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Dominik T.

CONCRESCENCE: Obscured By The Dark Years

Das THIEVES OF IMPRESSIONS-Archiv (CD)


CONCRESCENCE: Obscured By The Dark Years
Genre: Neofolk
Verlag: Ahnstern
Medium: CD
Kaufen bei: Amazon


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Als in der zweiten Hälfte des nun vergangenen Jahres über AHNSTERN, das Folk-Sublabel von STEINKLANG, das Album "Obscured By The Dark Years" von einem bisher nicht in Erscheinung getretenen Projekt namens CONCRESCENCE erschien, dürfte dies von der deutschen Neofolk-Öffentlichkeit nicht interessierter oder weniger interessiert als andere "No Name"-Neuerscheinungen aufgenommen worden sein.
Wenn man allerdings genauer hinsah, konnte man auf dem Cover und sicher auch in der Labelbeschreibung den Hinweis "The 'THIEVES OF IMPRESSIONS'-Archive" lesen.
THIEVES OF IMPRESSIONS stammten aus Bayern, gehörten mit Projekten wie P.A.L. oder TELEPHERIQUE zum Gründungsumfeld des  Labels ANT-ZEN und veröffentlichten dort auch 1993 ihre Debütkassette, welche musikalisch elektronisch-ritueller Natur war. (Zugegebenermaßen nie gehört und bei Ebay nicht ganz billig.) Ab 1994 dann entwickelten T.O.I. ihren Stil behutsam in eine etwas folkloristischere "DEAD CAN DANCE-Richtung", möglicherweise weil sie von dem seinerzeit relativ neuen DEAD CAN DANCE-Album "Aion" (mit "Saltarello", 1990) schwerst beeindruckt waren. Den Begriff "Neofolk" gab es zu dieser Zeit noch nicht, aber schaut man sich an, womit sich THIEVES OF IMPRESSIONS so auseinandersetzten, könnte man sie vielleicht am ehesten als erste deutsche Vertreter dieses von WORLD SERPENT geprägten "Genres" bezeichnen, auch wenn bei der Suche nach einer "deutschen Antwort auf WSD" (wobei "deutsch" zu Anfang noch nicht "deutschsprachig" bedeutete) sicher noch, zumindest thematisch und kontextbezogen, Projekte wie MENTAL MEASURETECH, PHALLUS DEI, BOOK OF WISDOM, ENGELSSTAUB, IN MY ROSARY und wohl auch - innerhalb des Gruftrocks - FORTHCOMING FIRE ein Wörtchen mitzureden hatten.

Man sieht hier, dass damals sozusagen zwei Stränge zusammenliefen: MENTAL MEASURETECH (die späteren ERNTE) entstammten eher der "Industrial Culture" bzw. dem auslaufenden Krautrock-Bereich (Stichwort: HIRSCHE NICHT AUFS SOFA) und THIEVES OF IMPRESSIONS kamen eher vom schnöden "Dark-Wave", zumindest klingen sie so. Nicht zuletzt durch eben DEAD CAN DANCE waren jedoch "Gemeinsame Nenner" bereits gefunden.

CONCRESCENCEs bzw. T.O.I.s Stil lässt sich sehr einfach beschreiben, denn so richtig originell war das wohl auch Mitte der Neunziger schon nicht. Über weite Strecken wird hier versucht, DEAD CAN DANCE in ihrer Mittelalter/Renaissance-Musik-Phase, inkl. männlich-weiblichem Duettgesang, nachzuahmen. Flöte wird gespielt, viel Geige, einiges an Getrommel, Neofolkklampfe, Kontrabass und viel Keyboard. Alles in allem klingt man jedoch - wenig überraschend - synthetischer als die großen Vorbilder und versucht auch etwas "düsterer" zu sein. Das Synthetische bei CONCRESCENCE ist und war natürlich eine Frage des Budgets, und das "Düstere" hinterlässt beim Rezensenten die Wirkung von verschiedenen, aneinandergereihten "Black Metal Intros", was nicht unbedingt als Vorwurf zu verstehen ist, sondern nur die eskapistische Natur des Ganzen verdeutlichen soll. Selbstverständlich scheitern CONCRESCENCE, wenn es darum geht, wie DEAD CAN DANCE zu sein, doch immerhin ist es ein Scheitern auf recht hohem Niveau und vollzieht sich nicht ohne Charme.
Sechs der dreizehn Lieder entstammen dem 1994er THIEVES OF IMPRESSIONS-Album "Sophia's Nectar" und sind originalbelassen. Fünf weitere Lieder wurden 1995 aufgenommen und sind bisher unveröffentlicht. Der Song "Celtic Wedding" stammt ebenfalls vom "Sophia's Nectar"-Album, wird hier aber als gekürzte Remix-Version präsentiert. Diesen Remix hätte man sich aber komplett sparen können: Einfach furchtbar mit Techno/Eurodance-Einfluss und "Mittelalter" gemischt. (Das ist mein persönlicher Geschmacksalptraum.) Allerdings ist diese Version auch etwas kurios, weil zwei Mal Ideenklau betrieben wurde. (Vielleicht war es ja unbewusst.) Das Trommeln zu Beginn ist fast identisch mit LUX E TENEBRIS (sprich FIRE AND ICE) auf ihrer Nietzsche-Adaption "Purity" ("The Pact I"), und die darauffolgende, sich wiederholende, dramatische Keyboardsequenz ist hundertprozentig, 1:1 von einem DERNIERE VOLONTE-Stück übernommen, achtet mal darauf!
Es gibt aber auch Positives zu vermelden: "Catholic Dark" (von "Sophia's Nectar"), das folkigste Stück des Albums, ist einfach zum Dahinschmelzen schön und ein waschechter, sensibler Neofolkhit, so in der Art wie einst "The Devil's Plaything" oder "The Isles Of The Blest" von BACKWORLD .
Die besten Lieder der CD stammen von "Sophia's Nectar", somit ist man wohl fast besser beraten, wenn man versucht, dieses alte Album gebraucht zu finden. „Obscured By The Dark Years“ kann man als Kaufanschaffung denjenigen empfehlen, die ein historisches Interesse an THIEVES OF IMPRESSIONS, dem ANT-ZEN-Label und den Ursprüngen der deutschen Neofolk-Szene haben oder alt genug sind, um hier "Nostalgie" zu empfinden. Davon abgesehen kann man CONCRESCENCE nur Ernst nehmen, wenn man auf "Herr Der Ringe" und eskapistischen Romantik-Gruft-Teenie-Ösi-"Black Metal" wie SUMMONING, DIE VERBANNTEN KINDER EVAS, PAZUZU, MORTIIS, heftigst angegruften "Neofolk" a la QNTAL, STOA und IMPRESSIONS OF WINTER (Immer diese "Impressionen") usw. steht oder DEAD CAN DANCE-Epigonen sammelt. Charmant ist das Ganze aber schon.
Warum THIEVES OF IMPRESSIONS hier als CONCRESCENCE firmieren und man nicht gleich die Gelegenheit beim Schopf gepackt und auch die alten Kassetten veröffentlicht hat (Das wäre mal interessant gewesen.), wissen nur die Beteiligten und vielleicht die Götter.
Ebenso versteht man nicht wirklich, warum auf dem Cover jugendliche Soldaten (der Roten Armee?) abgebildet sind, zur Musik passt das jedenfalls nicht. Da wäre ein romantisch ausschauender Kerl in Rüschenhemd, der seiner Geliebten, eine Fee, tief und ernst in die Augen blickt, passender gewesen.

 
Dominik T. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» alte T.O.I. Rezension
» T.O.I. bei Discogs


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Kommentare
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Re: lol
Dominik T. (03-01-2007, 14:42)
Hallo logic_system,

Eigentlich finde ich nicht, daß das ein Verriss ist, ich habe eben einfach "nur" auch ein paar Dinge kritisiert bzw. nicht so sonderlich beeindruckend gefunden.
lol
logic_system (03-01-2007, 13:49)
gut geschriebener verriss, danke für den tipp zur "sophia´s nectar", kenne die band von div. tape samplern und da waren die tracks ziemlich gut

Zusammenfassung
Ein zum Dahinschmelzen schöner Neofolksong ist "Catholic Dark", der Rest bewegt sich zwischen "Low Budget"-DEAD CAN DANCE und eskapistisch-dramatischen Fantasy-Mittelalter- Klangwelten.
CONCRESCENCE sind THIEVES OF IMPRESSIONS, einst Mitbegründer des Labels ANT-ZEN.

Inhalt
Tracklisting:
1 Leszerazz Galliard (5:48)
2 Birds Of Passage (7:09)
3 Catholic Dark (4:49)
4 Herz (4:13)
5 Delia XLV (7:05)
6 Celtic Wedding (Remix) (6:33)
7 Lost Cathedral (2:31)
8 Relation (3:43)
9 Madrigal (5:05)
10 Sonata (2:28)
11 To A Forgotten Queen (6:21)
12 Changes (6:19)
13 Autumn (2:07)

Normales Jewel Case, zweiseitiges Booklet ohne Texte, aber mit "esoterischen" Kommentaren.
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