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Martin N.

PIERROT LUNAIRE: Gudrun

"...ein weiterer Klassiker aus dem Land der Zitrusfrüchte"


PIERROT LUNAIRE: Gudrun
Genre: Avantgarde
Wörter: 623
Medium: CD / LP
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Als ich erstmals dem Konzeptlongplayer „Gudrun“, den die italienischen Prog-Rocker PIERROT LUNAIRE 1976 veröffentlichten, meine Aufmerksamkeit schenkte, fühlte ich mich nach dem ersten Durchlauf nicht nur auf eine äußerst angenehme Art und Weise stimuliert, sondern wusste zugleich, dass sich mir hier ein Stück Klangkunst offenbarte, das nicht mehr so schnell meinen CD-Spieler verlassen sollte. Dieses bizarre Gemisch aus sphärischen Schwebeklängen, italienischen Folkeinflüssen, barocklastigen Klassikeinschüben und der darüber hinaus äußerst elegischen Sopranstimme der Sängerin JACQUELINE DARBY, hat nicht nur einen besonders hohen Wiedererkennungswert, sondern besticht vor allem durch seine absolute Eigenständigkeit und Authentizität.

Die Geschichte der Band fällt etwas dünn aus, was nicht zuletzt daran liegen mag, dass bisher nur zwei Alben veröffentlicht wurden. Gegründet wurde die Band im Jahre 1974 von ARTURO STALTIERI, VINCENZI CAPORALETTI und GIAO CHIOCCHIO. Den Name PIERROT LUNAIRE entnahmen die Herren einer gleichnamigen Komposition des bekannten Wiener Komponisten ARNOLD SCHÖNBERG und so wurde just noch im gleichen Jahr die erste Langspielplatte namens „Pierrot Lunaire“ aufgenommen und veröffentlicht . Das Ergebnis stellt ein durch und durch klassisches Prog-Rock-Album dar - schnörkellos und glatt - das sich irgendwo zwischen LE ORME und ILL ROVESCIO DELLA MEDAGLIA ansiedelt. Kaum zwei Jahre später, nachdem die Britin JACQUELINE DARBY Mitglied der Band geworden war, veröffentlichten PIERROT LUNAIRE einen absoluten Meilenstein des italienischen Progressivrocks: „Gudrun“! Im Gegensatz zum Vorgängeralbum setzte die Band bei „Gudrun“ auf eine experimentierfreudigere Spielweise, die sich von Song zu Song zu Song unterschiedlich entfaltet.


Langsam und leise beginnt auf „Gudrun“ das zehnminütigen Eröffnungsstück. Zerbrechliche, elektronische Klänge fließen fast unmerklich ineinander und da erklingen auch schon Cembalo, einlullende Flöten, eine alte Orgel, kratzige Gitarren, Piano und eine, das Spektakel beim Namen nennende Kinderstimme. Mal harmonisch und mal leicht ins Atonale abdriftend präsentiert auch JACQUELINE DARBY erstmals den Spirit ihrer Stimme. Dabei bedient sie sich sowohl der italienischen, als auch der französischen und deutschen Sprache. Majestätisch und voll stolzer Zurückhaltung, ohne auch nur im Geringsten eine unfreiwillig-kitschige oder gar peinlich-pathetische Szene zu machen, schmettert sie uns mit den Stücken „Plaisir d'amour“ und „Morella“ zwei unzweifelhaft fesselnde Ohrwürmer entgegen. Den spitzfindigen Hörern unter uns, die sich mit dem Erstlingswerk „Thou by knife“ von UNIDAD SASO beschäftigt haben, wird vermutlich sofort der militärische Soundfetzen gleich zu Anfang von „Sonde in profondita“ ins Gehör fallen. Diesen haben TRISTAN SASO und seine Gefolgschaft nämlich an das Ende des kurzweiligen Songs „Sunset Strip“ geklebt.
Soundschnipsel, die meist eine Überbrückungsfunkton zwischen den einzelnen Lieder haben und die Scheibe mit einem ordentlichen Schuss Surrealismus würzen, gibt es auf „Gudrun“ im Übrigen en masse zu hören.
Wenn JACQUELINE DARBY gegen Ende der Platte abermals ihre Stimme erhebt, um uns in gebrochenem Deutsch von dem Schicksal zweier Liebender in Italien während des Krieges zu erzählen, wird man spätestens hier das Gefühl nicht mehr los, man lausche einer Reinkarnation der graziösen Diva ZARAH LEANDER, denn diese beschwor vor ungefähr 70 Jahren in einem ihrer wunde(r)vollsten Lieder, „Die Rose von Nowgorod“, eine ähnlich traurige Stimmung.

Ein konkreter Vergleich mit anderen Projekten dürfte bei dieser Art von Musik schier unmöglich sein, zumal Kombinationen aus Progressivrock und Sopranstimme eher rar sind. Bestenfalls könnte man den, fast zeitgleich veröffentlichten, wunderbaren Erstling von PICCHIO DAL POZZO zu einem Vergleich heranziehen. Gelegentlich meint man auch einen Hauch von DEVIL DOLLs “Dies Irea” oder der weitaus jazzigeren Formation TOUBABOUT zu verspüren.

Wer glaubt, er habe es bei „Gudrun“ mit einem verstaubten Rockalbum zu tun, ist auf dem Holzweg. “Gudrun“ ist ein zeitgenössisches, immer noch taufrisch klingendes Werk; ein schillernder Falter, dem es bislang möglich war, von der Öffentlichkeit fast unentdeckt zu bleiben.


 
Martin N. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Bandübersicht (italienisch)


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Zusammenfassung
Prog-Rock von 1976 - so frisch wie am ersten Tag.

Inhalt
1. Gudrun (11:27)
2. Dietro il silenzio (2:35)
3. Plaisir d'amour (4:43)
4. Gallia (2:11)
5. Giovane madre (3:47)
6. Sonde in profondit (3:33)
7. Morella (5:01)
Bonus on CD
8. Mein Armer Italiener (5:15)
9. Gudrun (previously unreleased) (6:48)
10. Giovane madre (previously unreleased) (3:48)
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