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LLOVESPELL - aktuelle Werkschau

A Lullaby For Freya Nation ...


LLOVESPELL - aktuelle Werkschau
Genre: Ambient
Verlag: Sonderübertr...
Vertrieb: Sonderübert...
Medium: Sonstiges
Preis: ~15,00 €
Kaufen bei: Sonderübertr...


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Diese Rezi behandelt gleich drei Veröffentlichungen des Leipziger Projektes LLOVESPELL:

„Excavated and expectant“ Live CDr Sue20 (2006 ltd. Ed. 60 copies)

“Signatures of sympathy” CD Sue15 (2005 ltd. Ed. 300 copies)

“Short white shot” Tape Sue10 (2004 ltd. Ed. 100 copies)

Die relativ kurze musikalische Biographie von Stefan S. beginnt im Jahre 2002, als er das Zweimannprojekt RADIO EICHENLAUB (heute bekannt als Soloprojekt ANTLERS MULM von HANS JOHMS) verließ und LLOVESPELL gründete. Seit fast fünf Jahren aktiv veröffentlichte der Künstler einige Tonträger und Samplerbeiträge auf dem Leipziger Label SONDERÜBERTRAGUNG (ebenfalls HANS J.), welche ihm wenigstens den Status eines Geheimtipp-Projektes einbrachten. Im Jahr 2006 steuerte er neben ANTLERS MULM und BAD SECTOR einen Remix für die FJERNLYS Doppel-CD „Ascending Triads & Luminous Arcs“ (LOKI FOUNDATION) bei. Das musikalische Spektrum von LLOVESPELL reicht, trotz seiner von Veröffentlichung zu Veröffentlichung ähnlichen elektronischen Ausrichtung, von (Dark) Ambient über Downtempo bis hin zu  experimenteller Minimal Musik mit Industrialeinflüssen. Wie der Name LLOVESPELL (auch LOVESPELL) bereits vermuten lässt, handelt es sich dabei um eine sehr melancholisch, mystisch und träumerisch ausgelegte elektronische Musik, die nahezu durchweg atmosphärisch dicht arrangiert  wurde. Der größere Teil der Musikstücke wird durch männlichen und weiblichen Sprechgesang (MANDIE K.) ergänzt bzw. man sollte sagen, dass die Stimmeinsätze den elektronischen Kompositionen einen etwas mehr organischen, also lebendigen Charakter verleihen. Den meisten Songs wohnt eine gewisse Eingängigkeit inne, welche durch den relativ dezenten Einsatz von pop-angehauchten Drums/Percussions erreicht wird. Zuweilen erinnert die Musik an die grandiosen MORTUO SIMILIS, wenngleich LLOVESPELL im Gegensatz zu besagtem Projekt eindeutig und primär auf atmosphärische Ambientteppiche setzt und die Rhythmusabteilung im Hintergrund hält. Somit ist bereits ein erster Vergleich vollzogen, ohne dabei die notwenige Eigenständigkeit absprechen zu wollen, die LLOVESPELL zweifelsohne besitzt. Ebenso kann eine gewisse Parallele zu dem Projekt ICH WOLLTE ICH KÖNNTE gezogen werden (siehe auch den Beitrag zum NONPOP-Sampler), zumindest was den Einsatz flächiger Ambientmelodien und die grundlegende Melancholie der Musik angeht. Ebenso sind natürlich RADIO EICHENLAUB/ANTLERS MULM (siehe auch den Beitrag zum NONPOP-Sampler),heranzuziehen, was angesichts der früheren gemeinsamen musikalischen Aktionen kaum verwunderlich erscheint… Nun aber zu den Tonträgern!


"Excavated and expectant“ (Live CDr)

Bei dieser bereits ausverkauften Auflage von gerade einmal 60 Kopien handelt es sich um den Mitschnitt eines LLOVESPELL-Konzerts im Rahmen einer SONDERÜBERTRAGUNG-Veranstaltung gemeinsam mit ANTLERS MULM und KRUTAR TETOX am 03.06.2006 in Leipzig. Die Stücke reflektieren eigentlich in absolut erstklassiger Soundqualität das gesamte Können der Akteure um dieses Projekt. Von den Stücken geht eine Dichte und Melancholie aus, welche den Zuhörer nur in den Bann ziehen kann, was auch nicht unwesentlich an dem fast schon beschwörerischen weiblichen Stimmeinsatz liegen mag. Während das kurze Intro (als Willkommensgruß für die Besucher) überraschenderweise nur ein hochfrequentes Pfeifen und einen gesprochenen 10 – Zero Countdown ausmacht, geht es mit dem Opener „The touch/fear“ gleich in für LLOVESPELL typische Gefilde. Mit dem Song „Signature of sympathy“ vom gleichnamigen Album aus dem Jahre 2005 muss man fast schon von einem kleinen Hit sprechen, der trotz des Einsatzes altbackener düsterer, elektronischer Chöre unglaublich unter die Haut geht: düster, teilweise rituell und dennoch komplex arrangiert, ohne Pathos und fehlende Abwechslung, was auch für die folgenden Stücke dieses Konzertes gilt. Unbedingt erwähnenswert ist noch die Live Version des Titeltracks „Short white shot“ (vom gleichnamigen Tape), welcher ebenfalls erstklassig in Szene gesetzt wurde und ebenso das geheimnisvolle „Mind of water“ zum Abschluss, ehe das Intro nun rückwärts das Outro ist… Schade um die kleine Auflage, wer diesen Tonträger dennoch in die Hände bekommen sollte, zugreifen!


“Signatures of sympathy” (CD)

Das Fulltime-Album aus dem Jahre 2005 beschert im Grunde all jene Facetten, welche bereits im Vorfeld dieser Besprechung zu LLOVESPELL benannt wurden. Abwechslungsreich trotz der durchgehend elektronischen Musik, teilweise ohne einen zu verleugnenden Einsatz minimalistischer und fast schon chillig-poppiger Drumsequenzen, wenngleich dabei kein Absinken in luschige Synthi Pop-Gefielde zu verzeichnen ist. Hinzu kommen die relativ eingängigen Melodien, die meist eine gewisse Erhabenheit  ausstrahlen, regelmäßig aber auch Experimentierfreude und Spaß am Klangtüfteln bezeugen. Manchen Stücken kann man auch Einflüsse aus dem Darkwave und sogar Trip Hop zusprechen, ohne dass die Atmosphäre des Albums dabei angekratzt oder gar gestört wird. Dezent zwischen den Schwingungen der Musik sind wieder männlicher und weiblicher Stimmeinsatz vernehmbar, teilweise sehr experimentell und entfremdet eingebettet. Insgesamt kommen die 14 Lieder mehr oder minder melancholisch rüber, als wirklich düster würde ich das Werk nicht bezeichnen, viel eher handelt es sich tatsächlich um eine Art vertonte Alltagsmelancholie mit einer gewissen Sehnsucht nach Stille und Abgeschiedenheit. Freunde experimenteller (Ambient-) Elektronik sollten LLOVESPELL auf jeden Fall eine Chance geben, diese Platte ist ihr Geld wirklich wert. 


“Short white shot” (Tape )

Sehr schön, dass es doch immer wieder einmal Projekte/Label gibt, die auch im neuen Jahrtausend noch Kassetten publizieren (diese Plastikteile mit Magnetband), auch wenn der Markt dafür kaum noch vorhanden ist. Aber es geht ja echten Idealisten dieser Musikkultur nicht um Absatzmärkte, sondern um das Verwirklichen eigener Ideen, was von der Musik über Aufmachung bis zu den Tonträgern reicht bzw. reichen sollte. Es gibt nichts Schlimmeres als langweilige Jewelcase-CDs oder billig aussehende und vor allem nichts taugende Digipack-CDs. Wie die bereits vorgestellten Tonträger ist auch dieses Tape in einer relativ schlichten, doch schön anzuschauenden, handgemachten Pappbox verpackt. Das Tape mit der Spielzeit und dem Charakter einer Single bietet vier kurze Stücke, die ich ein wenig experimenteller und ambienthafter nennen würde, insbesondere im direkten Vergleich zu „Signatures of sympathy“. Da das Tape ein Jahr zuvor erschien, kann dies vielleicht auch eine Frage der Entwicklung von LLOVESPELL sein. Nichtsdestotrotz überzeugen Songs wie „Short white shot“ oder „A lullaby for Freya Nation“ auf der ganzen Linie, wenngleich die Kassette zu schnell durchgelaufen ist, ehe man richtig in die Musik eintauchen konnte. Tut nichts zur Sache, eine angenehme kleine Nachtmusik ist es allemal!

Fazit:

LLOVESPELL kann nur als Tipp weitergegeben werden, und das nicht nur wegen der musikalischen Referenzen von Stefan S., sondern auch aufgrund der Qualität ihrer bisherigen Veröffentlichungen. Natürlich und wie so oft, ist auch LLOVESPELL kein neuer Stern am Himmel der elektronischen Musik, definitiv aber einer der hell leuchtenden. Problematisch wird es in Zukunft werden, wenn sich LLOVESPELL auf dieser Schiene nicht mehr weiterentwickeln können, weil gerade in dieser Art der experimentellen Musik Stagnation und Wiederholungen häufig sind. Ansonsten kann man nur hoffen, dass LLOVESPELL in der kommenden Zeit mit Tonträgern und Konzerten mehr Aufmerksamkeit auf sich werden lenken können. Empfehlung!


 
für nonpop.de


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Zusammenfassung
LLOVESPELL kann nur als Tipp weitergegeben werden, was nicht nur durch die musikalischen Referenzen von Stefan S. belegt wird, sondern auch die Outputs von LLOVESPELL selbst beweisen. Man kann nur hoffen, dass LLOVESPELL in der kommenden Zeit mit Tonträgern und Konzerten mehr Aufmerksamkeit auf...

Positiv aufgefallen
Handgemachte Verpackungen, saubere Produktion.

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