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Tony F.

BONNIE 'PRINCE' BILLY: The Letting Go

Die Welt des Will Oldham


BONNIE 'PRINCE' BILLY: The Letting Go
Genre: Folk (-Rock)
Verlag: Drag City
Vertrieb: Domino
Erscheinungsdatum:
August 2006
Medium: CD
Preis: ~12,00 €
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Island war seit jeher ein Ort, der Musiker angezogen hat, um sich inspirieren zu lassen. Dies trifft auch auf Bands wie CURRENT 93 zu - oder eben BONNIE 'PRINCE' BILLY, der sein Album "The letting go" auf Island aufgenommen hat. Warum erwähne ich hier CURRENT 93 explizit? Nun, wenn man weiß, dass BONNIE 'PRINCE' BILLY ein alter Ego von WILL OLDHAM ist, der eben zuletzt auf "Black ships ate the sky" mit DAVID TIBET zusammengearbeitet hat, dann wird die Erwähnung schon nachvollziehbarer. Tatsächlich gibt es wohl mittlerweile eine tiefere Verbindung zur CURRENT-Familie, da ein Lied dieses Albums quasi der musikalischen Arbeit von BABY DEE gewidmet ist. 


WILL OLDHAM ist ein amerikanischer Musiker, der sich im Kosmos des Folk und Blues bewegt und schon einige Veröffentlichungen vorweisen kann. Sein Lebenslauf liest sich einigermaßen interessant. Er beginnt sein öffentliches Leben als Schauspieler in Hollywood, wird als Nachwuchstalent gehandelt, verlässt die Filmindustrie plötzlich und wendet sich 1991 der Musik zu. Neben der Zusammenarbeit mit DAVID TIBET hat er auch mit JOHNNY CASH auf "American III: Solitary man" zusammengearbeitet. 


Mit "The letting go" ist ihm aber sicherlich sein bisher schönstes und klanglich voluminösestes Album gelungen. Hier wird versponnener Folk amerikanischer Akzentuierung geboten, der auch mal (aber auf diesem Album selten) in Richtung Blues driften kann. Die musikalischen Säulen des Albums bestehen aus der teilweise brüchigen aber auch in einigen Momenten durchaus kraftvollen Stimme WILL OLDHAMs, dem allgegenwärtigen akustischen Gitarrenspiel, wunderbaren, nie aufdringlich wirkenden Streicherarrangements und aus der weiblichen Stimme von DAWN MCCARTHY (Sängerin der FAUN FABLES), die ein ungemein wichtiger Bestandteil dieses Albums ist. 


Das Album beginnt mit sanften Streicherakkorden bevor die Gitarren und der Gesang einsetzen. Dieses erste Stück namens "Love comes to me" ist ein recht schlichter aber einprägsamer Folk-Song, der musikalisch schon einmal die Richtung vorgibt, wobei auf der Platte die musikalischen Grenzen sicher noch etwas mehr ausgelotet werden als gerade in diesem Stück. Der erste Höhepunkt des Albums entspinnt sich im nachfolgenden "Strange form of life". In diesem Stück erhebt sich zum ersten Mal die Stimme von DAWN MCCARTHY deutlicher über den Song. Sie fügt der Gesangslinie von WILL OLDHAM eine prägende zweite Stimme hinzu und setzt parallel, wie in mehreren Songs des Albums, ihre Stimme als Instrument ein, indem sie wunderschöne Melodiebögen über die Komposition spannt. Das mitreißende Gitarrenspiel im instrumentalen, druckvollen Refrain, der so auch von BACKWORLD stammen könnte, tut dann das Übrige. 


Mit "Wai" folgt ein eher ruhig fließendes Stück mit erstmals verhaltener Perkussion, bevor mit "Cursed Sleep" ein deutlich vom Blues beinflusstes Stück (ebenso wie noch deutlicher bei "Cold&Wet") dargeboten wird, das allerdings abermals durch prägnante Streicher begeistern kann. Mit "No bad news" wird ein weiteres Zwischenhoch markiert, bevor das letzte sehr starke Drittel des Albums beginnt. Der meiner Meinung nach eindrucksvollste Song dieses Albums, "The seedling", beginnt ruhig mit repetitiven Gitarren- und Bassläufen, bevor sich ein grummelndes Schlagzeug und die Stimme WILL OLDHAMs einschalten. Nach und nach wird die Spannung durch Streicher- und weiblichen Gesangseinsatz erhöht, bis der Refrain regelrecht explodiert. Beim Hören hatte ich den Eindruck, als würden die Streicherharmonien, die weibliche Stimme und die Gitarren beim Refrain förmlich gegeneinander kämpfen - zumindest sich reiben. Es fügt sich allerdings alles wunderbar zusammen, und "The seedling" ist ohne Frage der druckvollste und gleichzeitig stärkste Song dieses Albums. Ich für meinen Teil habe dieses Jahr kaum einen besseren Song im Folk/Neofolk-Bereich gehört. 


Im folgenden nicht minder starken aber ruhigeren, ja, herbstliche Stimmung verbreitenden "Then the letting go" fasziniert abermals das Zusammenwirken der männlichen und weiblichen Gesangsparts, die mich von ihrer Anlage her ab und zu an SALLY DOHERTY erinnern. Schließlich folgt das klanglich wunderbar versponnene und atmosphärisch sich nach und nach entfaltende, der Musik BABY DEEs gewidmete, "God´s small song", bevor das Album mit "I called you back" endet. 


Was dieses Album ausmacht, sind die wunderbaren Melodien, die zumeist allerdings nur vordergründig minimalistisch umgesetzte Musik und nicht zu vergessen, der wirklich nicht wegzudenkende weibliche Gesang. Dazu versprüht die Aufnahme geradezu einen analogen Charme. Überall rauscht oder rumpelt es im Klangbild, ohne dass der Gesamtklang leidet. Sicher werden nicht jedem LT-Hörer alle Stücke liegen. Aber Songs wie "Strange form of life", "No bad news", "The seedling" oder "Then the letting go" sind großartige, sicherlich "szenekompatible" Songs, denen man sich unbedingt einmal nähern sollte.


 
Tony F. für nonpop.de



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Zusammenfassung
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Inhalt
Love comes to me
Strange form of life
Wai
Cursed sleep
No bad news
Cold & wet
Big Friday
Lay and love
The seedling
Then the letting go
God´s small song
I called you back
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