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Axel M.

NEW YORK DOLLS: Die neue Platte


NEW YORK DOLLS: Die neue Platte
Genre: Rock
Verlag: Roadrunner...
Erscheinungsdatum:
August 2006
Medium: CD / LP
Preis: ~17,00 €
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NEW YORK DOLLS – Some Day It Will Please Us To Remember Even This



Es gibt Veröffentlichungen, bei denen man sich, wenn man ihrer zum ersten Mal angesichtig wird, fragt: “Muß das denn jetzt noch sein?” Ehrlich gesagt, ging es mir bei genau diesem Tonträger so. „Da haben sich ein paar abgehalfterte Transen mal wieder zusammen gefunden, um ihre Rente mit einem Aufguß ihrer damaligen Schandtaten aufzubessern.“

Nun ist der erste Eindruck zum Glück nicht immer der beste, und ich habe mich dann kürzlich doch dazu hinreißen lassen, die neue Platte der NEW YORK DOLLS zu erwerben. Genau, die Band, die 1973 das Album NEW YORK DOLLS und 1974 "Too Much Too Soon" herausbrachte und dann auseinander ging. Irgendwo war diese Musik eine Mischung aus Glam Rock und hartem Rock’n’Roll, aber ohne die DOLLS hätte es weder die SEX PISTOLS noch die RAMONES gegeben. Genau wie die STOOGES waren sie Wegbereiter des Punk, der in England mit den SEX PISTOLS (die auf ihrem ersten Album mit dem Lied "New Yokrk" eine Hommage an die DOLLS verfaßten) und in den USA mit den ganzen CBGB’s Bands (TELEVISION, RAMONES, PATTI SMITH und weitere) seinen Anfang nahm.

Personell bestand die Urbesetzung aus dem Sänger DAVID JOHANSEN, JOHNNY THUNDERS an der Gitarre, ARTHUR KANE am Baß, SYLVAIN SYLVAIN an der Rhythmusgitarre und JERRY NOLAN am Schlagzeug. THUNDERS und NOLAN starteten dann mit den HEARTBREAKERS ein immer noch unvergessliches Projekt. THUNDERS schoß sich dann 1991 nach einer erfolgreichen Solo-Tour durch Japan mit Heroin ins Jenseits, NOLAN starb kurz darauf auch. KANE wurde vor zwei Jahren von der Leukämie dahingerafft.

JOHANSEN veröffentlichte einige Soloplatten (auch unter dem Namen BUSTER POINDEXTER), stilistisch eher dem Pop und später dem Blues behaftet, schaffte es damit aber auch, auf die Soundtracks von Abel Ferrara-Filmen zu gelangen oder auf Kurt Weill-Tribute-Samplern vertreten zu sein.

Bei den heutigen DOLLS musizieren nur noch zwei der Ursprungsmitglieder, nämlich JOHANSEN und SYLVAIN. STEVE CONTE (Gitarre), SAMI YAFFA (Baß), BRIAN DELANEY (Schlagzeug), BRIAN KOONIN (Tasten) besorgen den Rest. Und erfreulicherweise hat sich musikalisch nichts geändert!

Uns erwartet auf vier LP-Seiten (und natürlich auch CD bzw. CD/DVD als limitierte Erstauflage) der gleiche dekadente (siehe das Plattencover!), naive, mitreißende und durch JOHANSENs kraftvolle Stimme vorangetriebene Rock’n’Roll, der schon vor 30 Jahren zu begeistern wußte.

Zu verdanken ist diese Wiedervereinigung (oder eigentlich eher Neugründung) MORISSEY, der 2004 für das Meltdown Festival in der Royal Festival Hall in London einen Auftritt anregte. Daraus wurde dann halt mehr, und so entstanden neue Lieder, für die jedes Bandmitglied laut JOHANSEN eigene Ideen beisteuerte. Produziert wurde das neue Album von JACK DOUGLAS, der schon auf der ersten Platte als Tontechniker mitwirkte. Und natürlich auch, wie es sich für eine Wiedervereinigung gehört, wurde einige Prominenz ins Boot geholt, nämlich IGGY POP, MICHAEL STIPE (R.E.M.) und BO DIDDLEY (dessen Lied PILLS auf der ersten Platte gecovert wurde).

Das zu den Dolls. Mehr nachlesen kann man auf www.nydolls.org.

Mit dem für die limitierte Erstauflage obligatorischen Bonus gibt’s 14 Lieder:

„We’re All In Love“ – typischer 70er Jahre NY-Punk

„Runnin’ Around“ - eine Rhythm & Blues-Nummer, wie unverbrauchte ROLLING STONES

„Plenty Of Music“ – DER Gitarren-Pop-Song für dieses Jahr, mein Favorit, wie ein verliebter LOU REED

„Dance Like A Monkey“ – würde ich als sogenannten Power-Pop bezeichnen

„Punishing World“ – wieder typisch frühe DOLLS

„Maimed Happiness“ – schöne Rock-Ballade

„Fishnets & Cigarettes“ – typischer 70er Jahre Glam, wieder mit einem Stich STONES

„Gotta Get Away From Tommy“ – die UNDERTONES und DAMNED lassen hier grüßen

„Dancing On The Lip Of A Volcano“ – durch den Gast-Sänger MICHAEL STIPE bedingt leichtes R.E.M.-Flair

„I Ain’t Got Nothin’“ – wie eine BOB DYLAN-Nummer zum Wunderkerzen-Schwingen

„Rainbow Store“ – 80er Jahre Power-Pop

„Gimme Luv & Turn On The Light“ – so könnten THE WHO heute klingen, den Gastmusiker IGGY POP hört man übrigens nicht heraus.

„Take A Good Look At My Good Looks“ – schade, daß die ROLLING STONES 1972 aufgehört haben, gute Musik zu machen, so könnte das heute klingen

Als Bonus gibt es dann „Seventeen“, ein schönes Soul-Stück, an JAMES BROWN erinnernd, mit dem Gastsänger BO DIDDLEY, dessen Lied PILLS wie schon gesagt auf dem Debüt damals gecovert wurde.

Was gibt es noch zu sagen: bedruckte Innenhüllen, Platte 1 ein Comic, Platte 2 weiteres Band-Photo mit den Credits. Herausgebracht wurde die Platte auf ROADRUNNER. Holt euch auch die ersten beiden Veröffentlichungen sowie das später auf MUNSTER erschienene Doppel-Album „Endless Parties“. Die ganzen nachgeschobenen Live-Alben sind mit Vorsicht zu genießen und haben lediglich dokumentarischen Charakter

JOHANSEN widmet das Werk den „begeisterten Anhängern des Kali Yuga“.

Und ansonsten: denen die nicht mehr da sind: „Sleep, baby dolls…“

Wahrer Rock’n’Roll ist ein Experiment, das ohne Netz und doppelten Boden durchgeführt werden muß, und da gibt es halt Opfer…



Axel Meese, Oktober 2006 
www.neue-aesthetik.de


 
Axel M. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» NEW YORK DOLLS Homepage


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