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Roy L.

SHOGUN KUNITOKI: Tasankokaiku

nostalgia for the future...


SHOGUN KUNITOKI: Tasankokaiku
Genre: Electronic Wave / Folk-Rock
Verlag: Fonal
Erscheinungsdatum:
Februar 2005
Medium: CD
Preis: ~15,00 €
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Die vorliegende Veröffentlichung ist vom hervorragenden Label FONAL RECORDS schon vor gut zwei Jahren herausgegeben worden und hat sich seither wie ein Stealth-Flugobjekt durch das  Nonpop-Radar bewegen können. Für gute Musik sollte es jedoch nie zu spät sein, und so wollen wir uns einer längst überfälligen Enttarnung widmen.
Finnische Bands mit japanischem Namen sind relativ rar gesät, man sollte ihnen also Beachtung schenken. Das Quartett aus Helsinki, das an seinem Debütalbum mehr oder weniger seit 1998 werkelte, holte sich seinen Shogun-Titel aus einem alten Commodore 64 Kult-Spiel, und hier sind wir  fast schon im musikalischen Kosmos von „Tasankokaiku“ angelangt, denn die Band benutzte in ihrer Anfangsphase ausschließlich 8-Bit Computer, stieg aber später auf ebenso altmodische Synthesizer und echte Instrumente um.
Die Finnen verquicken und verknoten jegliche Vorstellung von Post-Rock und Prä-Rock und alles, was dazwischen liegt, versetzen sie im heimischen Chemielabor mit analogelektronischen Säuren und leicht entzündbaren Stoffen, bis es qualmt und das gesamte akustische Arsenal in die Luft fliegt. Der Begriff „Ära“ wird dabei elastisch. In den sieben Instrumentals geraten Kalenderblätter in heillose Strudel, das ganze zwanzigste Jahrhundert verdichtet sich zu wenigen Molekülen, die auf der Zeitachse Lichterketten bilden und kräftig pulsieren. Unter den Leuchtkörpern befindet sich ein kaleidoskopisches Spektrum, das von UNITED STATES OF AMERICA, POPOL VUH, KRAFTWERK, STEVE REICH, TANGERINE DREAM, SUICIDE, BRIAN ENO, M83 bis hin zu ACID MOTHERS TEMPLE reicht und in den poppigen Momenten sogar die aktuelle 60er Retrowelle von BROADCAST, STEREOLAB, CAMERA OBSCURA mit aufschnappt. Das eigenartige daran ist, dass SHOGUN KUNITOKI diese Einflüsse nicht im konventionellen Sinne „verwursten“ und dann mal hier und da ein paar abwechslungsreiche Akzente damit setzten, sondern dass sie das alles komplett in einen einzigen fetten und trotzdem minimalistischen Sound packen, der sich kontinuierlich durch das Album zieht und am Ende ganz ihr eigener geworden ist. Ein Heer von Analogsequenzen badet sich im morgendlichen Sonnenlicht, summende, surrende Synthesizer, wohin das Ohr nur lauscht, Orgeln und Orgien, krautgefärbt und heliostrunken. Diese Musik brummt und glüht so heiß und energetisch, als sei sie in einem Elektrizitätswerk irgendwo in namenlosen Steppen und Einöden entstanden.
Hier herrscht das Fieber des Anachronismus, hier geistern autistische Vintage-Freaks durch die Schubladen der vergangenen Jahrzehnte, sie schmelzen und kochen die Juwelen, die sie darin finden können und inhalieren die Dämpfe. Aber im Geiste sind SHOGUN KUNITOKI auch Futuristen. Wenn sie mit dem Schlagzeugdynamit in ihren Kompositionen explodieren, dann blitzen progressive, vorwärtsstürmende Regungen in ihren Gliedern auf, Berggipfel kratzen am Himmel und die Dynamik, mein Gott, ein Aufwall von Dynamik. Kalter Stil, rapid, funkelnd. Nostalgia for the future. Science-Fiction im Gehrock.
So hätte Anfang der 70er eine fiktive Zusammenarbeit von LUIGI RUSSOLO und ERIK SATIE geklungen, wenn KLAUS SCHULZE und SYD BARRETT die Aufnahmen produziert hätten. Und STOCKHAUSEN wäre mit MARINETTI im Arm ins Studio hereingeschneit und hätte Beifall geklatscht. Und alles würde in einer Sphäre der Zeitlosigkeit schwelgen. Man stelle sich vor: knapp sieben Jahre Arbeit für 34 Minuten, und wie es sich anhört, ist kein Tag davon unnötig verstrichen. SHOGUN KUNITOKI haben den Soundtrack für eine Parallelwelt geschaffen, die erst noch erfunden werden muss. Eine Welt in der Harmonien mit gleißenden Flammen brennen, in der die Musik die Gesetzmäßigkeiten von Raum und Zeit diktiert und Vulkane Eis spucken. „Tasankokaiku“ ist trotz seines psychdelischen Minimalismus in diesen Ausmaßen zu betrachten. Ein wunderhübsches Monster von einem Album. Aber im Grunde hört es sich nur wie Telefonsignale an, die in der Einsamkeit zu Musik erstarrt sind.


 
Roy L. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Shogun Kunitoki
» Fonal Records
» Shogun Kunitoki @ MySpace


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Zusammenfassung
Episches Kaleidoskop von Krautrock, Prog-Rock, Psych, Ambient, moderner Klassik und neuem 60er Retro-Pop, das sich in einem einzigartigen Sound bündelt. Das Erstlingswerk der Finnen ist ein wunderhübsches Monster, voller glühender Energie und Elektrizität. Dynamisch, anachronistisch, futuristisch.

Inhalt
Montezuma
Leivonen
Tropiikin Kuuma Huuma
Daniel
Tulevaisuus – Menneisyys = 1
1918-1926
Piste

34min

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