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Dominik T.

DARKWOOD: Notwendfeuer

Ein Referenzwerk des deutschen Neofolks?


DARKWOOD: Notwendfeuer
Genre: Neofolk
Verlag: HeidenVolk
Medium: CD
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Wenn man mal von den noch ein paar Jahre früher aktiven ERNTE absieht, kann man nun schon seit gut acht Jahren von „deutschem Neofolk“ oder besser „Neuer Deutscher Folklore“ sprechen. Unter tatkräftiger Unterstützung von EIS UND LICHT entstanden damals auf ehemaligen DDR-Gebiet eine ganze Reihe von Projekten, die sicher auf irgendeine Weise geprägt waren von DEATH IN JUNE oder SOL INVICTUS, aber natürlich auch von jenen „Anderen Bands“ (Punk, Wave Bands) der DDR.
Ihnen gemeinsam war das Vorhaben, die Musik, die sie prägte, einmal auf Deutsch gesungen auszuprobieren. ORPLID, FORSETI, SONNE HAGAL reüssierten auf EIS UND LICHT, DARKWOOD und BELBORN (ausnahmsweise aus Westdeutschland) auf der sich im Todeskampf befindenden, englischen, traditionsreichen Weltenschlange (WORLD SERPENT). Diese Projekte sind alle miteinander ein interessantes Beispiel für „produktives Missverstehen“ der englischen Altvorderen, denn die Entscheidung, auf Deutsch zu singen, änderte viel mehr als nur die Sprache. Vielmehr entwickelte sich eine Musik, die an deutsche, romantische Traditionen anknüpfte. Insofern entstand ein Stil, der sich klar unterschied sowohl von der gewöhnlichen, westlich orientierten deutschsprachigen Popmusik, als auch von den sozialkritischen „Liedermachern“. Gleichzeitig wurde aber auch durch gewisse Projekte deutlich, dass der Schlager „geradezu erschreckend“ nur noch einen Katzensprung weit entfernt war. Es ist also seit jeher in vielerlei Hinsicht eine äußerst schmale Linie, auf der diese Musik balancierte, und es versteht sich (leider) von selbst, dass die Priesterherren des Pop-Geschmacks in unserem Lande, diese Projekte, wenn überhaupt, nur erwähnten, wenn es darum ging „Besorgnis“ zu äußern.   
Nun, eigentlich ist gerade mit „Notwendfeuer“ nach  drei Jahren „nur“ wieder ein Folk-geprägtes, typisches DARKWOOD-Album erschienen, die interessante, aber aus dem Gesamtwerk völlig herausfallende Zusammenarbeit mit dem israelischen Projekt CHAOS AS SHELTER nicht mitgerechnet. Mir scheint aber diese grundsätzliche Einleitung passend zu sein, weil es DARKWOOD mit diesem Album, einem musikalischen Manifest gleich, geschafft haben, das Besondere dieses Stils noch einmal grundsätzlich zu demonstrieren. „Notwendfeuer“ könnte  vielleicht auch schon soetwas wie ein runder, erster Abschluß dieses deutschen Genres sein. FORSETI veröffentlichen möglicherweise keine Musik mehr, ORPLID wandelten sich musikalisch außerordentlich. SONNE HAGAL, GRAUMAHD, WERKRAUM oder gar WALDTEUFEL und STURMPERCHT sind sowieso eher von anderen Traditionen geprägt. DARKWOOD stehen also tatsächlich etwas allein da, und es ist schön, dass „Notwendfeuer“ dann auch die hohen Erwartungen erfüllen kann und wohl - zusammen mit FORSETIs „Erde“ (2004) - das beste Album dieser „Bewegung“ geworden ist.
Im Vergleich zu „Herbstgewölk“ fällt zunächst auf, dass der DARKWOOD-Betreiber HENRYK VOGEL diesmal nur deutsche Lyrik benutzt. Der musikalische Stil ist jedoch mit dem Folk der großartigen „Weltenwende“ 10“ Vinyl (auch auf CD erschienen) vergleichbar. 2003 war "Weltenwende" der Qualitätsquantensprung des Projektes, besonders die vorherigen Folkalben sind nämlich eher mit Vorsicht zu genießen. Auf „Notwendfeuer“ kommt neben der prägenden Neofolkklampfe, Schlagwerk und einem Violoncello nun auch recht häufig ein Akkordeon zum Einsatz. Letzteres erinnert automatisch dann immer etwas an FORSETI, sorgt aber auch dafür, dass die schneidige Schützengrabenromantik, die z. B. noch „Des Falken Flug“ auszeichnete, etwas zu Gunsten einer generellen, tiefen Schwermut gewichen ist. „Schneidig“ bleibt jedoch das Schlüsselwort, um Unkundigen den grundsätzlich atmosphärischen Unterschied zwischen DARKWOOD und anderen deutschen Neofolkprojekten klarzumachen. DARKWOOD wirken immer so, als ob sich der Musiker dahinter nicht ganz ins bürgerliche Leben eingliedern kann und zum Wohle seiner Musik ähnlich traumatisiert ist, wie in der Weimarer Republik die nationalrevolutionären Veteranen des großen Krieges. Dementsprechend auch die Lyrik, die von Heimatsuche, der Fremde, Sturm und Verlusten berichtet. Einmal NVA immer NVA?
Dass der „antifaschistische Schutzwall“ nicht mehr vor verwöhnten „Antifaschisten“ und ihrem Bürgerkrieg schützt, ist aber auch tatsächlich ein schweres Los für Mitteldeutsche, wie ORPLID einmal in einem lustigen Interview anmerkten.
Das Projekt bleibt also kämpferisch. DARKWOOD sind nicht so frei schwebend wie FORSETI, auch nicht so „kunstbeflissen bürgerlich“ wie ORPLID, gleichzeitig melancholischer und schicksalsannehmender als alle anderen, ohne ins gruftige Klagen zu verfallen. Man kann sagen, dass DARKWOOD irgendwie „preußischer“ sind, insofern sie immer die Form wahren.
„Notwendfeuer“ kennt keine Schwachpunkte, allenfalls Lieder, die noch besser als andere sind. Hervorgehoben zu werden verdient z.B. „Feuerkreis“, welches von „Trompeten“, einem Gedicht von GEORG TRAKL (1878-1914), inspiriert ist und passenderweise auch mit einer solchen in typischster DEATH IN JUNE/CAMPBELL FINLEY-Manier (a la „Little Black Angel“) aufwarten kann. Großartig auch „Roggenfelder“ mit grummelndem Bass, so als hätte KARL BLAKE höchstselbst in die Seiten gehauen, Akkordeon und bezauberndem männlich-weiblichen, mehrstimmigen Gesang. Sowieso ist der weibliche Gesang hervorragend, aber auch der natürlich häufiger singende HENRYK VOGEL löst seine Aufgabe mit unauffälliger Bravour. „Unauffällig“ soll in dem Fall heißen, unprätentiös, sich nicht wie ein Rockstar in den Vordergrund singend.
Vertont werden neben GEORG TRAKL noch OTTO ERNST (1862-1926) („Wintermärchen“), sowie ADOLF BARTELS (1862-1945) („Nibelungenland“). Im einfachen Digipack ist zur Einstimmung auf das Kommende „Spruch in das Feuer“ des Hofgeismarer Arbeiterdichters KARL BRÖGER (1886-1944) abgedruckt (den auch schon DER BLUTHARSCH vertonten). Die immerfallenden, deutsch-jugendbewegten Stichworte „Heimat“, „Feuer“, „Mehr Sein als Schein“, sie alle tauchen im Laufe der Spielzeit reichlich auf und nicht wenige werden vermutlich beim Lied „Ostenfeld“ „Osten fällt, sturmgeweihtes Land“ missverstehen (wollen).  Dennoch muss man auch der projekteigenen Lyrik Lob zollen, gerade weil all das kommt, was man so vorher erahnt, und sie trotzdem nicht aufgesetzt wirkt oder nur „Subkultur-Neofolk-immanent“ zu verstehen wäre. Interessant, dass sie letztendlich doch so glaubhaft erscheint, denn wenn man DARKWOOD etwas vorwerfen kann, dann noch am ehesten, dass das, was sie tun etwas auch ein "Rollenspiel" ist (bei vielen Hörern mit Sicherheit), denn die Gefühlslage, die besungen wird, haben die wenigsten wirklich erlebt. Schade, dass die Texte nicht abgedruckt sind.

Fazit: Man kann hier nichts wirklich kritisieren, die Musik ist vollends ausgereift, der Gesang wohltuend unschief. Kitsch ist nicht vorhanden, der Pathos bleibt festgezurrt. Tatsächlich kann man DARKWOOD nur argwöhnisch betrachten, wenn man grundsätzlich etwas gegen ihre Inhalte oder ihren Gestus hat. Zum Ablästern eignet sich die Musik auf „Notwendfeuer“ jedenfalls überhaupt nicht. Deshalb ist dem Projekt hier sicher so etwas wie ein Referenzwerk einer Art deutschen, musikalischen „Gegenreformation“ geglückt, die vielleicht mal zaghaft Früchte tragen wird. Definitiv ist es das beste DARKWOOD-Album. Glückwunsch!

 
Dominik T. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» DARKWOOD
» DARKWOOD Myspace

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Zusammenfassung
Die Musik ist vollends ausgereift, der Gesang wohltuend unschief. Das beste DARKWOOD-Album in ihrem typischen, "preußischen" Stil. Ein Referenzwerk des deutschsprachigen Neofolk!
Ich empfehle, es nicht zu häufig zu hören.

Inhalt
Tracklisting:
1 Wintermärchen (5:21)
2 Lied Am Feuer (4:08)
3 Verlorenes Heer (4:05)
4 Feuerkreis (3:43)
5 Totenburg (4:46)
6 Nibelungenland (3:36)
7 Roggenfelder (3:52)
8 Ostenfeld (3:55)
9 Weltenstürme (4:45)
10 Winterrune (4:00)

Einfaches Digipack ohne Beiheft, aber ein ordentlich ausschauender, "sturmgeweihter" Junge auf dem Cover.
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