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Roy L.

LOKASENNA I.O.C.: November Wind

through the winter's woods


LOKASENNA I.O.C.: November Wind
Genre: Military Pop
Verlag: Elitepop
Erscheinungsdatum:
Oktober 2006
Medium: Vinyl 10''
Preis: ~14,00 €
Kaufen bei: T.u.T./R.u.R...


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Das junge niederländische Kunstpropagandalabel ELITEPOP, das wir bereits Mitte des Jahres mit seiner ersten Veröffentlichung (ICH WOLLTE, ICH KÖNNTE - "Musique Au Mètre" 7") vorgestellt hatten, präsentiert nun eine neue, ausgefallenerweise aus Belgien stammende Entdeckung für die ambivalente Tarnfleck-Pop-Fraktion. LOKASENNA I.O.C. entstand als Einmannprojekt vor knapp zwölf Jahren und entwickelte sich, wie das bei den meisten Szenebands der Fall ist, nur mühsam und diskontinuierlich. Nach einigen hiesigen Festivalauftritten, durch die das Projekt zu einer Band angewachsen ist, stellte SVEN P. (erschreckende Erkenntnis: alle Neofolker mit einem mit "P" anlautenden Namen kürzen diesen pearcegetreu mit "P." ab...) zwei kurze Archiv-CD-Rs mit über mehrere Jahre hinweg aufgenommenen Demos zusammen, von denen fast schon ein Großteil der Stücke nun auf der hier vorliegenden 10" zum ersten Mal offiziell veröffentlicht wurden.      
Dass allerdings nicht alles Elite sein muss, wo Elite draufsteht, sollte man nach anfänglicher Euphorie schnell verinnerlicht haben. LOKASENNA I.O.C. haben sich schon mit dieser ersten Platte in einem Strickmuster verfangen, das uns nötigt, eine langweilende Liste von Referenzkünstlern aufzuzählen, ohne dass die Belgier bereits die Reife hätten, unter diesen Namen bestehen zu können. Da hilft auch der dynamisch wirkend wollende Schlagabtausch von Ambient, Düsterfolk und Orgelbombast nicht viel, sondern verweist eher auf eine fade Halb-und-Halb-Mentalität, wie sie auch dem oftmals zu unrecht in den Himmel gehobenen deutschen Projekt :GOLGATHA: zu eigen ist. Auch diese latent antimodernistische, militant-naturmystische Attitüde, mit der sich LOKASENNA I.O.C. brüsten, ist wie bei so vielen Hobbykulturpessimisten und -romantikern in der Szene eher nur Vehikel, um einen möglichst seriösen Eindruck zu hinterlassen. Dabei lassen sich auf musikalischer Seite gut einige interessante Passagen finden, die für die Zukunft, auch ohne Überbau und Poserei, ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit verdienen würden.
Der Einstieg zumindest wirkt mit dem Anbrausen des klirrenden Windes, den kaltbrüchigen Geräuschkratzern, der monoton-dumpfen Bassturbine und dem Aufwall sakraler Orgeln sehr andächtig und verheißungsvoll und erinnert zudem an manche ältere aryhthmische DERNIÈRE VOLONTÉ oder an schrägere DEATH IN JUNE der "Take Care And Control"-Phase. Die große Enttäuschung und der harte Boden der Realität lassen jedoch nicht lang auf sich warten. Erschreckend billig hören sich die synthetischen Märsche und Streicher, obzwar durch 'echte' Arrangements der jungen Cellistin SIRJA L. aufgewertet, im zweiten Titel "Hier Stehen Wir" an. Von der Stimmung her würde ich das Stück gern in die Kategorie 'Heilsarmee und Volksfront' einordnen. Die Holländer von VOLKSWEERBAARHEID stehlen sich da einem ins Gedächtnis, auch LEGER DES HEILS und die anderen üblichen Verdächtigen. Ein Label wie HAURUCK! hätten LOKASENNA I.O.C. mit ihrem Tonmaterial eigentlich auch behelligen können, aber vielleicht fehlt ihnen dazu noch ein wenig Verwegenheit und Ironie. Das darauffolgende "Ostara" - hier ist der Titel Programm - schickt uns sogleich ins leider gar nicht mal so frühlingshafte Brachland des Neofolknachwuchses. Die gewohnten Wandergitarrenakkorde, die gewohnten fanfarenartigen Flächen und die von DEATH IN JUNE abgekupferten dezenten Percussioneinsprengsel vollbringen nicht mehr, als dem Hörer ein  müdes Gähnen ins Ohr zu hauchen. Im Westen nichts Neues. Na gut, es gibt weitaus blutigere Anfänger, keine Frage. Besser als ihren Landsleuten WEIHAN ist ihnen der Neofolkausflug allemal gelungen. Trotzdem, vinylwürdig ist das hier noch lange nicht.
Die drei Stücke der Kehrseite haben dann auch keine allzu großen Überraschungen mehr in der Hinterhand. Bei "Cello" wird ein weiteres Mal eine Portion rhythmischer Camouflage-Klassik serviert und "L'ame Solitaire" kommt nicht über die bedrückende Monotonie nächtlichdunkler Keyboards und einer gesampelten Kinderstimme hinaus. Der Schlussakt ertönt noch einmal in französischer DV-Manier, aus den anfänglichen Sequenzen tropft ein wenig minimalistische Kühle, die Orgel dringt wiederum vor Pathos überschäumend aus der Tiefe hervor. Im Grunde ist das auch die hörenswerteste Stelle dieser 10", zumindest bis das Stück irgendwo im winterlichen Eisenwald stecken bleibt und richtig aufdringlich wird.
Man sollte, will man LOKASENNA I.O.C. eine faire Chance geben, zwei Dinge beachten. Erstens: so laut wie möglich hören, sich von der Öko-Militaria-Geste mitreißen lassen und nicht daran denken, dass es spannendere Musik geben könnte. Zweitens: im Hinterkopf behalten, dass die sechs Titel dieser Platte eigentlich uralte Relikte sind und die Belgier inzwischen an einem vielschichtiger instrumentiertem Werk arbeiten.
Bleibt immer noch die herbe Enttäuschung um die unerwartete Häutung des ELITEPOP-Labels zu verwinden. Dem stechenden Avantgarde-Anspruch ihres Pamphlets wird diese Platte nämlich keineswegs gerecht. Wie viele Erzeugnisse des Genres wirkt "November Wind" uninspiriert und uninspirierend. Elitär ist hier allerdings einmal mehr die aufregend elegante Gestaltung, der im Vergleich zur Musik tatsächlich etwas Imaginatives anhaftet. Für Sammler wahrscheinlich wird dies auch der einzige Anreiz zum Kauf bleiben. Unersättlichen Uniform-Fetisch Hörern dagegen sei der belgische Novemberwind ohne Bedenken auf den Plattenteller gelegt.


 
Roy L. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Lokasenna i.o.c.
» Elitepop


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Zusammenfassung
Debüt-10" einer belgischen Formation. Größtenteils uninspirierter Mix aus Dark Folk, soldatischem Neoklassik und Ambient. Einige bessere Momente erinnern an die ruhigen Dernière Volonté. In Elite Pop gemäßer eleganter Verpackung.

Inhalt
A:
November Wind
Hier Stehen Wir
Ostara

B:
Cello
L'ame Solitaire
Dernier Acte

25min

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