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LONGING FOR DAWN - Spezial

"Es gibt keine Dunkelheit ohne Licht."


LONGING FOR DAWN - Spezial
Genre: Doom
Verlag: Grau
Vertrieb: Prophecy
Medium: CD
Preis: ~12,00 €
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LONGING FOR DAWN ist ein noch relativ junges Projekt aus Québec/Kanada, welches sich einer recht eigenen Interpretation des Funeral Doom verschrieben hat. Genau genommen ist der Begriff Funral Doom im Kontext der Gruppe etwas verengend, da, etwa in der Gitarrenarbeit, auch Elemente des angelsächsischen Gothic oder Death Dooms integriert werden und insgesamt die erzeugte Stimmung nicht von hoffnungsloser Tristesse, sondern von der Schönheit von Schmerzen und der Möglichkeit des persönlichen Wachstums durch diese zeugt. Die Umsetzung dieses Ansatzes erfolgt durch sphärische Klangflächen, welche den Metalkorpus der Lieder ummanteln, mal begleitend, dann wieder akzentuiert kontrastierend. Verantwortlich hierfür zeichnet FRÉDÉRIC ARBOUR, der in Ambientkreisen nicht nur durch sein Label CYCLIC LAW, sondern auch seine musikalischen Projekte VISIONS und INSTINCTS bekannt sein dürfte. Beide Namen geben dem Interessierten auch einen Eindruck, wie diese Ambientanleihen in der Musik LONGING FOR DAWNs klingen könnten.

Das gilt auch für das zweite Album des Quintetts, „A treacherous ascension“. Erschien das erste Album der Kanadier „One lonely path“ noch im hauseigenen CYCLIC LAW-Sublabel TWILIGHT FOUNDATION, landete man für den Nachfolger im Hafen der deutschen GRAU RECORDS. Die vier, selbstredend überlangen Kompositionen erzählen die Geschichte des Endes einer Liebe. In Kombination mit der Musik ist daher Herzschmerz zu erwarten, die Klippen peinlichen, schwarzromantischen Pathos’ werden jedoch Dank eines dezenten musikalischen wie lyrischen Ansatzes kühl umschifft. Wer finnische Genrevertreter wie SHAPE OF DESPAIR, SKEPTICISM und TYRANNY ebenso mag wie MY DYING BRIDE und ARBOURs ätherische Ambientklanginstallationen, ist hier sicher gut bedient, auch wenn das Rad nicht neu erfunden wurde.

Anläßlich der Veröffentlichung von „A treacherous ascension“ stand FRÉDÉRIC ARBOUR dankenswerterweise nonpop.de für ein paar Fragen zur Verfügung:

Nonpop: Bis dato dürften LONGING FOR DAWN in Deutschland noch recht unbekannt sein. Würdest Du uns ein bißchen was über die erste Schritte des Projektes erzählen, vom Anfang bis zum heutigen Tag? Was war und ist die Idee hinter LONGING FOR DAWN?

Frédéric Arbour: Die Gruppe wurde 2002 von unserem Sänger STEFAN LAROCHE, einem alten Freund von mir, und meiner Person, FRÉDÉRIC ARBOUR an der Gitarre und den „Atmosphären“ gegründet. Wir waren von Anfang an darauf aus, atmosphärischen Doom Metal zu spielen. Ich war schon immer ein Fan dieses Genres, aber ich dachte nie daran, selbst diese Musik zu spielen oder meine eigene Band zu gründen, aber die Dinge haben sich eben so entwickelt. Es war wohl einfach der richtige Zeitpunkt für mich, in dieses Wagnis einzutauchen. Wir hatten dann einige Line-up-Wechsel: Wir hatten drei Schlagzeuger, zwei verschiedene Gitarristen und zwei Bassisten, aber seit einem Jahr haben wir die perfekte Mannschaft: ETIENNE LEPAGE am Bass, FRANÇOIS C. FORTIN am Schlagzeug und SIMON CARIGNAN an der zweiten Gitarre. Sie alle sind sehr hingebungsvolle Individuen, die diesen Typus Musik sehr genau verstehen.

NP: Die erste LONGING FOR DAWN-Scheibe erschien noch über Deinen eigenen Verlag TWIGLIGHT FOUNDATION, einem Sublabel Deiner Ambientschmiede CYCLIC LAW. Warum habt Ihr Euch nun entschlossen, von Deinem eigenen Label zu GRAU zu wechseln? Es ist ein guter, aber auch sehr junger und noch recht kleiner Verlag.

FA: Nun, wir wollten es auf einem anderen Label versuchen, das mehr Metal-orientiert ist, da wir hoffen, so mehr Aufmerksamkeit ernten zu können. Nachdem wir einige Promos versendet haben, zeigten sich GRAU am meisten enthusiastisch bezüglich unserer Musik, und sie sind ja auch sehr Doom-orientiert. Ich denke auch, daß GRAU innerhalb des letzten Jahres sehr gewachsen ist und mittlerweile sind auch einige sehr respektierte Gruppen auf diesem Label. Es scheint eine sehr fruchtbare Zeit für GRAU zu sein, und wir sind sehr froh, ein Teil davon zu sein. Ich denke, dieser Schritt wird helfen, LONGING FOR DAWN die Aufmerksamkeit zu verschaffen, die wir verdient haben und schlußendlich verläuft die Kommunikation zwischen GRAU und uns bislang sehr gut. Bis jetzt bin ich mit dieser Entscheidung, einen anderen Verlag zu suchen, sehr zufrieden.

NP: Frédéric, Du bist in der Dark Ambient-Szene mit Deinem schon erwähnten CYCLIC LAW-Label recht bekannt. Bist Du über den Ambient zum Metal gekommen oder war es eigentlich genau anders herum: Bist Du ein alter „Metalhead“, der den Weg zum Dark Ambient und in den Post-Industrial gefunden hat?

FA: Ich war nie ein “reiner” Metalhead, denn ich war die letzten 22 Jahre generell ein Fan extremer Untergrundmusiken wie Hardcore, Grindcore, Death Metal, Doom Metal, Black Metal etc. Vor zwölf Jahren entdeckte ich dann Gruppen wie THE MOON LAY HIDDEN BENEATH A CLOUD, DEATH IN JUNE und andere WORLD SERPENT-Künstler und auch das frühe COLD MEAT INDUSTRY-Umfeld und vieles mehr. So kam ich dann auch in die Ambient-/Industrialszene. Ich habe dort definitiv genau das gefunden, was ich mir innerhalb dieses Genres erhofft hatte: Einen noch obskureren, mystischeren und schwierigeren Stil an Tonkunst, der mich tief ansprach.

NP: Eure Art, Doom Metal mit Dark Ambient zu kreuzen ist einzigartig und vollendet. Natürlich ist es keine neue Idee, diese beiden Stile zu vereinen, aber in den meisten Fällen ist das Ergebnis nicht gerade berauschend: Man hört meistens den Metal-Hintergrund der Künstler heraus und die meisten Gruppen benutzen daher auschließlich Keyboards. Wie erschaffst Du die Ambient-Klangflächen von LONGING FOR DAWN? Mir scheint, daß es sich um Feldaufnahmen und viel Software handelt, das Ergebnis klingt zu 100% digital, nicht analog.

FA: Ich benutze verschiedene Software und einige Feldaufnahmen. Im Prinzip arbeite ich auf dieselbe Weise wie mit meinem Soloprojekt VISIONS, wenn auch mit einem strukturierteren Anstrich. Jedes Riff bekommt seine spezielle Gegenentsprechung in Form passender Ambientstimmungen oder -melodien. Es wurde alles digital aufgenommen, dies läßt schlicht mehr Flexibilität zu.

NP: Das Infoblatt zu Eurer aktuellen Scheibe vergleicht Euch mit THERGOTHON, EVOKEN und MORGION. Ich denke, daß das auf die ein und dieselbe Art und Weise richtig und falsch ist. Fangen wir mit dem „richtigen Anteil“ dieses Vergleiches an: In meinen Ohren klingt Eure Musik amerikanisch und skandinavisch in einem. Fühlt Ihr als Kanadier eine gewisse „mentale“ Verwandtschaft zu einem oder beiden der genannten Länder/Landschaften? Ihr habt gewisse „finnische moods“. Glaubst Du, daß es gewisse Verbindungen zwischen Kanada und Finnland gibt, klimatische und/oder mentale? Dein Musikverlag CYCLIC LAW hat ja auch einen gewissen Schwerpunkt in skandinavischer Musik und sein erster Sampler hieß „Nord Ambient Alliance“.

FA: Ganz sicher habe ich eine mentale Verbindung zu Skandinavien. Ich war schon sechs Mal da, in Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland und habe eine Menge Freunde in diesen Ländern. Wir teilen eine ähnliche Landschaft und auch das Klima und überhaupt einen ähnlichen Lebensstil, von daher fühle ich mich immer zu Hause, wenn ich da bin.

NP: Auf der anderen Seite passt die Beschreibung “Funeral Doom” im Geiste THERGOTHONs oder EVOKENs nicht 100%. In meinen Ohren besitzt Eure Musik eine sehr positive Stimmung. Ich weiß selbst nicht genau, wie ich es beschreiben soll: Eure Tonkunst scheint sowohl die Dunkelheit, die Melancholie und generell die dunklen Seiten des Lebens zu zelebrieren als auch, auf der anderen Seite, die Hoffnung nach Licht und einem Neuanfang. Ich kenne Eure Texte nicht, aber die Musik selbst gibt mir das Gefühl, dass die „dunklen Seiten des Lebens“ nur eine Herausforderung sind, welche sowohl Schönheit als auch, bei bestandener Prüfung, Stärkung in sich tragen. Liege ich da richtig?

FA: Ich gebe dir da absolute recht und ich bin froh, daß Du unsere Musik und ihr Ziel auf diese Weise erkennst. Du hast genau erkannt, worum es LONGING FOR DAWN geht und wie wir das Leben sehen. Der Name unserer Gruppe faßt präzise zusammen, worum es uns geht und genauso verhält es sich mit jedem einzelnen Lied und den Texten. Es geht um die Erkenntnis und Erzählung emotionaler Schlachten und der obskureren Aspekte unserer Existenz vor dem Hintergrund des Wissens und Sehnens nach besseren Tagen. Wir befinden uns stets in einem Prozeß, kämpfen für etwas Größeres. Es gibt keine Dunkelheit ohne Licht, und wir sind uns all dieser Dinge sehr bewußt. Es geht gewissermaßen um den Initiationsprozeß zur Erleuchtung.

NP: Welche Idee steckt genau hinter Eurem Gruppennamen? Er ist ja auch recht untypisch. Ist es die Zusammenfassung Eurer Aussage: Daß es immer ein Licht nach jeder Dunkelheit gibt, eine Art “zyklisches Gesetz” (CYCLIC LAW)? Der Name klingt für mich auch ein bisschen hermeneutisch und „crowleyanisch“?

FA: Ja, absolut. Es ist simpler Fakt des Lebens: Die Dinge können nicht immer gut oder böse sein, zwischen allem herrscht eine Balance. Das ist das „zyklische Gesetz“ der ewigen Wiederkehr. Mit LONGING FOR DAWN beschreiben wir die Gefühle des Niedergangs und dem Kampf, den man durchmachen muß, um diesen Konflikt zu überstehen.

NP: Was steckt allgemein hinter dem Titel “ A treacherous ascension“ und was ist das „Verräterische“ im speziellen? Der „Aufstieg“ an sich oder die Art und Weise, wie dieser erfolgt? Wenn mein Englisch nicht streikt, sind beide Bedeutungen möglich.

FA: Ja, beides ist möglich. Es gibt keinen einfachen Weg der Erholung. Die Idee, daß eine Anstrengung unternommen werden muß, um sich selbst zu überwinden oder auch die Idee eines Aufstiegs an sich ist nicht immer so einfach, wie wir es uns wünschen.

NP: Leider war es mir nicht möglich, irgendwo die Texte zu finden (geschweige denn, sie zu verstehen). Wärst Du so nett ein paar Worte über die vier einzelnen Lieder des Albums zu verlieren?

FA:

The end of laughter: Der Kampf, um die Verstoßung zu überwinden.

Discidium: Der Prozeß der Trennung von einer anderen Person.

Ephemeral cure: Die Überwindung der bittersüßen Erinnerungen an eine alte Liebe.

Once supreme: Die schwache Hoffnung auf Versöhnung fallen lassen.

NP: Demnach gibt es ein Konzept? Eine zerflossene Liebe?

FA: Es ist kein Konzeptalbum, aber es geht um Themen und Subjekte, die unser Sänger STEFAN fühlt und ausdrücken muß und die wir alle zu einem gewissen Grad teilen.

NP: Wie kann man sich ein LONGING FOR DAWN-Konzert vorstellen? Benutzt ihr visuelle Hilfen um die Stimmung Eurer Musik zu verstärken?

FA: Ja, kürzlich fügten wir visuelle Hilfen in Form von Videoprojektionen bei unseren Konzerten hinzu. Wir benutzen lediglich die Projektionen und einige Kerzen als Lichtquelle, das gibt uns eine fokussierte und ritualistische Unterstützung für die Performance und die Musik. Es macht die ganze Sache einfach einzigartiger und steht für mich im Gegensatz zu dem üblichen Headbangen im Metalgenre mit diesen „seht her, ich trage das T-Shirt meiner Lieblingsband“-Contests, welche die meisten der Bands hier immer feilbieten.

NP: Wie sehen Eure Zukunftspläne aus?

FA: Wir fangen gerade eben damit an, an neuem Material für unser drittes Album zu arbeiten und wir würden uns natürlich sehr freuen, dieses oder nächstes Jahr ein paar Konzerte in Europa zu spielen, wenn das möglich wäre. In den nächsten Monaten spielen wir auch einige Konzerte in Kanada.

NP: Frédéric, vielen Dank!

FA: Dank Dir für Dein Interesse und Deine Unterstützung!

 


 
für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Longing for Dawn

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Zusammenfassung
Wer finnische Genrevertreter wie SHAPE OF DESPAIR, SKEPTICISM und TYRANNY ebenso mag wie MY DYING BRIDE und ARBOURs ätherische Ambientklanginstallationen, ist hier sicher gut bedient, auch wenn das Rad nicht neu erfunden wurde.

Inhalt
I. The end of laughter
II. Discidium
III. Ephemeral cure
IV. Once supreme
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