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Tony F.

DIETER MEIER: Hermes Baby

Geschichten und Essays


DIETER MEIER: Hermes Baby
Genre: Literatur
Verlag: Ammann
Erscheinungsdatum:
August 2006
Medium: Buch
Preis: ~20,00 €
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Der Name DIETER MEIER könnte zumindest denjenigen unter uns schon einmal untergekommen sein, die bereits von YELLO gehört haben. Die schweizer Band YELLO entstand Ende der 70er Jahre. Die Gründungsmitglieder BORIS BLANK und CARLOS PERON trafen sich erstmals bezeichnenderweise in einem Labor für die Entwicklung von Fahrzeugen, wo sie beide verweilten, um Klänge aufzunehmen. Man erkannte die gemeinsame künstlerische Basis - die Erforschung und Bearbeitung von Klängen - und suchte fortan einen Vokalisten. Sie fanden DIETER MEIER, der eine Karriere als Pokerspieler hinter sich hatte und der als Performancekünstler unterwegs war. Deshalb paßte er nur zu gut in dieses Konzept. Er führte zu der Zeit selbsterstellte Videoinstallationen vor und untermalte diese mit Geräuschen, Bandschleifen und verfremdeten Stimmen. 

Anfang der 80er Jahre erschien dann auch erstmals etwas Offizielles von YELLO. Die Single "Bimbo" spielte gleich mit nicht unheiklen und zunächst zu Mißverständnissen führenden Gegensätzen ("I´m a white Bimbo!") und mit "Bostich", der zweiten Single von 1981 gelang der Band gleich der Durchbruch. Das rhythmische mit stakkatohaftem Sprechgesang überlagerte, noch heute in der musikalischen Wahrnehmung befindliche Stück, mauserte sich zu einem ersten Hit. 

Grundlage der Musik von YELLO zu der Zeit war eine bewußte Ausgrenzung jeglicher nicht europäischer, moderner Pop- und Rockelemente - stilistisch bediente man sich später allerdings durchaus des Swing oder des Cha-Cha-Cha. Man wollte nichts importieren, sondern das Werk auf eigenen Wurzeln gründen. Da YELLO sich zudem immer als musikalische Dilletanten begriffen, die kein Instrument beherrschten und in der prä-sampling-Ära mit Cut-up-Techniken arbeiteten, fiel ihnen diese Abkehr leicht. 

Die Musik wirkte und wirkt teilweise recht skurril und zeigt einen sehr eigentümlichen Humor, der sicher recht geschmacksabhängig ist. In der aus meiner Sicht besten Phase der Band, die vom Anfang bis zur Mitte der 80er Jahre andauerte, erschuf man allerdings neben "Bostich" auch andere recht ernsthafte Musik wie das wuchtige "Domingo", das verstörende "Sometimes (Dr. Hirsch)" oder das poppig-treibende "Vicious Games". CARLOS PERON verließ die Band bereits 1983, um sich mit Konzeptalben von da an erfolgreich in der SM- und Fetischszene bzw. der schwarzen Szene zu etablieren. Seit der Mitte der 80er Jahre wurden YELLO dann mit Stücken wie "Oh yeah" oder "The race" endgültig weltbekannt und verloren auch einiges an musikalischer Tiefe und Bedeutung. DIETER MEIER arbeitet heute immer noch an YELLO, dreht Filme (alle Videos von YELLO sind und waren das Werk von ihm), betätigt sich unter anderem als argentinischer Weinbauer und schreibt Essays und Gedichte, die teilweise in Schweizer Zeitungen erscheinen. 

Warum die lange Vorgeschichte? Weil DIETER MEIER mit "Hermes Baby" ein Buch voller Essays, Texte und Gedichte veröffentlicht hat, die zum großen Teil das vorher Geschilderte zum Thema haben. Die Texte verraten sich in ihrem leichtfüßigen, um das Objekt kreisenden und augenzwinkernden Stil recht schnell als das Werk MEIERs. Antriebsfeder für sein Wirken war immer die Beantwortung der Frage, wer die Person DIETER MEIER eigentlich ist und die Suche, ob die eigene Existenz irgendeinen Sinn haben könnte. Dieser Ansatz durchzieht auch das Buch. 

Die Gedichte sind leichtfertige und wie er selbst sagen würde teilweise dilletantische Arbeiten, die aber durchaus Charme besitzen. Die Texte sind sowohl autobiographisch als auch der Welt zugewandt. Wie bei YELLO stehen luftige Passagen neben tiefsinnigeren Gedanken. Der Gegensatz von augenzwinkernder Sichtweise zu unverblümten und direkten Beschreibungen wird nirgendwo deutlicher als in "Manhattan 1980 - Eine Hymne an Babylon", in der MEIER die Schlaglichter (und -schatten) einer Party-Nacht in Manhattan beschreibt oder wenn er in "Flucht und Sucht" über die eigene Spielsucht schreibt. Neben Texten, die das Objekt YELLO erklären, beschäftigt sich DIETER MEIER aber auch mit eher weltpolitischen Themen wie in "Johannes Paul II. - Nachruf auf einen Gnadenlosen" oder in "Aufruf zum Luxus". 

Dem Buch liegt zudem noch eine DVD bei, auf der ein längeres Interview mit DIETER MEIER zu sehen ist und auf der er "Hermes Baby" liest und singt. Eine nette Ergänzung zum Buch ist das allemal, zumal man anhand der Vorträge erkennt, wie die Texte und der Urheber stilistisch zusammenpassen und sich das Bild zusammenfügt. 

"Hermes Baby" ist aus meiner Sicht ein kurzweiliges, sicher nicht immens philosophisches Vergnügen, das viele interessante Essays und Gedanken enthält, wenn man der Weltsicht DIETER MEIERs und - an dieser Stelle sei man gewarnt - seinem eigenen Humor und Stil etwas abgewinnen kann. Für YELLO-Fans wird das Buch wohl unumgänglich sein.


 
Tony F. für nonpop.de



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Zusammenfassung
"Hermes Baby" ist aus meiner Sicht ein kurzweiliges Vergnügen, das viele interessante Essays und Gedanken enthält, wenn man der Weltsicht DIETER MEIERs und seinem eigenen Humor etwas abgewinnen kann. Für YELLO-Fans wird das Buch wohl unumgänglich sein.

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