Mit dem Engagement der italienischen Musiker MARA LASI und DANIELE SERRA machte man bei COLD MEAT einen Schritt in Richtung folkigerer Klänge - und war dabei offenbar dem Zauberbann der Meduse erlegen. LASI und SERRA, auch bekannt von ihrem Projekt CHIRLEISON, lassen die mittelalterlichen Elemente und Kollegin ALESSIA CICALA – die Stimme von CHIRLEISON – daheim, und machen sich als MEDUSA'S SPELL auf den Weg in dunklere Gefilde. Mit „Mercurial Behaviour“ sollen in zehn Akten die abgründigen Gedanken und Visionen eines Mörders ausgeleuchtet werden. Als Mittel zu diesem Zweck werden folkige Gitarrenstücke mit düsteren Ambientelementen, Klavier, Glocken, Rasseln, diversen elektronischen Effekten und Stimme kombiniert. Dass dabei ein recht italienisches Feeling entsteht, ist sicherlich dem südländischen Flair der Gitarre zu verdanken, nicht zuletzt aber auch dem stark akzentuierten Englisch von DANIELE SERRA. Titel, Cover- und CD-Gestaltung weisen deutlich darauf hin: hier wird es düster. Wer das noch nicht verinnerlicht hat, dem helfen die Texte im Booklet auf die Sprünge: Es geht um Blut (ah, der Mörder), Leid und verregnete Tage. Auch Samt, Nebel und Spiegel spielen eine Rolle. Die Idee, ambiente und folkige Parts zusammenzubringen, ist nicht neu. OF THE WAND AND THE MOON haben das ausgiebig von „Nighttime Nightrhymes“ bis „Lucifer“ zelebriert (Kritiker könnten anmerken: strapaziert), und so ist es nicht verwunderlich, dass man sich beim Hören der „Mercurial Behaviour“ stellenweise an OTWATM erinnert fühlt, auch wenn die Musik eigentlich nicht wirklich danach klingt. Dazu gesellen sich Anleihen an die übliche ambiente Düsternis, die im Hause COLD MEAT herrscht – und offenbar hat man sich Glocken und Glöckchen bei ORDO ROSARIUS EQUILIBRIO ausgeliehen (besonders im ersten Track sehr auffällig). Allerdings haben es sowohl OTWATM als auch ORE einfach besser gemacht. So mangelt es der Mischung von MEDUSA'S SPELL in weitesten Teilen an Spannung, Innovation und Eigenständigkeit. Ein großes Manko ist auch die flache Stimme SERRAS, der es schafft, seine Texte, die nicht selten aus einem gothischen Poesiealbum zu stammen scheinen, mit einer absoluten Nullspannung vorzutragen. Vermutlich ein Versuch distanzierter Kühle und Emotionslosigkeit – und in Track 8 zusätzlich irgendwie „knatschig“ und dadurch besonders unangenehm. Interessanterweise erinnert die Textzeile „Are you suffering“ des ersten Tracks (vielleicht zufällig) an COILs „Are you shivering“ – allerdings hat es sich damit auch schon mit der Ähnlichkeit. Das Ganze ist, obgleich sicherlich von den Künstlern nicht lieblos gemacht, leider wirklich kein Beispiel für eine in den Bann ziehende Finsternis. Es ist ein wenig gothisch, ein wenig folkig, ein wenig ambient, und in Teilen erinnert es auch, wie in der Ankündigung von COLD MEAT angegeben, an eine Art Soundtrack. Man hat zweifellos Mühe investiert bei der Gestaltung von CD und Booklet (es enthält finstere Photos). Nur leider reicht es insgesamt nicht aus, das Werk aus der Belanglosigkeit zu heben. Zu gleichförmig plätschern die doch recht einfach gestrickten Stücke dahin, kein einziges hinterlässt einen wirklich bleibenden Eindruck. Was fehlt, ist wirklicher Tiefgang - eine wirkliche Abgründigkeit, wenn man so will, denn hinter den angekündigten Abgründen einer kranken Psyche bleibt man weit zurück. Der Vollständigkeit halber sei noch hinzugefügt, dass das Album von SIMONE BALESTRAZZI (T.A.C.) aufgenommen wurde. Das reißt es allerdings nicht heraus. So, nachdem ich ausgiebig darauf herumgehackt habe, und bevor nun gar kein gutes Haar daran bleibt: Ist „Mercurial Behaviour“ wirklich ein Album komplett ohne „seine“ Momente? Nun, die ersten beiden Stücke stechen, verglichen mit dem Rest, durchaus heraus. Aber, um gleich wieder eine Einschränkung vorzunehmen: das ist eine höchst relative Betrachtungsweise. Sicherlich, man kann es hören, es sickert nach einer Weile irgendwie in den Hintergrund. Nur: aufregend ist es eben nicht. Mehr noch, wenn man bedenkt, dass dieses Album auf COLD MEAT erscheint, ist das ziemlich ernüchternd. Und gerade ein Kauf lohnt sich wirklich nicht.
Claudia K. für nonpop.de
Verweise zum Artikel: » Cold Meat » Cold Meat MYSPACE
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Zusammenfassung
Enttäuschend: Der Versuch, die abgründigen Gedanken und Visionen eines Mörders auszuleuchten, bleibt weit hinter dem Möglichen zurück.
Inhalt
01. Act I
02. Act II 03. Act III 04. Act IV 05. Act V 06. Act VI 07. Act VII 08. Act VIII 09. Act IX 10. Act X |