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Claudia K.

LETUM: Broken

When I breathe, I breathe dust...


LETUM: Broken
Genre: Dark Ambient
Verlag: Cold Meat
Medium: CD
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Ich gebe es zu: Es ist nun schon ein wenig her, seit sich mit „Broken“ ein Lebenszeichen von LETUM ans Tageslicht wagte – obgleich man in Anbetracht dieser Klänge vielleicht nicht unbedingt von Tageslicht sprechen möchte. Dennoch ist es nicht zu spät, einen Blick auf diese Silberscheibe zu werfen, und wenn man sich mit „Entrance to Salvation“ an die Debütveröffentlichung des Schweden MATHIAS HENRIKSSON aus dem Jahr 2001 erinnert und den COLD MEAT-Faktor hinzuaddiert, ahnt man, dass man es mit recht großer Wahrscheinlichkeit mit Ambient zu tun bekommen wird.

Das ist soweit korrekt. Allerdings kann man im Fall LETUMs, im Gegensatz zu anderen Projekten auf diesem Sektor, die sich mit bemerkenswerter Kontinuität darin üben, jahraus und jahrein Klänge – und ganze Alben - zu produzieren, die nur eingefleischte Fans voneinander zu unterscheiden vermögen (Achtung, diese schöne Formulierung ist ein Zitat frei nach, ich leihe sie mir an dieser Stelle aus.), durchaus von einer musikalischen Weiterentwicklung sprechen. Auch hier wird der Dark Ambient nicht neu erfunden, doch soweit es LETUM betrifft, hat sich etwas verändert: Düsterer und verstörender als „Entrance to Salvation“ ist „Broken“ geworden. Zu Sphären- und Orgelklängen sind Störungs- und Verzerrungsfelder hinzugekommen. Neben Kirchenglocken und Effekte, die an die Geräuschkulisse so manchen alten Gruselfilms erinnern, treten noisige Elemente. Heller, sakraler Frauengesang trifft auf heiser-verzerrte männliche Sprechparts, Kühle auf Aggression – denn genau das ist es: „Broken“ wirkt erstaunlich aggressiv, ist nicht um Krachelemente verlegen und verlässt die Gefilde der reinen – und oftmals doch etwas unspektakulären – Sphärenklänge. Ein Hauch von Grabesstimmung, Orgeln, dumpfe Choräle, sakrale, andächtige, zornige und düstere Momente wechseln einander ab. Musik, die, in Teilen, unwillkürlich an gotische Architektur denken lässt (ich kann mir nicht helfen) – um gleich darauf wieder durch Verzerrungen und teilweise fast krachige Stellen gebrochen zu werden. Eine Mischung aus Melancholie, Finsternis und Aggression. Oder: ein düsterambientes Spukschloss mit jemandem, der ein Gerät zur Tonverzerrung hinter der Orgel versteckt hat. Ein Schloss, in dessen Keller mindestens ein Höllenschlund versteckt ist. Und nebenan scheint sich ein Friedhof zu befinden. 

Einiges an Zeit ist vergangen zwischen HENRIKSSONs Debüt im Jahre 2001 und dem Erscheinen von „Broken“ Ende letzten Jahres. Zeit, in der, man kann es vermuten, einiges passiert ist. Die Stücke der „Broken“ entstanden im Laufe dieser Jahre, und es sind nicht die Stücke eines Themenalbums – es sei denn, man möchte die Umsetzung persönlicher Gefühle und Geisteszustände als ein generelles Thema betrachten. „The use of more “heavier” distorted sounds than on the first album came naturally. This was for expressing chaos, disappointment and frustration correctly and I am quite fond of combining beauty with evil, calm with chaos. Not all songs are based on these expressions though, there are some songs that also should express sadness and maybe even something powerful”, erklärt MATHIAS HENRIKSSON. Während “Entrance to Salvation” für ihn noch einen Schimmer der Hoffnung enthielt, ist dieser auf „Broken“ gänzlich verloren. Was bleibt ist „simply therapy for a broken mind“.

Und genau das macht den Reiz aus: die Entwicklung, die Unterschiede zwischen den beiden Veröffentlichungen festzustellen, diesen Verlust der Hoffnung recht konsequent vertont zu hören. Eine spannende Mischung aus Finsternis, Aggressivität und Melancholie, ein Wechselspiel in der Reichheit ihrer Facetten. Klangvoll, ein wenig filmmusikhaft, vielschichtig – und aus diesem Grund aus der Flut der einander manchmal einander recht ähnlichen Dark Ambient-Veröffentlichungen angenehm herausstechend. Im letzten Track wird es sogar überraschend auf eine klagende und melancholische Weise recht folkig. Ein beeindruckendes Stück, das zum Abschluss eine Zusammenballung von kummervoller Intensität erreicht. Ein grandioser Ausklang für ein gelungenes Werk.   

 
Claudia K. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Cold Meat
» Letum
» Myspace Letum


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Zusammenfassung
Einiges an Zeit ist verstrichen - und bei Letum ist es finsterer geworden.

Inhalt
1 Solititation
2 Attempt (Failure)
3 Broken
4 Betrayed
5 Staring At Nothing
6 Shadow
7 Silence
8 Dissolving
9 Communion
10 Tears
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