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Dominik T.

Australian Post-Punk 1979-84 (Sampler)

Can't Stop It II


Australian Post-Punk 1979-84 (Sampler)
Genre: Post-Punk/ Cold-Wave
Verlag: Chapter Music
Medium: CD
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Australischer Punk? Australischer Postpunk? Die meisten Musikenthusiasten dürften hier an die erste Band von NICK CAVE, THE BOYS NEXT DOOR, denken, die sich, nachdem sie 1980 nach London, England, auswanderten, in THE BIRTHDAY PARTY umbenannten und später, neben CAVEs BAD SEEDS, auch zwei zukünftige Mitglieder der wunderbaren WIM WENDERS-Lieblinge CRIME AND THE CITY SOLUTION führten. Natürlich wird man genauso auch an die „Industrial Culture“-Pioniere SPK denken und irgendwie auch an DEAD CAN DANCE, die ihre Wurzeln in Melbourne, der zweitgrößten Stadt Australiens haben. Der informierte „Neofolker“ wird außerdem direkt wissen, dass der momentan wichtigste Partner von DOUGLAS P. (DEATH IN JUNE), JOHN MURPHY, in jungen Jahren bei so ziemlich jeder australischen Punk-Band mitspielte, bevor er wie so viele andere seiner Kollegen in England sein Musikerglück suchte.
Besonders um Melbourne herum gab es ab Ende der 70er unzählige solcher "MURPHY-Punkbands". In der Hauptsache gruppierten sie sich um die PRIMITIVE CALCULATORS, die zwar heute im weltweiten Maßstab fast vergessen sind, aber etwa zur gleichen Zeit einen ähnlichen Stil spielten wie SUICIDE im fernen New York. Ähnlich bedeutend für den Zusammenhalt der unzähligen Bands um Melbourne, die sich oft nach einer Single wieder auflösten, waren WHIRLYWIRLD, im wesentlichen bestehend aus OLLIE OLSEN und natürlich JOHN MURPHY. Die Band spielte ebenfalls einen Stil, der stark an SUICIDE angelehnt war, auch wenn Parallelen dieser Art, zumal durch Ozeane getrennt, sicher eher unbewusst abliefen. Wie dem auch sei, der „Melbourne Post-Punk“ ist heute ein Mythos ganz eigener Art, ganze Bücher sind diesem Thema gewidmet und schon 1987 wurde das Ganze in Form eines Art Doku-Spielfilms aufgearbeitet. Der Film heißt „Dogs In Space“ und überzeugt schon mal durch einen exzellenten Soundtrack, neben einigen maßgeblichen Melbourne-Bands, sind dort auch IGGY POP und GANG OF FOUR vertreten. Die Hauptrolle spielt MICHAEL HUTCHENCE (INXS), der, obwohl auch Australier, nicht wirklich dazuzählte und auch JOHN MURPHY hat in diesem Film einen kleinen Auftritt als er selbst.
Das australische Label CHAPTER MUSIC macht sich nun schon seit einigen Jahren darum verdient, zumindest einige der zahlreichen Postpunk Bands  des Landes  aus dem Zeitraum 1979-1984 vor der Vergessenheit zu bewahren. Ihre Reihe nennt sich „Can’t Stop It“, vermutlich eine Anspielung auf einen (fast) gleichnamigen Song der PRIMITIVE CALCULATORS. Der erste Teil erschien 2001, kurz vor Weihnachten 2006 folgte „Can’t Stop It II“ mit 20 meist völlig unbekannten australischen Bands der Jahre 1979-1984. In dem hochinteressanten Booklet wird zudem jede der teilnehmenden Gruppen bandbiographisch vom „Kurator“ GUY BLACKMAN vorgestellt. Berücksichtigt wurden hierbei nicht nur Melbourne Bands, sondern auch solche aus z.B. Sydney oder anderen Teilen des riesigen Landes bzw. Kontinents.
Insgesamt lässt sich über den australischen Postpunksound, zumindest wie er sich hier darstellt, wohl sagen, dass er atmosphärischer etwas fröhlicher wirkt als man es in England von z.B. JOY DIVISION und Konsorten gewohnt ist. Auffallend ist oft ein gewisses Disco-Flair, sowie die vielen Frauen, die hier mitmischten, vor allem am Mikro. Was den Experimentier- und Aufbruchsgeist anbelangt, muss man sich diese Zeit in Australien wohl ähnlich vorstellen, wie bei uns die NDW-Bewegung. Einiges auf „Can’t Stop It“ erinnert dann auch tatsächlich ein bisschen an IDEAL mit australischem Englisch-Akzent, versteht sich.
Im Folgenden werden ein paar Höhepunkte herausgegriffen, sei es auch nur, weil Musiker mitwirkten, die später bekannt wurden. Letzteres trifft schon mal auf die INTERNATIONAL EXILES zu, musikalisch vollkommen nervend und entfernt an etwas punkigen Girlie-Pop a la STRAWBERRY SWITCHBLADE erinnernd (nur dass diese alte „Band“ von ROSE McDOWALL alles andere als nervt), mit dabei PAUL HESTER, später der Drummer der bekannten CROWDED HOUSE-Popper. 
Der erste Höhepunkt stammt dann von den TACTICS, die sowieso vergleichsweise bekannt sind. Sie spielten angenehmen, melancholischen Ohrwurmmelodie-Punk, wie er auch auf FACTORY REC. nicht unpassend gewesen wäre. Das Stück hier stammt von ihrer ersten 7“ Single. Anschließend folgen die ebenfalls recht bekannten SEVERED HEADS, die einzige Band des Samplers, die heute noch aktiv ist und seit dem Ende der 70er unzählige Phasen durchlaufen hat. In ihren ersten Jahren waren sie durchaus Teil einer australischen „Industrial Culture“, ihr hier präsentierter Song „Lamborghini“ stammt aber wohl aus einer Cold-Wave-Phase (1982). Unterkühle Elektronik, Frauenstimme, man kennt das ja, original erschienen auf einem obskuren, französischen Sampler.
Richtig interessant für „Historiker“ wird es dann bei MICROFILM. Es handelt sich hier um die erste Band von LISA GERRARD (DEAD CAN DANCE). Sie war hier 19 Jahre alt, ein stimmliches Talent war bereits deutlich vorhanden, ansonsten recht gewöhnlicher, angenehm flotter Harmlos-Punk.
Historisch mindestens genauso interessant dürfte dann der Beitrag von SoliPsik sein. Mitglied hier, der Name lässt es bereits vermuten NEIL HILL aka Ne/H/il, der Psychiatriepatient von SPK. Das Projekt gründete sich, nachdem GRAEVE REVELL nach England abdampfte. Auch wenn SPK sich ebenfalls manchmal "SoliPsik" schrieben, ist diese "Band" also unabhängig von SPK zu sehen, vor allem weil der Initiator gar nicht Ne/H/il, sondern ein gewisser PAUL CHARLIER war, der seinerseits mit GRAEME REVELL & Co garnichts zu tun hatte. Musikalisch bot man dissonanten Industrial-Punk, der tatsächlich etwas an frühe SPK-Arbeiten erinnert ("Slogun"). Am Mikro hier eine Frau, die mehr schlecht als recht versucht, lieblich zu singen. Dazu dann etwas seltsame Bandsalat-Gitarrensolos. Sehr obskur. Der Beitrag „See Saw“ stammt von der einzigen, unbenannten Single, die 1981 erschienen ist. Auf der B-Seite soll es noch mit "Chambermusik" ein Beitrag von Margaret geben, der Frau von NEIL HILL, die 1984 starb. HILL folgte ihr im selben Jahr durch Selbstmord. Schade, dass man die B-Seite nicht auch hier veröffentlichte, für jeden SPK-„Fan“ wäre das sicher interessant gewesen.
Insgesamt ist der zweite Teil der Compilation um Einiges interessanter. Der Pop rückt zunehmend in den Hintergrund, und es werden Bands ans Tageslicht befördert, die jede auf ihre Art einen ganz ungeheuer wilden Stilmix aus Punk, Industrial, Funk, Jazz und Reggae spielten. Ich bin nicht sicher, ob die es nun alle verdient gehabt hätten, bekannter zu werden, aber unterhaltsam ist das schon. RHTHMX CHYMX beispielsweise mischten ihren Freejazz-Punk mit Affengeräuschen und BELLE DU SOIR spielten eine Art Low-Fi Striptease-Musik.
Zu entdecken gibt es hier viel und lediglich, die vielleicht etwas an TUXEDOMOON erinnernden ESSENDON AIRPORT schienen etwas bekannter geworden zu sein.

„Can’t Stop It II“ lohnt sich sehr. Auch wenn nur gut ein Drittel der Compilation wirklich aus Songs besteht, die man öfters hören möchte, liefert sie einen guten Überblick über eine Szene, die im angegeben Zeitraum ihre kreative Hochphase hatte. Diese Aufbruchstimmung, fern aller stilistischen Selbstbeschneidung, ist hier gut eingefangen.
CHAPTER MUSIC veröffentlichten Ende 2006 auch eine sehr interessante „PRIMITIVE CALCULATORS and Friends 1979-82“-Zusammenstellung, der ich mich demnächst widmen werde. An der Stelle dann auch mehr zu den frühen Aktivitäten von JOHN MURPHY, der, und das ist wirklich was „Besonderes“, auf „Can’t Stop It II“ fast gar nicht vertreten ist.   

 
Dominik T. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Australischer Punk Themenseite
» Australische Punk Discographie


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Zusammenfassung
Zusammenstellung sehr rarer Aufnahmen australischer Postpunk-Bands, mit dabei u.a. obskure Aufnahmen von LISA GERRARD (DEAD CAN DANCE) und N/H/il (SPK).
Anfangs recht Disco-betonter Postpunk, dann immer wildere Stücke, meist Frauengesang.
Viel "Nervendes" dabei...

Inhalt
Tracklisting

1. The Systematics - International Voltage
2. International Exiles - Let's Be Sophisticated
3. Asphixiation - The Crush
4. Tactics - Watch My Hands
5. Severed Heads - Lamborghini
6. The Goat That Went "Om" - The Pirate Song
7. Use No Hooks - Do The Job
8. Microfilm - Centrefold
9. Scattered Order - Swiss Like Knives And Forks
10. The Jetsonnes - Newspaper
11. Rhythmx Chymx - The Now Generation
12. Brrr Cold - Mothers At War
13. SoliPsiK - See Saw
14. Wild Dog Rodeo - Charging The Lighthouse
15. Belle Du Soir - Treasure Island
16. Ya Ya Choral - God's Buzzsaw
17. Essendon Airport - I Feel A Song Coming On
18. The Swell Guys - Sidetracking
19. Scapa Flow - Somewhere
20. Nuvo Bloc - Never Mind

Sehr gutes 14-Seitiges Booklet mit Bildern und Bandbiographien! Hässliches Cover!!
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