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Dominik T.

DeV: Dämonische (TEATRO SATANICO)

Dämonischer Clicks & Cuts Death Industrial


DeV: Dämonische (TEATRO SATANICO)
Genre: Industrial
Verlag: Sotto Mondo
Medium: CD-Extra
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Die Geschichte des italienischen Industrial-Projekts TEATRO SATANICO wurde bereits an anderer Stelle, nebst Umfeld (STEFANO BIASIN TRIO), relativ erschöpfend ausgebreitet. Daher verschone ich die Leser nun damit und kann mich anlässlich der Soloveröffentlichung des TEATRO SATANICO-Vordenkers „deviLs G./DEVIS G.“ relativ kurz fassen.
Ein wiederholender Satz muss zum Einstieg jedoch drin sein: TEATRO SATANICO darf man mit ATRAX MORGUE, SIGILLUM S und MAUTHAUSEN ORCHESTRA sicher zu den originellsten Interpreten der italienischen „Industrial Culture“ zählen. Im Vergleich zu den beiden letztgenannten Projekten sind TEATRO SATANICO etwas jünger. Anfang der Neunziger Jahre leitete deviLs G. einen TOPY-Access Point in Treviso, zu einer Zeit also, in der sich dieser „Freestyle-Orden“ schon längst von seinem Gründer GENESIS P’ORRIDGE emanzipierte und völlig losgelöst vom ursprünglichen Charakter eines „magischen“ PSYCHIC TV-Fanclubs in einigen Ländern seine eigenen, obskur-dunklen Bahnen zog, im besonderen Maße trifft das auf Italien zu. Das Ende der selten näher erläuterten Machenschaften war eine großangelegte Polizeirazzia-Aktion namens „Operazione Runa“, in deren Zentrum sich angeblich TEATRO SATANICO befand. So richtig weiß außerhalb Italiens keiner, was da los war, wäre für die Mythenbildung wahrscheinlich eh nur schädlich, fest steht jedenfalls: TEATRO SATANICO waren in ihrem „Death-Industrial“-Stil immer unverwechselbar und bis sie durch NOVY SVET, die sie förderten, veröffentlichten und gar coverten - „Confesso Tutto!“ -, etwas bekannter wurden, wohl auch nur denjenigen bekannt, die sich tief auf die verschlungenen Pfade der italienischen „Industrial Culture“ einließen.
Nebenher existierten zwei weitere deviLs G.-Projekte, zum einen LUNUS, zum anderen NECROFILIA, beides ebenfalls morbide Death-Industrial-Abenteuer, die im Vergleich zu TEATRO SATANICO jedoch wenig fesseln und dem typischen SLAUGHTER PROD.-Klang fröhnen, zumindest bei NECROFILIA mischte auch MARCO CORBELLI (ATRAX MORGUE) mit. 
Beim Anhören von „Dämonische“ ist zunächst, so wie es auch nicht anders zu erwarten war, relativ unklar, worin jetzt der große Unterschied zu TEATRO SATANICO besteht. Das Klangspektrum bewegt sich hier wie dort zwischen brodelndem, etwas flirrendem Ambient-Noise und einer ganz leichten Brise ESPLENDOR GEOMETRICO-Rhythmus-Industrial. Dazu deviLs G.s italienische Flüsterstimme, die, mit Surround-Effekten unterlegt, dem Ganzen erst das besondere Flair verleiht. Genau wie auch auf der letzten TEATRO SATANICO-Zusammenarbeit mit MUZAKILLER vollzieht deviLs G. hier eine Wandlung weg vom etwas matschig klingenden Old-School Analog-Industrial hin zu modernen „Glitsch-Sounds“ a la OVAL. Nur im Ansatz, versteht sich.
Darüberhinaus ist DeV im Vergleich zu TEATRO SATANICO etwas sphärischer, ganz minimal fühlt man sich an einigen wenigen Stellen an ALVA NOTO erinnert, ein bisschen mehr schon an die COIL-Arbeiten ElpH oder BLACK LIGHT DISTRICT, wenn auch DeV „industrieller“ ist.
Vielleicht kann man sagen, dass DeV Solo sich weniger darum bemüht, möglichst makabre Geschichtchen vorzutragen, was ja TEATRO SATANICO einen etwas comichaften Charakter verlieh, sondern hier die Absicht hatte, seinen „Satanismus“ philosophischer auszuloten. Was auf „Dämonische“ zu hören ist, hat mit Slapstik oder „krankem Horror“ wenig zu tun. „Dämonische“ ist viel abstrakter im Sinne einer „seriösen Klangforschung“ eines Künstlers, der sich und uns etwas Metaphysisches verständlich zu machen sucht. Die Motivation seiner Forschung beschreibt der Titel des 3. Stückes vielleicht am ehesten: „Das Dämonische ist dasjenige was durch Verstand und Vernunft nicht aufzulösen ist“, ein GOETHE-Zitat. 
An anderer Stelle wird die philosophische Quintessenz des Albums beschrieben mit „Word is World“, macht euch einen eigenen Reim darauf, ich weiß nur, deviLs G, der finstere Satanist auf eigene Rechnung, ist seit Jahren geradezu besessen von der Sprachphilosophie des österreichischen Juden FRITZ MAUTHNER (1849-1923), der uns Menschen für „Gefangene der Sprache“ hielt und uns deshalb das Schweigen anempfahl. Just zu dem Themenkomplex "Schweigen" und dem "Dämonischen" gibt es in JOSEPH DVORAKs "Satanismus" ein inspirierendes, aber natürlich wirres und auf SÖREN KIERKEGAARD bezugnehmendes Kapitel, Titel: "Das Dämonische ist das Plötzliche". Lesen, staunen und dazu DeV hören! KIERKEGAARD meinte im Übrigen: "Die Angst vor dem Guten ist das Dämonische."
Am Ende der Spielzeit folgt ein Schwarzweiß-mpg-Videoclip mit dem Titel „Selbstmond“ (sic!?), der DeV-Industrial bekommt hier eine deutlich aggressivere Richtung, eventuell wäre der unscharfe Begriff „Power Electronics“ schon passend. Eine nackte, glatzköpfige Frau windet sich vor Angst in einem, äh, Indianerzelt? Auf jeden Fall geht es ihr nicht gut, gutes Video und ein verstörender Abschluss eines teuflischen Albums! Wenn die netten Jungs um A-Musik herum italienische Satanisten wären, würden sie in etwa so Musik zaubern.
Im noch jungen Jahr 2007 ist „Dämonische“ sicher das bisher interessanteste „Industrial“-Album, zweifellos das Beste, was deviLs G. jemals erschaffen hat, somit ein sicherer Typ für seine Fans, aber auch Freunde neuerer NOVY SVET bzw. UNIDAD SASAO sollten reinhören, auch wenn sich das musikalisch nicht vergleichen lässt.
...Und manch ein Black Metaller wird vielleicht erst durch dieses Album erfahren, was dämonische Musik ist!

Es sei noch der Hinweis auf das TEATRO SATANICO-Minialbum „Canzoni Alpine“ aus dem letzten Jahr gestattet, auf dem deviLs G. erstmalig sang (traditionelle Lieder der Alpen, satanologisch interpretiert auf einer CDR in DVD-Hülle) und auf dem auch GEOFFROY D. (DERNIERE VOLONTE) mitwirkte.  Sowie auf NECROPHONIE, eine weitere Zusammenarbeit zwischen deviLs G. und MARCO CORBELLI (ATRAX MORGUE), die Ende letzten Jahres erschien. Es handelt sich um die Wiederveröffentlichung einer alten Kassette, recht unspannend, aber von historischem Interesse.

 
Dominik T. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» SOTTO MONDO (Label/Mailorder)

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» TEATRO SATANICO / MUZAKILLER

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» TEATRO SATANICO Neuigkeiten

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Zusammenfassung
Mischung aus klassischem "Death-Industrial", italienischer Prägung und modernen Glitsch-Sounds. Dennoch typisch für TEATRO SATANICO, nur sphärischer u. abstrakter. Ein sehr interessantes, atmosphärisches Industrial-Album für angehende Sprachphilosophen.
Dämonische Musick!!

Inhalt
Tracklist:

1. Verbo è Vero
2. RV
3. Arbor Mortis
4. Dämonische ist dasjenige was durch Verstand und Vernunft nicht aufzulösen ist
5. Lucifero
6. Demoniaco è ciò che non si può risolvere con l’intelletto e la ragione
7. Liminale
8. Selbstmond (video .mpeg)

50 Minuten!

12 Seiten Booklet mit allen Texten (auf italienisch). Normales Jewel-Case, kein Backcover!
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