier locker auf die Tanzfläche. 

Mit "Taste in taste" und "Friends fiction" nimmt man das Tempo wieder etwas heraus und zeigt eine eher düstere Seite von NEONGRAU, wobei "Taste in taste" gerade in Bezug auf den Gesang einen Vergleich zu MARK LANE zulässt. Beim Hören von "Fucking talkshows" mit seinen Vocoder-Stimmen sieht man fast schon trostlose, anonyme und verlassene nächtliche Großstadtszenerien, die von Neonlicht beleuchtet werden, vor dem inneren Auge entstehen. Nach dem Instrumental "Lunar model" folgt die DEPECHE-MODE-Coverversion von "Photographic", bei deren Hören mich eigentlich der Gedanke beschleicht, dass das NEONGRAU eigentlich gar nicht nötig gehabt hätten, dieses Stück mit aufzunehmen - zumal diese Version doch zu den schwächeren Songs des Albums gehört. Mit dem eher ruhigen Instrumentalstück "Landing" klingt "Spam n space" schließlich aus. 

Insgesamt haben NEONGRAU ein sehr gutes Debüt hingelegt. Die Songs sind detailreich ausgearbeitet, und die klanglichen Ideen, die auf dieser Platte verarbeitet wurden, sucht man bei vielen Minimal-Bands heutiger Tage oft vergebens. Ein guter und im Zusammenhang mit der Atmosphäre stimmiger Gesang tut dann noch sein Übriges. Von diesem Soloprojekt möchte ich in Zukunft jedenfalls noch mehr hören.